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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende
Autoren: Lawrence Sanders
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Sie zwingen werden, ihnen zu Diensten zu sein, und das in jeder Hinsicht. Sie verstehen mich? In jeder Hinsicht! Sie bekommen Essen vorgesetzt, das Sie nicht vertragen. Der Tagesablauf ein ewiges Einerlei, das Ihre Phantasie abtötet und alle Hoffnungen erstickt. Ein Tag gleicht dem andern, gleicht ihm aufs Haar, Mr. Geltman, und fünfzehn Jahre werden Ihnen vorkommen wie fünfzig oder hundert, denn ein Ende ist nicht abzusehen. Aber das alles ist noch nicht das Schlimmste an der Zuchthausstrafe, Mr. Geltman, nicht für einen Mann von Ihrer Sensitivität, Ihrem verfeinerten Geschmack. Sie erinnern sich: als wir in der Galerie über Maitlands Bilder sprachen, sagten Sie, Sie sähen darin die verkörperte Sinnlichkeit? Nun, ein Zuchthaus ist die verkörperte Häßlichkeit … Grau, alles grau in grau, die Mauern, die Kleidung, selbst die Nahrung. Dieses Grau teilt sich mit der Zeit auch der Haut der Insassen mit, ja dringt in ihre Seelen ein. Trübe, trostlos. Kein einziger leuchtender Farbfleck. Keine Musik. Kein herzliches Lachen, kein Lied. Nirgendwo eine Spur von Schönheit, nichts als harte graue Häßlichkeit, die in alles einsickert, Sie von allen Seiten bedrängt. Für einen Mann wie Sie bedeutet das -»

    Nun ging alles so rasch, so unvermutet, daß die Untersuchungskommission, die die Vorgänge auf dem Videorecorder vorgespielt bekam, zu dem Ergebnis gelangte, es sei nicht zu verhindern gewesen.
    Saul Geltman fuhr von seinem Stuhl hoch wie von Gottes Hand gezogen. Er taumelte drei große Schritte zum offenen Fenster hin und stürzte sich hinaus wie jemand, der vom Drei-Meter-Brett ins Wasser springt, Arme vorgestreckt, Kopf eingezogen.
    Nicht einmal seine Zehen streiften das Fensterbrett.
    Als er unten aufprallte, hörte man es im Zimmer.
    Boone zuckte zusammen, Jason überlief sichtbar ein Schauder. Delaney schloß die Augen, als er den Körper aufprallen hörte.
    «Herr im Himmel», stöhnte Boone, sprang auf, rannte zum Fenster. Er stützte sich aufs Sims und beugte sich behutsam hinaus. Als er sich wieder umwandte, war er kreideweiß.
    «Da hilft nur noch Löschpapier», sagte er.
    Delaney klappte die Lider auf und blickte zur Decke.
    «Durch die Lappen ist er uns also nicht gegangen», bemerkte er, ohne jemand direkt anzureden.
    Es wurde später Nachmittag, bevor alles erledigt war, was getan werden mußte. Thorsen leitete die Untersuchung, ließ von allen Beteiligten schriftlich eine Darstellung des Sachverhalts geben, versiegelte den Videorecorder samt Band, gab eine Mitteilung an die Presse heraus und dem Fernsehen ein kurzes Interview.
    Die drei Skizzen von Maitland wurden in Geltmans Wohnung gefunden. Rosa Perez bekam ihre 100 Dollar und Delaney vergaß auch nicht die Zwei-Liter-Flasche Whiskey. Mama wollte allerdings lieber Rum. Die elektronischen Geräte wurden abgebaut, die Wohnungen Perez und Ruiz aufgeräumt, der vorherige Zustand wurde, so gut es ging, wiederhergestellt.
    Geltmans Leiche wurde in einem blauen Plastiksack ins Leichenhaus geschafft, und die Blutlache im Hof mit Sägespänen zugeschüttet.
    Boone erbot sich, den Chief heimzufahren, und der nahm dankbar an. Im Stadtverkehr kamen sie nur schwer voran, doch ab der Third Avenue ging es rascher, zumal Boone schnell genug fuhr, um jede Ampel noch bei Grün zu erwischen.
    «Übrigens», sagte Delaney unterwegs, «über das Wochenende vom 4. Juli wollen meine Frau und ich nach New Hampshire, die Mädchen besuchen. Wir mieten einen Wagen. Falls Sie und Rebecca Lust haben, könnten Sie mitkommen.»
    «Mit größtem Vergnügen, Sir. Ich bezweifle keinen Moment, daß Rebecca sich freuen wird. Aber warum wollen Sie einen Wagen mieten? Wir könnten diesen nehmen.»
    «Nun, das will ich Ihnen sagen», Delaneys Stimme klang schwärmerisch verträumt. «Mein Lebtag habe ich mir gewünscht, mal einen Rolls-Royce zu fahren, aber es ist nie dazu gekommen. Diesmal werde ich Monica überraschen und einen großen, schwarzlackierten Rolls mieten. Das macht ihr bestimmt unheimlichen Spaß, die Mädchen werden sich nicht lassen können vor Wonne, und ich werde es genießen. Die Fahrt dauert ungefähr acht Stunden, und wir könnten unterwegs ein Picknick machen. Ich denke da an Brathähnchen, Kartoffelsalat und ähnliches.»
    «Das klingt sehr verlockend», lachte der Sergeant. «Also ein Rolls-Royce? Ich habe noch nie in einem gesessen.»
    «Sehen Sie? Und jetzt bietet sich endlich die Gelegenheit.»
    Danach schwiegen sie. Hinter der 34th Street nahm der
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