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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge
Autoren: Markus Heitz
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offen. Ein letztes Knarren ertönte, dann lag der Weg in das Geborgene Land zum ersten Mal seit der Erschaffung der Welt frei.
    Nein! Das darf nicht sein. Glandallin schüttelte seine Lähmung ab. Er folgte Giselbart und den letzten Kriegern die Stufen hinab, um nach unten zu gelangen und das Tor zu verteidigen.
    Er traf als Vorletzter an der breiten Öffnung ein. Seine Gefährten hatten sich bereits aufgestellt, die Schilde hielten sie als Schutz vor den Körper, die andere Hand führte die Axt, die gefürchtete Waffe der Zwerge.
    Sie standen dicht nebeneinander und bildeten einen kleinen, lebendigen Wall gegen die übermächtige Flut aus Orks, Ogern, Trollen und Elben. Vierzig gegen vierzigtausend.
    Ihre Gegner wagten sich nicht vorwärts. Sie fürchteten einen Hinterhalt, denn niemals zuvor hatte sich der Durchgang für sie geöffnet.
    Glandallins Augen schweiften über die erste Reihe der widerwärtigen Feinde, hinter der eine zweite, eine dritte, noch eine, wieder eine und viele weitere lauerten. Seine buschigen Brauen zogen sich zusammen, eine tiefe Furche entstand über seinem Nasenbein. Trotz, Hass gegen das greifbar Böse und der unerschütterliche Glaube an die Pflicht festigten ihn.
    Giselbart hatte die Formel gesprochen, um das Portal wieder zu schließen. Die Türen schwangen gehorsam, aber langsam, viel zu langsam aufeinander zu. Er schritt die Reihe hinter ihnen ab und legte jedem noch einmal die Hand auf die Schulter. Die Berührung wirkte beruhigend und ermutigend zugleich; sie stärkte die letzten Verteidiger des Geborgenen Landes.
    Die Elben gaben Befehle, Trombonen quäkten los. Die Orks und Oger brüllten sich selbst Mut zu, rissen die Waffen in die Höhe und verfielen in donnernden Trab. Der Sturm begann.
    »Sie können nur in einer Linie kommen. Gebt ihnen unseren guten Stahl zu fressen!«, rief Glandallin nach rechts und nach links, um seinen Gefährten Mut zuzusprechen. »Vraccas ist mit uns! Wir sind die Kinder des Schmieds!«
    »Wir sind die Kinder des Schmieds!«, schrien seine Stammesbrüder zurück, die Füße fest gegen den Fels gestemmt.
    Vier der Zwerge stellte Giselbart als letzte Verteidigung ab. Dann warf er seinen Schild weg, zog beide Äxte und gab das Zeichen zum Gegenangriff. Die Letzten aus dem Stamm des Fünften rannten los, um ihren Gegnern den Tod zu bringen.
    Zehn Schritte vor dem Torbogen erfolgte der Zusammenprall der ungleichen Streitmächte. Die Hüter des Torwegs gruben sich wie die Maulwürfe durch die Reihen der Orks, die vorweg gestürmt waren.
    Glandallin schwang seine Axt und durchtrennte einen Unterschenkel nach dem anderen. Er hielt sich nicht damit auf, die Bestien zu töten; es reichte ihm, sie zu Fall zu bringen und zum Hindernis für die Nachfolgenden zu machen.
    »Ihr werdet niemals an mir vorbeigelangen!«, schrie er ihnen entgegen. Bald haftete stinkendes Blut an seinem ganzen Körper, es troff von der Rüstung und dem Helm und brannte in den Augen. Als ihn die Kraft zu verlassen drohte, warf er eine Axt weg und führte die andere mit beiden Händen. »Niemals!« Knochen brachen, warme Flüssigkeiten ergossen sich über ihn; ein Schwert und ein Speer verletzten ihn leicht, doch er drosch weiter zu.
    Es ging nicht um sein Leben. Glandallin wollte erreichen, dass die Pforte sich rechtzeitig schloss und das Geborgene Land sicher blieb. Wenn die Kranken sich vom Fieber erholt hätten, würden sie die Verteidigung übernehmen. Noch ist nichts verloren!, sagte er sich.
    Die Runen des Meisterschmieds Borengar aber, die bis zu dieser Stunde wahrlich Wunderbares geleistet hatten, mussten ihren Vorrat an Schutz endgültig verbraucht haben. Glandallin nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie der Kampfgefährte zu seiner Rechten fiel; das Zweihänderschwert eines Orks spaltete dem Zwerg den Schädel.
    Getrieben von glühendem Hass und dem Willen, den Mörder niederzustrecken, machte er zwei Ausfallschritte, trieb dem schwarzhäutigen Scheusal die Axt in den Wanst und schlitzte ihn der Länge nach auf.
    Der Schatten, der über ihn fiel, warnte ihn zu spät. Vergebens versuchte er, sich unter der herabstoßenden Ogerkeule wegzuducken, aber das schwere Ende traf seine Beine und zerquetschte sie. Schreiend fiel er gegen den nächsten Ork und trennte ihm noch im Sturz den Oberschenkel halb ab. Dann landete er kopfüber im Gewirr der Beine und hieb knurrend um sich, bis kein Gegner mehr in seine Reichweite gelangte.
    »Kommt her!«, verlangte er wütend nach neuen Feinden.
    Sie
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