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Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis
Autoren: Dennis Wheatley
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mit ihren eigenen Waffen zu bekämpfen. Du wirst es gleich sehen.«
    Simon stöhnte leise. Seine Augenlider flatterten. Der Herzog nahm einen kleinen runden Spiegel aus seiner Tasche und rückte die Lampe etwas näher. »Simon«, sprach er leise, »sieh auf meine Hand.« Dabei hielt er den Spiegel etwa dreißig Zentimeter von Simons Stirn entfernt. »Simon, hör mir zu. Du bist verletzt worden und bist beunruhigt, aber deine Freunde sind bei dir, und du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen.«
    Simon öffnete die Augen, richtete sie nach oben auf den Spiegel und ließ sie dort haften.
    »Du bist müde, Simon«, fuhr der Herzog fort. »Du wirst jetzt schlafen und nicht vor morgen früh zehn Uhr erwachen. Danach kommst du sofort zu mir. Du wirst vorher mit niemandem sprechen und auch keinen Brief öffnen und keine Botschaft entgegennehmen.«
    Der Herzog legte den Spiegel beiseite und hob einen von Simons Armen hoch. Als er ihn losließ, fiel er nicht wieder herab, sondern blieb hoch in die Luft gereckt.
    »Äußerst zufriedenstellend«, murmelte de Richleau. »Er ist bereits im zweiten Stadium der Hypnose und wird genau tun, was ihm gesagt wird.«
    Rex schüttelte mißbilligend den Kopf. »Mir gefällt das nicht, was du mit ihm treibst. Wäre es jemand anders als du, ich würde es nicht zulassen.«
    »Ein durch Mangel an Verständnis hervorgerufenes Vorurteil, mein Freund. Hypnose ist in den richtigen Händen die größte heilende Kraft der Welt.« Der Herzog ging zu seinem Schreibtisch hinüber, öffnete die unterste Schublade, nahm etwas heraus, kehrte dann zu Simon zurück und sprach ihn leise wie vorher an: »Öffne jetzt die Augen und setze dich aufrecht hin.«
    Simon gehorchte sofort. Rex wunderte sich, daß er wach und ganz normal aussah. Nur seine Augen blickten ausdruckslos, und er bekundete seine Abscheu, als de Richleau ihn das Ding, das er aus der Schublade geholt hatte, sehen ließ. Es war ein kleines, mit Edelsteinen besetztes goldenes Hakenkreuz an einem seidenen Band.
    »Simon Aron«, fuhr der Herzog fort, »mit diesem Symbol stelle ich dich unter den Schutz der Macht des Lichtes. Kein Wesen und keine Gewalt der Erde, der Luft, des Feuers oder des Wassers kann an dich kommen, solange du es trägst.«
    Er hängte Simon den Talisman um den Hals. »Du wirst jetzt in das Gästezimmer gehen. Läute nach Max und sage ihm, daß du über Nacht hierbleibst. Er wird dir alles bringen, was du brauchst, und wenn deine Kehle sich trocken anfühlt, kannst du ihn um etwas zu trinken bitten. Es darf jedoch kein Alkohol sein, denke daran. Friede sei mit dir. Nun geh.«
    Simon stand sofort auf und sah vom einen zum anderen. »Gute Nacht«, wünschte er mit seinem ihm eigentümlichen, schnellen Lächeln. »Bis morgen.« Sicheren Schrittes ging er davon.
    »Er – er schläft doch nicht wirklich?« fragte Rex. Ihm war ein bißchen ängstlich zumute.
    »Doch, er schläft, aber er wird sich morgen an alles erinnern, weil er sich nicht in dem tiefen somnambulen Zustand befindet, in dem ich ihm befehlen könnte zu vergessen. Den erreicht man bei einer neuen Versuchsperson erst mit einer gewissen Übung.«
    »Dann wird er morgen sehr lebhaft werden, kann ich dir verraten. Wie kannst du einem gläubigen Juden ein Nazi-Hakenkreuz um den Hals hängen?«
    »Mein lieber Rex, bitte, versuche deinen Horizont ein wenig zu erweitern. Das Hakenkreuz ist das älteste Symbol der Weisheit und des rechten Denkens. Es ist schon zu allen Zeiten von den verschiedensten Rassen benutzt worden. Die Nazis haben es nur deshalb für ihre Zwecke mißbraucht, weil es arischen Ursprungs sein soll.«
    »Das wird Simon wenig beruhigen, wenn er es um seinen Hals hängen findet. Noch mehr beunruhigt mich jedoch, wie du dich verhältst. Ich habe den Eindruck, wenn du nicht in die Klapsmühle gehörst, dann ich.«
    De Richleau lächelte. »Es ist schon eine sehr seltsame Sache, die da mitten in unserm modernen London passiert. Wir wollen uns einen Drink mixen und in Ruhe darüber sprechen.«
    »Seltsam? Es wäre absolut phantastisch, wenn es wahr wäre. Aber dieses ganze Gerede über Schwarze Magie und der Hokuspokus und das blöde Zaubermittel um Simons Hals sind doch nichts als Unfug.«
    »Dann glaubst du nicht an Magie?«
    »Natürlich nicht! Daran glaubt heutzutage kein Mensch mehr!«
    »So? Weißt du, wann der letzte Hexenprozeß stattgefunden hat?«
    »Vermutlich vor etwa hundertfünfzig Jahren.«
    »Nein. Im Januar 1926 in Melun bei Paris. Und denke
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