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Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis
Autoren: Dennis Wheatley
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verließ den Herzog schnell, um außer Hörweite zu kommen, aber die schrille Stimme der Frau war deutlich zu verstehen.
    »Nun, Simon, Sie sind wohl schon ganz aufgeregt, was wir heute nacht erfahren werden? Es wird uns sehr nützlich sein, daß dies Ihre Geburtskonjunktion ist.«
    Aha, sagte de Richleau zu sich selbst. Jetzt beginne ich zu verstehen, und diese Zusammenkunft gefällt mir immer weniger. Laut fragte er Simon: »Wie sagtest du eben? Interessierst du dich für Astronomie oder für Astrologie? Das ist nämlich ein beträchtlicher Unterschied.«
    »Für Astronomie natürlich. Möchtest du noch etwas Champagner?«
    »Danke, nein. Vielleicht später.« Der Herzog unterdrückte ein Lächeln, als er bemerkte, daß Simon mit Mocata, der die Frage gehört hatte, einen schnellen Blick austauschte.
    »Ich wünschte, heute wäre eine unserer üblichen Zusammenkünfte«, fuhr Simon verlegen fort. »Dann würde ich euch bitten zu bleiben. Aber wir wollen den Jahresbericht der Gesellschaft durchgehen, und da du und Rex keine Mitglieder seid …«
    »Verstehe, verstehe, mein Junge.« Der Herzog war fest entschlossen, nicht eher zu gehen, als bis er herausgefunden hatte, was hier gespielt wurde. »Ich wäre schon längst gegangen, wenn nicht Rex so interessiert an der jungen Dame in Grün wäre. Ich wollte ihm noch ein bißchen Zeit lassen.«
    Ein fetter Babu mit lachsfarbenem Turban betrat den Salon und schüttelte Mocata die Hand. Hinter ihm kam ein rotgesichtiger Teutone mit einer Hasenscharte. Letzterer begrüßte Simon mit den Worten: »Nun, Abraham, wie geht es?« Der dicke Inder unterbrach ihn: »Vor der großen Nacht dürfen Sie ihn noch nicht so nennen, das bringt Unglück.«
    Simon verließ die beiden mit geradezu unanständiger Hast, um de Richleau nicht mit ihnen zusammenkommen zu lassen. Dieser fragte lächelnd: »Willst du deinen Namen ändern?«
    »Nein.« Simon schüttelte heftig den Kopf. »Das ist nur ein Scherz innerhalb unserer Gesellschaft – so eine Art Einweihungszeremonie. Ich bin noch kein Vollmitglied.«
    »Ihr habt Zeremonien in eurer astronomischen Gesellschaft? Wie interessant!« Der Herzog bemerkte, daß Mocata Simon ein Zeichen machte und dann zu der vergoldeten Uhr auf dem Kaminaufsatz hinsah. Deshalb rief er aus: »Himmel! Schon zwanzig nach elf! Ich fürchte, jetzt muß ich Rex doch von dieser bezaubernden jungen Dame wegreißen.«
    Rex grinste glücklich, als der Herzog und Simon sich ihm näherten. »Darf ich Ihnen meinen Freund de Richleau vorstellen?« wandte er sich an das Mädchen. »Herzog, das ist Miß Tanith.«
    De Richleau zog ihre lange, beinahe transparente Hand an seine Lippen. »Welches Unglück habe ich doch«, erklärte er mit altmodischer Galanterie, »daß ich Ihnen in dem Augenblick vorgestellt werde, wo ich mich von Ihnen verabschieden muß und vielleicht noch Ihr Mißfallen auf mich ziehe, indem ich Ihnen Ihren neuen Freund entführe.«
    Sie betrachtete ihn mit großen, klaren bernsteinfarbenen Augen. »Aber Sie werden doch sicher nicht vor Beginn der Zeremonie fortgehen?«
    »Ich fürchte, wir müssen. Sehen Sie, wir sind keine Mitglieder Ihres – Zirkels, nur alte Freunde von Simon.«
    Ihr Blick wurde unsicher und ärgerlich. Der Herzog konnte sich vorstellen, daß sie ihr Gedächtnis nach unvorsichtigen Äußerungen durchforschte, die ihr während der Unterhaltung mit Rex entschlüpft sein mochten. Dann zuckte sie leicht die Schultern, entließ beide mit einem kurzen Kopfnicken und wandte sich kalt ab.
    Der Herzog nahm freundschaftlich Simons Arm, und die drei Freunde verließen den Salon. »Hättest du wohl, ehe wir gehen, noch zwei Minuten Zeit für mich?« fragte er.
    »Aber natürlich.« Simon schien zu seiner alten Herzlichkeit zurückgefunden zu haben. »Ich werde mir nie verzeihen, daß ich unser Dinner versäumen mußte. Dieses blödsinnige Treffen! Jetzt, wo Rex da ist, müssen wir uns wieder öfters sehen.«
    »Das müssen wir«, stimmte de Richleau zu. »Sag mal, steht Mars heute nacht nicht in Konjunktion zu Venus?«
    »Nein, zu Saturn«, erwiderte Simon prompt. »Deshalb sind ja alle hergekommen.«
    »Ah, Saturn! Meine Astronomie ist ziemlich eingerostet, ich habe nur eine Notiz in der Zeitung darüber gelesen. Früher habe ich mich sehr dafür interessiert. Ist es zuviel verlangt, mein Junge, wenn ich einen kurzen Blick durch dein Teleskop werfen möchte? Wir werden dich kaum fünf Minuten aufhalten.«
    Simon zögerte beinahe unmerklich. »Das’
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