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Die zweite Wirklichkeit

Die zweite Wirklichkeit

Titel: Die zweite Wirklichkeit
Autoren: Vampira VA
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Begriff zu erkunden.
    Lächelnd zog er sich von seinem Platz am Fenster zurück und legte sich auf das schmale Bett seiner Kammer. Er schloß die Augen und ließ sich in jenen Traum fallen, den er schon die ganze Zeit über auf einer tieferen Ebene seines Bewußtseins träumte. Ein Traum, der zwar nicht sein eigener war, den er sich jedoch nutzbar machen konnte.
    Allein das Wissen darum, daß es diesen Traum einmal gegeben hatte, versetzte ihn in die Lage, es zu tun.
    Mit einem unseligen Lächeln auf den schmalen Lippen schlief der Junge ein.
    »Wissen ist Macht«, murmelte er.
    Selbst im Reich der Träume .
    *
    Sydney, Australien?
    Lilith fühlte sich wie nach einem Sprint quer durch die ganze Stadt -ausgepumpt, verschwitzt, am Ende ihrer Kräfte. Dabei lag das Haus, in dem Harold mit seinen Eltern lebte, gerade mal drei Querstraßen von ihrem Zuhause entfernt.
    Aber sie wußte, daß ihre Erschöpfung nur zum allerkleinsten Teil vom schnellen Lauf herrührte. Die eigentlichen Ursachen waren tausend andere Dinge - böse Gedanken und falsche Erinnerungen .
    Sie stieg die drei Stufen zum windgeschützten Eingang des Hauses empor und wäre fast gegen die Tür gestürzt, weil ihre Knie zitterten und sie kaum mehr zu tragen vermochten. Eher zufällig denn wirklich bewußt landete ihre Hand auf dem Klingelknopf. Melodiöse Glockenschläge wurden jenseits des Holzes laut, dann Schritte.
    Die Tür wurde geöffnet, und Lilith konnte sich gerade noch am Rahmen abstützen, ehe sie im wahrsten Sinne des Wortes mit der Tür ins Haus fiel.
    Ihre Hände rutschten ab; starke Arme fingen sie auf.
    »Lilith? Gütiger Himmel, was ist mit dir los?«
    Der Klang von Harolds Stimme wirkte wie ein Beruhigungsmittel auf Lilith. Sie war so - wirklich, so echt . Nichts Falsches oder Verfälschtes war darin. Kräfte, die nicht wirklich verschwunden gewesen waren, standen ihr wieder zur Verfügung, und Lilith richtete sich im Griff ihres Freundes auf. Ihre Blicke tasteten über die Linien seines fast schon männlich-markanten Gesichtes. Etwas in ihr labte sich an der Vertrautheit seiner Züge. Ihre Hände glitten über seinen Rücken hoch bis zu seinem Nacken und weiter, als müßte sie sich davon überzeugen, daß er nicht nur eine Täuschung war, hervorgerufen wodurch auch immer und zu welchem Zweck auch immer.
    »Geht's dir nicht gut?« fragte Harold. Sein Tonfall balancierte auf dem schmalen Grat zwischen Verwunderung und Erschrecken.
    »Schon besser«, flüsterte Lilith, »es geht mir schon viel besser.«
    Harold schob sie behutsam ein klein wenig von sich.
    »Was ist denn geschehen?« wollte er wissen.
    Doch Lilith schüttelte nur den Kopf.
    »Nicht reden«, sagte sie, hastig schluckend. »Bist du . sind deine Eltern zu Hause?«
    »Nein, sie besuchen Granny.«
    »Granny besuchen« - das war in Harolds Familie die Umschreibung für einen Besuch auf dem Friedhof. Und das hieß, daß seine Eltern nicht allzu lange wegbleiben würden.
    »Dann laß uns keine Zeit verlieren«, drängte Lilith, ein kleines bißchen erschrocken über sich selbst. Es war nicht ihre Art, selbst die Initiative zu ergreifen, wenn es um Sex ging - zumindest nicht auf diese plumpe, aufdringliche Weise. Doch heute war es ihr egal. Heute wollte sie es - brauchte sie es. Sie sehnte sich nach Harolds Wärme, seiner Nähe. Sie wollte ihn spüren, überall, und sie wünschte sich nichts mehr, als daß sie gemeinsam in jenen Rausch fallen würden, in dem keine Gedanken und Empfindungen existieren konnten, die nicht Lust und Leidenschaft waren .
    Ihre Lippen fuhren bebend über das Gesicht ihres Freundes, während sie schon mit hektischen Bewegungen sein T-Shirt hochzerrte.
    »Jesus!« keuchte Harold überrascht. »Was ist denn in dich gefahren? Ich meine, es ist ja nicht so, daß es mir nicht gefallen würde, aber .«
    Ungestüm schob sie ihn weiter ins Haus, versetzte der Tür einen Tritt, daß sie zufiel, und drängte Harold durch die kleine Eingangshalle zur Treppe und die Stufen hinauf. Er erwiderte ihre Leidenschaft, wenn auch noch etwas zaghaft ob ihrer Plötzlichkeit, und schließlich faßte er Liliths Hand und zog sie nach oben in sein Zimmer. Die Tür war hinter ihnen kaum ins Schloß geklappt, als sie auch schon auf Harolds Bett lagen, Sinnlosigkeiten stöhnend und aneinander geklammert.
    Irgendwie brachten sie in dieser Umschlingung das Kunststück fertig, sich gegenseitig die Kleider vom Leib zu streifen. Liliths blasse Haut fühlte sich heiß, fast fiebrig an, wie
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