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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende
Autoren: Lawrence Sanders
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verdreckt und mißgelaunt. Ich muß unbedingt heiß duschen.»
    «Hast du was gegessen?»
    «Aber ja.»
    «Was denn?»
    «Zu Mittag eine Pizza und abends Chili.»
    «Dann wird dir dein Magen die ganze Nacht keine Ruhe lassen.»
    «Kann schon sein, aber geschmeckt hat's trotzdem.»
    «Ist dir eigentlich klar, Edward, daß ich dich zwei Tage lang so gut wie überhaupt nicht zu Gesicht bekommen habe?»
    «O ja.»
    «Na, dann erzähl mal - wie stehen die Dinge? Was hast du getrieben? Ich meine, im Fall Geltman?»
    «Laß mich erst mal unter die Dusche.»
    Im Kleiderschrank stand immer eine Flasche Brandy samt zwei bauchigen Gläsern, und als er aus dem Bad kam, die Schnur seiner Schlafanzughose straff zog, sah er, daß Monica ihnen beiden einen guten Schuß eingeschenkt hatte. Sie war schon wieder unterm Laken, saß aber aufrecht, die schweren Brüste entblößt. Sie wärmte den Brandy im Glas zwischen den Handflächen. Sein Glas stand auf dem Nachttisch.
    «Ah», schnaufte er beseligt, «ah, wie gut.»
    Er setzte sich auf die Bettkante, nahm einen kleinen Schluck, der ihm auf der Zunge zu verdunsten schien. Fast mit Schrecken kam ihm zu Bewußtsein, wie zufrieden er war. Er fuhr mit der Hand unters Laken und legte sie seiner Frau auf die Schenkel.
    «Ich liebe dich», sagte er dabei.
    «Keinen romantischen Schmus, junger Mann», mahnte sie streng. «Jetzt wird ausgepackt. Was hast du getrieben?»
    Eigentlich hatte er darüber nicht sprechen wollen, denn er wußte, das könnte ihn in ihren Augen herabsetzen. Er durfte aber auch keine der üblichen Ausreden gebrauchen, wie vertraulich oder Berufsgeheimnis. Nicht ihr gegenüber. Also berichtete er seufzend, faßte sich kurz, machte aber kein Geheimnis daraus, daß er Mama Perez als Köder mißbrauchte und daß die Möglichkeit bestand, es stieße ihr was zu, einerlei wie umsichtig er seine Vorkehrungen traf. Nicht einmal das Schlimmste konnte er ganz ausschließen …
    «Falls Geltman versucht, sie umzubringen, wirft Jason sich dazwischen. Boone behauptet, er sei flink genug, immerhin …»
    Monica dachte schweigend nach, das Glas an den Lippen, ohne zu trinken.
    «War das dein Einfall, Edward?»
    «Ja. Und nun hältst du mich für ein gefühlloses Ungeheuer.»
    Sie lächelte. «Gefühllos? O ja.»
    Sie wartete immer wieder mit Überraschungen auf.
    «Du glaubst also, das Risiko steht dafür?» fragte er.
    «Könntest du Geltman daraufhin ins Zuchthaus bringen?» fragte sie dagegen.
    «O ja, das ohne Zweifel. Ich darf ihn mir nicht durch die Lappen gehen lassen, Monica. Das könnte ich mir nie verzeihen.»
    «Ach ja.» Das klang betrübt. «Gottes Werkzeug auf Erden.»
    «Nein, nein, als solches sehe ich mich nun wirklich nicht. Schon lange nicht mehr. Es ist eher eine ganz private Vergeltung. So, als müßte ich wegen einer Ohrfeige mit ihm abrechnen oder weil er jemandem weh getan hat, der mir nahesteht.»
    Sie schaute ihn verwundert an.
    «Aber du bist Maitland im Leben nie begegnet!»
    «Und macht das einen so großen Unterschied?»
    «Wäre Maitland nun nicht der Maler gewesen, dessen Werk du bewunderst, sondern ein Schuster oder ein Schlachter - was dann?»
    «Es wäre das gleiche», versicherte er verstockt.
    «Glauben tue ich dir das, ich wollte nur, ich begriffe es auch.»
    «Und ich wollte, ich begriffe dich. Aber das wird mir nie ganz gelingen.»
    «Vielleicht ist es gut so.»
    «Bestimmt ist es gut. Gut, wie Maitlands Bilder», sagte er. «Deren Faszination ist mir auch unerklärlich, aber ich spüre sie deutlich. Ich reagiere darauf. Ich weiß, sie geben mir was, was ich brauche. Wie du.»
    «Und wie du mir. Bist du müde?»
    «O ja. Erledigt.»
    «Laß uns austrinken, leg dich hin und wir halten einander bloß im Arm, bis wir einschlafen.»
    Sie blickten einander an.
    «Kein schlechter Anfang», sagte er.
    Delaney war erst beim Anziehen, als Boone am folgenden Morgen anrief und sich gleich dafür entschuldigte, schon so früh zu stören. Er fragte, ob er nicht vorsichtshalber Geltman überwachen lassen solle, falls diesem doch noch beikäme, sich aus dem Staub zu machen. Der Chief erwog den Vorschlag, lehnte aber ab.
    «Merkt er, daß er überwacht wird, ist alles für die Katz. Wir müssen nun einfach davon ausgehen, daß er die Verabredung mit Mama Perez heute mittag einhält.»
    Der Sergeant gestand, daß auch er dies für das Beste halte, nur werde er eben allmählich nervös. Delaney sagte, er begreife das wohl, es gehe auch ihm nicht anders, doch
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