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1356 - Am Abgrund des Lebens

1356 - Am Abgrund des Lebens

Titel: 1356 - Am Abgrund des Lebens
Autoren: Jason Dark
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»Weißt du eigentlich, wie das ist, wenn die Klinge einer Sense deinen Körper von unten nach oben aufschneidet? Oder umgekehrt? Kannst du dir das vorstellen?«
    »Nein, kann ich nicht. Das will ich auch nicht.«
    »Mach dich trotzdem mit dem Gedanken vertraut. Es dauert nicht mehr lange, dann wirst du aufgeschnitten. Die Sense wartet, mein Freund.« Der Rest der Worte ging in ein Kichern über.
    »Iss!« Der Pfleger war es leid. Er schloss die Klappe und entfernte sich von der Tür. Das geifernde Lachen begleitete ihn noch ein paar Schritte. Er wusste nicht, was er von dem Patienten halten sollte. Er befand sich erst ein paar Tage in der Klinik, war aber zur Nummer eins hochstilisiert worden. Zu einem Menschen, dem besondere Aufmerksamkeit zuteil wurde. Er musste einen schlimmen Hintergrund haben. Welcher das genau war, hatte man den Klägern nicht gesagt, doch er wurde manchmal an Hannibal Lecter erinnert, an diese Filmfigur, die den Menschen das Grauen korbweise einschüttete.
    Auch van Akkeren befand sich in Einzelhaft. Er war von den anderen Patienten isoliert worden, stand ständig unter Bewachung und sorgte deshalb auch für viele Diskussionen.
    Von einer Sense hatte van Akkeren des Öfteren gesprochen.
    Warum er darauf kam, wusste der Pfleger nicht. Bei jedem Besuch erwähnte er sie. Möglicherweise hatte er mal Menschen mit einer derartigen Waffe getötet.
    Inzwischen hatte van Akkeren seinen Teller aus dem Schubfach an sich genommen. Er ging mit ihm zu einem Tisch, an den er sich setzte. Tisch und Stuhl waren mit dem Betonboden fest verbunden. Er würde es nie schaffen, die Möbelstücke zu verrücken und sich zu erheben. Für das Bett galt das Gleiche. In einer Ecke gab es eine Toilette und ein Waschbecken. Auch damit konnte er nichts anstellen, und auch nicht mit dem Löffel sowie dem Teller, in dem der Eintopf war. Der Teller bestand aus dicker Pappe, die innen glasiert war, und der Löffel war aus dem gleichen Material gefertigt worden.
    Er saß.
    Er schmatzte. Er schaufelte sich das Zeug in den Mund. Er kaute, und er lachte zugleich. Zwischendurch nickte er und brabbelte etwas vor sich hin. Dann fing er an zu kichern und wunderte sich plötzlich, dass er den Teller leer gegessen hatte.
    Für eine Weile schaute er ihn an. Dann streckte er seine Zunge heraus und leckte ihn blank. Er stöhnte dabei einige Male auf und wirkte sehr zufrieden.
    Von dem einstigen Grusel-Star war nichts mehr übrig geblieben.
    Hatte man van Akkeren früher noch als eine stattliche Erscheinung betrachten können, so war davon nicht mehr viel zu sehen. Sein großer Beschützer hat ihn verlassen, und das hatte auch sein Aussehen verändert. Ein dürrer Körper mit lappiger Haut. Auf dem Kopf wuchsen so gut wie keine Haare mehr. Die Augen lagen tief in den Höhlen. Die Lippen zeichneten sich schmal und feucht wie eine nässende Wunde in seinem Gesicht ab. Das Kind lief spitz zu, und darunter begann ein Hals, dessen Haut an die eines Huhns erinnerte.
    Niemand, der ihn von früher her kannte, hätte ihn bei diesem Aussehen mit der Gestalt in Verbindung gebracht. Sein Feind Sinclair hatte den Kampf gewonnen. Er hatte es tatsächlich geschafft, ihm den Dämon auszutreiben, und an den Templer-Schatz kam er auch nicht mehr heran.
    Wäre er tot gewesen, hätten Sinclair und seine Freunde es einfacher gehabt. Aber van Akkeren lebte. Sinclair hatte es auch nicht fertig gebracht, ihn zu töten, und so musste er sich daran gewöhnen, ihn am Hals zu haben.
    Man hatte ihn nur in die Anstalt stecken können. Keine normale.
    Das war ein Haus für besondere Fälle und in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Wer hier lebte, hatte praktisch mit dem normalen Leben abgeschlossen. Der kam nie mehr raus. Zumindest konnte er nicht wieder zurück ins normale Leben. Wenn es hoch kam, durfte er im Park spazieren gehen.
    Van Akkeren war noch nicht im Park gewesen. Dass es dieses Gelände gab, hatte er durch einen Blick aus dem Fenster gesehen. Es umstand das Haus in der Einsamkeit. Wer sich sehr gut führte, der durfte dort mal frische Luft schnappen. Durch einen Tunnel ging es nach draußen in den Park.
    Gefesselt oder in Ketten gelegt worden war er nicht. Das würde passieren, wenn er durch den Park ging, und er würde durch ihn gehen, das wusste er genau.
    Zunächst war es ihm nur möglich, einen Blick in das Gelände zu werfen. Dazu musste er zum Fenster gehen und sich dort auf die Zehenspitzen stellen.
    Natürlich war dies kein normales Fenster. Es
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