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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende
Autoren: Lawrence Sanders
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Schweigen hielt an. Die Uhr zeigte 11:30, 11:45, 12:00, 12 :15, 12 :20. Jason murmelte fast unhörbar: «Komm endlich!»
    Um 12:26 knackte es in Boones Sprechfunkgerät und der Mann, der gegenüber auf dem Bürgersteig stand, meldete: «Er kommt. Allein.»
    Sie drängten sich an den Monitor.
    «Er bleibt stehen. Schaut sich um. Beobachtet das Haus. Geht die Stufen rauf. Jetzt ist er drin.»
    Boone hielt den Mund dicht ans Mikrofon und flüsterte: «Warten Sie fünf Minuten. Dann gehen Sie ins Haus als Verstärkung. Verstanden?»
    «Verstanden. Ende.»
    Delaney warnte leise: «Keiner rührt sich, keiner hustet, keiner niest.»
    Alle nickten, die Blicke wie gebannt auf den Monitor gerichtet. Warten …
    Sie hörten, wie an der Tür zu Mamas Wohnung geklopft wurde, sahen Mama zusammenschrecken, sich dann vorsichtig der Tür nähern. «Wer?» rief sie.
    Die Antwort konnten sie nicht hören, doch Mama schloß auf, hakte die Kette aus, öffnete die Tür. Sie verdeckte mit ihrem Körper die Sicht, doch konnte man nun die Stimme hören.
    «Sind Sie Rosa Perez?»
    «Ja. Mr. Geltman?»
    «Ganz recht. Der bin ich. Darf ich eintreten?»
    «Klar, nur herein.»
    Sie trat beiseite. Saul Geltman schlenderte herein, ein Päckchen in der Hand. Er schaute sich um. Mama Perez schloß die Tür, riegelte aber, Delaneys Anweisungen folgend, nicht ab, drehte auch nicht den Schlüssel im Schloß.
    «Hübsche Wohnung», bemerkte Geltman leichthin und schaute sich prüfend um, musterte den offenen Schrank, warf einen Blick auf die offenstehende Tür zum Bad.
    «In das Bad teilen Sie sich wohl mit den Nachbarn?» fragte er.
    «Klar, aber nebenan ist niemand zu Hause.»
    Er ging mit langsamen Schritten ins Badezimmer, war nicht mehr zu sehen, doch hörten sie, wie er die Klinke der Tür zur Ruizschen Wohnung drückte.
    «Ist zu», versicherte Mama Perez.
    «Ja, das sehe ich.»
    Geltman kam wieder ins Zimmer, immer noch prüfend Umschau haltend.
    «Und wo ist Ihre Tochter?» fragte er liebenswürdig.
    «In der Bodega einkaufen. Kommt bald wieder. Viertelstunde vielleicht. Kann sein, halbe Stunde.»
    «Gut. Der möchte ich gern noch guten Tag sagen. Darf ich mich hinsetzen?»
    «Klar, egal wo.»
    Sie beobachteten, wie Geltman die Möbel musterte. Er näherte sich dem Sessel, hielt aber inne.
    «In dem Sessel sitzen sicher Sie selber», sagte er gewinnend, zog einen bespannten Klappstuhl aus Aluminiumrohr vom Tisch weg und stellte ihn ihr gegenüber auf. «Nach Ihnen», sagte er höflich.
    Er wartete, bis sie sich in den Sessel gesetzt hatte und nahm dann lässig auf dem Stuhl Platz. Das Päckchen legte er auf den Tisch.
    Delaney tippte Jason an und deutete auf die Badezimmertür. Der riesige Schwarze nickte und erhob sich geschmeidig, trat geräuschlos an die Tür, legte einen Finger auf den Riegel und blickte Delaney an. Dieser bedeutete ihm, noch zu warten.
    «Darf ich rauchen?» fragte Geltman.
    «Okay», gab Mama die Erlaubnis. «Meinetwegen.»
    «Möchten Sie auch eine?»
    «Klar.»
    Geltman erhob sich und bot ihr sein silbernes Etui an. Während er damit beschäftigt war, die Zigaretten in Brand zu setzen, nickte der Chief dem Schwarzen zu. Jason schob den Riegel leicht und behutsam zurück. Die anderen blickten auf den Bildschirm. Geltman hörte augenscheinlich nichts. Jason ging auf Zehenspitzen an seinen Platz zurück.
    Geltman lehnte sich zurück und rauchte mit einer so übertriebenen Nonchalance, daß den Polizisten klar wurde, wie erregt er war, wie gespannt und erwartungsvoll. Das Schwarz-weiß-Bild zeigte ihn in einem locker geschnittenen schwarzen Anzug, weißem Hemd, schwarzer Krawatte, schwarzen Schuhen. Delaney kam er vor wie ein Leichenbestatter, und er fragte sich, ob Geltman eine Waffe bei sich trage und wo.
    «Nun», begann der Kunsthändler das Gespräch, «es scheint, wir haben ein kleines Problem, wie?»
    «Problem?» wiederholte Mama. «Problem hast du, ich nich.»
    «Ganz recht.» Er lächelte verkrampft. «Sehr wahr. Haben Sie sich bei der Polizei gemeldet, oder wurden Sie aufgespürt?»
    Rosa senkte den Kopf, und Ihre Antwort war nebenan nicht zu verstehen.
    «Wie haben die das wohl fertiggebracht? Nun, einerlei. Woher man die Phantombilder von Ihnen und Ihrer Tochter hat, ist mir immer noch unklar. Wissen Sie es?»
    «Der Maler hat Skizzen gemacht. Meine Tochter sollte Modell sein für ihn. Montag. Und auf der Treppe sieht uns ein Blauer.»
    «Ah, jetzt begreife ich. So ein Pech. Für mich,
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