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Die zweite Wirklichkeit

Die zweite Wirklichkeit

Titel: Die zweite Wirklichkeit
Autoren: Vampira VA
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gestorben.
    Am schmerzhaftesten - für Lilith selbst .
    *
    Einen Gedanken weit entfernt...
    Italien, am Fuße der Abruzzen
    Wie verlassen lag der abgeschiedene Bauernhof im Schatten des steil aufragenden Berghanges. Aber der Eindruck täuschte. Es war sehr wohl Leben auf dem Hof. Auch wenn es von anderer Art war als noch vor wenigen Tagen .
    Der Junge stand am Fenster seiner Kammer und sah hinaus. Dorthin, wo der uralte Greis hockte, neben einem länglichen Hügel aus frisch aufgeworfener Erde. Seine dürren Hände mühten sich, ungeschickt wegen ihres Alters, ein schlichtes Holzkreuz mittels eines Schnitzmessers zu verzieren. Doch er hatte es in all den Stunden noch nicht einmal geschafft, den Namen zur Gänze in das Holz einzuschneiden.
    Livia Maz stand darauf bisher nur zu lesen.
    Giuseppe Mazzanos gequältes Schluchzen wehte bis zu dem Fenster herüber, hinter dem der Junge stand. Angewidert vernahm er es, dann erstickten die Laute.
    Weil das Kind es wollte.
    Manchmal weidete er sich an Mazzanos Schwäche und Schmerz über den Tod seiner an Jahren noch jungen Frau; manchmal jedoch ekelte ihn auch davor. Wie jetzt eben.
    Der Junge, Gabriel mit Namen, seufzte tief, als er auf Wegen, die sich menschlichem Begreifen entzogen, nach der Energie des Mannes dort unten tastete. Giuseppe Mazzano war nicht sehr viel älter, als seine Frau es gewesen war. Trotzdem sah er aus wie deren Urgroßvater. Er hatte die Jahre hin ins Greisenalter in Tagen übersprungen, weil Gabriel ihm die Kraft, die sein Leib für diese Zeit zurückgehalten hatte, entzogen hatte.
    Im Traum raubte der Junge ihm, den er manchmal »Vater« nannte, die Energie, Stück für Stück. Und wie Gabriel jetzt feststellen mußte, hatte er Mazzanos Ressourcen beinahe schon bis zur Neige ausgeschöpft.
    Es war an der Zeit, das neue Opfer den Weg hierher finden zu lassen. Es war schon unterwegs. 1 Doch noch konnte das Kind es nicht zulassen, daß der andere sein Ziel erreichte.
    Noch hielten ihn, Gabriel, andere Dinge davon ab, sich gebührend mit jenem zu befassen, den sein Volk Landru nannte. Nach so langer Zeit würden sie einander wieder begegnen, unter anderen Vorzeichen diesmal, und Landrus gewaltiges Energiepotential würde dem Kind genügen, endlich jene Reife zu erlangen, die es von Geburt an anstrebte. Um das zu tun, weshalb es allein geboren worden war von einer jungfräulichen Nonne namens Mariah. 2
    Wie sinnig, dachte Gabriel, diabolisch amüsiert.
    In den wenigen Monaten, die seither vergangen waren, hatte Gabriel sich von den Energien verschiedener Menschen genährt und war zur körperlichen Größe eines acht- oder neunjährigen Jungen herangewachsen.
    Sein Geist indes reifte nach anderen Maßstäben. Er war nicht einmal zu Anfang wirklich der eines Kindes gewesen, und er war jetzt nicht der eines Erwachsenen - nicht einmal der eines Menschen. Denn jeder Mensch wäre unweigerlich zerbrochen an jener Art von Wissen, das sich in Gabriel staute, zum Teil noch verborgen, zum Teil schon offenliegend wie ein aufgeschlagenes Buch. Daß Wissen in der Tat Macht war, wußte vielleicht niemand besser als dieses Kind - nicht in dieser Welt und in keiner anderen .
    Vielleicht .
    Unweigerlich glitt Gabriels Blick in die Höhe. Dorthin, wo Wolken den Berggipfel fast verhüllten. Dennoch war das, was wie ein steinernes Geschwür dort oben aus der Felsflanke wuchs, deutlich zu sehen.
    Ein Kloster. Monte Cargano.
    Gabriels eigentliches Ziel.
    Das Wissen darum hatte sich ihm einfach offenbart, und so war er den Weg hierher gegangen, ohne jedoch zu wissen, weshalb das nahezu unerreichbare Kloster sein Ziel war. Etwas wartete dort auf ihn - eine noch geheimnisvolle Aufgabe, die er erst dann erfahren würde, wenn er reif dafür war.
    Landrus Energie würde dafür sorgen.
    Aber noch war es nicht an der Zeit dafür. Erst galt es etwas aus dem Weg zu räumen, das Gabriel möglicherweise zum Hindernis auf seinem Weg zum endgültigen Ziel werden konnte. Vielleicht jedoch konnte er dieses potentielle Hindernis auch anderweitig nutzen, für seine Zwecke einspannen. Dazu jedoch mußte er erst einmal mehr erfahren über dieses Wesen namens - - Lilith Eden!
    Er kannte sie, nicht allein von ihren jüngsten Begegnungen her. Der Grund ihrer uralten Bekanntschaft hing mit Landru zusammen, wenn auch auf eine Weise, die sich dem Jungen noch nicht erschlossen hatte. Und er wußte - oder ahnte zumindest -, daß Lilith Eden ihm gefährlich werden konnte.
    Den Grund dafür war Gabriel im
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