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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende
Autoren: Lawrence Sanders
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selbstverständlich.»
    «Hast du Geld gebracht?»
    «Selbstredend. Wie versprochen.»
    «Fünftausend? Kleine Scheine?»
    «Genau wie Sie gewünscht haben. Wann fahren Sie und Ihre Tochter nach Puertoriko ab.»
    «Bald. Nächste Woche vielleicht.»
    «Und Sie kommen wirklich nie wieder?»
    «Nie!» verschwor sie sich.
    Er nickte. Zwischen zwei Fingern hielt er den Zigarettenstummel, eine geöffnete Hand darunter, jetzt blickte er sich suchend nach einem Aschenbecher um. Rosa Perez stand auf und ging in die kleine Küche. Dabei kehrte sie Geltman den Rücken und Delaney straffte die Muskeln. Der kleine Kunsthändler regte sich jedoch nicht. Mama brachte eine Untertasse und beide drückten die Stummel aus. Delaney ertappte sich dabei, daß er seine Knie krampfhaft umklammerte und zwang sich, die Hände schlaff hängen zu lassen.
    «Wann wurden Sie von der Polizei aufgefordert, mich an Hand meines Fotos zu identifizieren?» fragte Geltman.
    Er spielt auf Zeitgewinn, überlegte Delaney. Warum nur? Hat er nicht genügend Schneid? Wartet er auf Dolores?
    «Vor paar Tagen. Die Blauen zeigen mir viele Fotos. ‹Welchen haben Sie gesehen?› fragen sie.»
    «Und Sie zeigten auf mein Bild?»
    Sie nickte.
    «Und Sie wissen bestimmt, daß ich es war, den Sie gesehen haben, Mrs. Perez?»
    Sie nickte wieder.
    «Aber ich sage, genau weiß ich nich.»
    «Sehr gescheit von Ihnen. Sehr schlau. Nun, es freut mich, daß Sie mich angerufen und sich mit mir verabredet haben. Zum beiderseitigen Nutzen, könnte man sagen.»
    Er schob das Päckchen über den Tisch. «Machen Sie auf. Zählen Sie nach», befahl er schroff.
    Sie stand auf, trat an den Tisch, nahm das Päckchen zur Hand, Geltman erhob sich gleichfalls. Er reckte sich. Seine Bewegungen waren locker, unbefangen. Er steckte die Hände in die Hosentaschen.

    Delaney packte Jason am Arm und nickte. Jason glitt zur Tür, legte eine Hand auf die Klinke. Er hielt den Blick auf Delaney gerichtet. Der Chief deutete auf Boone. Der Sergeant stellte sich hinter Jason, nahm den Revolver in die Hand und entsicherte. Auch er starrte den Chief an. Beide Polizisten wirkten verkrampft, der Mund eine Grimasse, die Zähne gebleckt.

    Auf dem Bildschirm sah man, wie Mama Perez sich mit dem Päckchen mühte. Es war mehrmals mit Klebestreifen umwickelt und nicht leicht zu öffnen.
    Geltman stand jetzt hinter ihr, wenige Schritte entfernt. Er spreizte ein wenig die Beine, holte tief Luft, seine Hände kamen langsam aus den Taschen und Delaney sah das Blinken.
    «Los, faßt ihn!» rief er.
    Boone hatte ganz recht, als er behauptete, Jason sei flink. Der Schwarze warf die Badezimmertür auf und war auch schon durchs Bad in Mamas Wohnung, Boone dicht hinter ihm, beide laut brüllend. Geltman stand ertappt, starr, betäubt von dem unerwarteten Lärm, das Genick vorgestreckt, das Gesicht verzerrt. Mama Perez senkte den Kopf, krümmte sich, erwartete den Stoß mit der hoch erhobenen Klinge, die in der Sonne blinkte.
    Jason suchte nicht die Hand mit dem Messer zu packen, er wandte weder einen Polizeigriff an noch versetzte er Geltman einen Karateschlag, vielmehr rannte er ihn einfach über den Haufen. Geltman flog förmlich durchs Zimmer, das Messer entfiel ihm, er strampelte mit Armen und Beinen, landete auf dem Bett, halb darauf, halb auf dem Boden. Er sank allmählich in sich zusammen, hockte nun ganz auf dem Boden, und Jason setzte ihm seinen riesigen Fuß ins Genick.
    Delaney wies den Techniker an: «Bleiben Sie dran, das Band muß weiterlaufen.»
    Nun stampfte er hinüber in die Perezsche Wohnung. Jason zerrte den benommenen Geltman auf die Füße, Boone hielt Geltman die Revolvermündung unter die Nase. Mama Perez stand abseits, mit dem Rücken gegen die Wand, schaute zu und fauchte leise. Delaney zog sein Taschentuch, die Handschellen fielen klirrend zu Boden. Er achtete nicht darauf, nahm vielmehr das Messer sorgsam bei der Spitze auf, wozu er das zusammengeknüllte Taschentuch benutzte. Er legte das Messer neben das halb aufgerissene Päckchen auf den Tisch. Man sah bereits, daß es nur zerschnittenes Zeitungspapier enthielt.
    Boone steckte den Revolver weg und packte Geltman am Arm. Jason nahm den anderen Arm. Der Kunsthändler blickte verstört um sich, Frisur und Kleidung ramponiert, und Delaney meinte schon, alles sei erledigt, da drehte Mama Perez durch. Sie stieß sich von der Wand ab und fiel, die Finger zu Klauen gekrümmt, über Geltman her, bevor man sie daran hindern konnte. Dabei stieß
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