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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende
Autoren: Lawrence Sanders
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und wo wohnen Sie?»
    Sie nannte die Adresse in der Orchard Street und sagte, er solle zu Rosa Perez in die Wohnung 6-D kommen.
    «Ausgezeichnet», versetzte er forsch. «Ihre Tochter wird doch auch da sein?»
    «Bestimmt.»
    «Sehr gut. Ich danke für Ihren Anruf. Und wir sehen uns dann Sonnabendmittag.»
    Er legte auf. Mama Perez legte ebenfalls auf, recht behutsam. Delaney beugte sich vor und küßte sie auf die Wange.
    «Sie waren entzückend, Madame», sagte er dabei.
    Der Sergeant und Boone kamen schmunzelnd aus dem Korridor herein, die Bandgeräte in der Hand.
    «Jedes Wort haben wir mitbekommen, jedes Wort», strahlte Boone.

22
    Delaney bat sie, zu warten, bis er Thorsen am Telefon hatte. Er ließ das Band für ihn ablaufen und tat es ein zweites Mal, weil der Stellvertretende Commissioner ihn darum bat.
    Nachdem er es zum zweitenmal gehört hatte, sagte Thorsen: «Gut, Edward, Sie können jetzt bekommen, was Sie wollen. Bringen wir die Sache endlich hinter uns.»
    «Ich halte Sie auf dem laufenden. Es wäre gut, Sie blieben Samstag im Büro, damit ich Sie -»
    «Ich bin immer im Büro», sagte Thorsen säuerlich.
    «… damit ich Sie gleich erreiche. Sie möchten ja womöglich eine Presseverlautbarung herausgeben.»
    «Na, Sie scheinen ja voller Zuversicht zu sein.»
    «Bin ich. Und was die Presse angeht, erwähnen Sie meinen Namen lieber nicht. Die Behörde soll sich mit niemandem in die Ehre teilen müssen. Sie wissen, was ich meine: ‹Dank der gemeinsamen Bemühungen aller Justizorgane usw.› Das übliche Bla-bla.»
    «Verstanden.»
    «Könnten Sie einen Durchsuchungsbefehl für Geltmans Wohnung und Büro besorgen? Wir finden vielleicht die Skizzen und die Mordwaffe.»
    «Keine Schwierigkeit - dank Ihrem Tonband.»
    «Wir machen davon vor Sonnabendmittag keinen Gebrauch. Und Freitagabend könnten Sie Chapin anrufen und ihn über den Steuerschwindel unterrichten, den seine Schwester beabsichtigt.»
    «Darauf freue ich mich schon weniger.»
    «Glauben Sie mir, Ivar, er wird Ihnen dankbar sein, wenn Sie ihn im vorhinein informieren, und das ist wieder ein Pluspunkt für Sie.»
    «Und wann geben Sie der Steuerfahndung den Tip?»
    «Ich doch nicht, Ivar. Das machen Sie. Das verschafft der Behörde bei den Steuerfritzen einen Stein im Brett. Ich schlage vor, Sie warten damit bis Samstag früh. Chapin kann unterdessen einen tüchtigen Anwalt für seine Schwester beschaffen. Was war noch …? Nichts. Das wäre alles. Falls ich sonst noch was brauchen sollte, bekommen Sie Bescheid.»
    «Daran zweifle ich keinen Moment. Vielen Dank, Edward.»
    «Um Himmels willen, nicht jetzt schon! Klopfen Sie auf Holz!»
    Er legte auf. «Alles geht nach Plan», sagte er zu Boone und Jason. «Jetzt müssen wir nur die letzten Vorbereitungen treffen.»
    Als erstes ließ er die Bewachung von Rosa Perez verschärfen.
    «Es könnte sein, daß unserem Geltman ein Geistesblitz kommt», begründete er das, «und daß er entweder ein paar Stunden früher oder gar schon am Freitag auftaucht. Das wäre mir gar nicht recht.»
    Ab sofort saß also ein Kriminalbeamter in Zivil im Korridor von Mamas Mietskaserne auf einer Kiste mit alten Milchflaschen, von wo aus er alle im Auge behalten konnte, die den Vorder- oder den Hintereingang benutzten. Ferner ließ Delaney die Tür zum Dachboden über dem 5. Stock von innen verriegeln.

    Mit Rosa ging es weniger leicht; die weigerte sich, daheim zu bleiben. Folglich wurde Jason ihr als Leibwächter zugeteilt. Er begleitete sie bei ihren Einkäufen, trank Donnerstagabend in einer Kneipe Bier mit ihr. Seine Kollegen nannten ihn bereits Papa Perez, was er nicht sehr lustig fand.

    Dolores und Maria Ruiz sollten Freitag und Sonnabend bei Verwandten wohnen und Maria erklärte sich einverstanden, während dieser Zeit ihre Wohnung der Polizei zu überlassen. Das allerdings erst nach einer längeren hitzigen Debatte mit Mama Perez. Delaney verstand etwas Spanisch, doch dem Gekreisch der Damen konnte er nicht folgen. In seinen Ohren klang das alles wie Drohungen und Flüche, doch hörte er dann von Jason, daß es in Wahrheit eine geschäftliche Verhandlung im Geiste der Freundschaft gewesen sei - man zankte ein bißchen um die Aufteilung von Mama Perez' Beute - jene 100 Dollar aus dem Sonderfonds.
    Sergeant Boone besorgte einen Techniker, und Delaney erklärte ihm Freitagmorgen, was er wollte. Der Experte besah sich die beiden kleinen Wohnungen, maß dies und jenes aus und verschwand. Mittags kam er mit
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