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Die zweite Nacht

Die zweite Nacht

Titel: Die zweite Nacht
Autoren: Natalie Rabengut
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erinnern. Dein Protest war so eindringlich, mir klingeln noch immer die Ohren.« Ich sah ihn direkt an und bemerkte, dass sein Blick sich verdüsterte.
    »Ich habe protestiert. Aber ich habe nie behauptet, ein Heiliger zu sein.«
    Das stimmte und ich musste grinsen. »Also mir geht’s gut und ich habe auch noch kein Aufgebot bestellt, da kann ich dich vollkommen beruhigen.«
    Für einen Moment schwieg ich und schob das Besteck auf der Tischdecke hin und her. »Von mir aus können wir das gern von Zeit zu Zeit wiederholen.«
    Sein Mund klappte auf, doch ich kam ihm zuvor und hob abwehrend die Hand. »Aber nur, wenn das nicht beinhaltet, dass du jedes Mal danach den Seelenklempner spielst. Ich bin ein großes Mädchen.« Der Blick, den ich ihm zuwarf, war nur auf eine einzige – sehr sexuelle – Weise zu deuten. Er holte tief Luft und schien mit sich zu ringen.
    Die Türklingel erlöste ihn davon, mir antworten zu müssen und ich stellte direkt klar: »Du machst dem Pizzaboten auf. Ich rede nicht mit anderen Menschen.«
    Sein Lachen kribbelte auf meiner Haut und mit einem Seufzen stand er auf. »Wer hätte damit gerechnet?«
    Zufrieden betrachtete ich seinen Hintern, als er aus meiner Wohnung ging. Ich hatte meine Karten offen auf den Tisch gelegt – jetzt war es an ihm, darauf einzugehen oder sich gefälligst aus dem Staub zu machen.
    Als er mit den beiden Kartons zurückkehrte und mir der verlockende Duft in die Nase stieg, lief mir bereits das Wasser im Mund zusammen. Ausnahmsweise lag das nicht an Frederik, sondern daran, dass ich heute noch nichts gegessen hatte.
    Kaum saß er, beschloss ich, dass es an der Zeit war, mehr über ihn herauszufinden. »Wie kommt es, dass Karl unbemerkt verschwunden ist und du stattdessen ebenso unbemerkt eingezogen bist?«
    Er schenkte mir ein schelmisches Lächeln. »Ein Freund von mir ist Makler und er wusste, dass ich auf der Suche war.« Dann zuckte er mit den Schultern und sah mich an. Mit hochgezogener Augenbraue beobachtete er, wie ich gierig die Pizza herunterschlang. Prompt färbten meine Wangen sich rot und ich bemühte mich, etwas langsamer zu essen.

    Noch immer ein wenig verwundert fragte ich mich, wie er das geschafft hatte. Frederik saß neben mir. Auf meiner Couch!  
    Nach dem Essen hatte es sich irgendwie natürlich ergeben, dass wir die Küche verlassen hatten. In der Theorie hatte ich ihn hinauswerfen wollen, in der Praxis hatte er mich überrumpelt, mir ein Bier gereicht und den Fernseher angemacht. Ein Bier aus meinem eigenen Kühlschrank wohlgemerkt!
    Außerdem hatte er sich noch nicht zu meinem überaus großzügigen Angebot geäußert, regelmäßig mit ihm zu schlafen.
    »Willst du mich noch lange böse von der Seite anstarren?«
    »Hm.« Verärgert drehte ich den Kopf zum Fernseher und nahm einen Schluck von meinem Bier. »Was war das gestern eigentlich auf dem USB-Stick? Ich habe vergessen, danach zu fragen.«
    Seine Augen blitzten auf, denn er wusste genauso gut wie ich, warum ich nicht daran gedacht hatte. »Ein kleines, nicht unbedingt legales Programm.«
    »Wie komme ich daran?«, wollte ich von ihm wissen.
    Jetzt drehte er mir den Kopf zu und lächelte selbstgerecht. »Du kannst mich einmal im Monat lieb darum bitten.«
    Blödmann. Fest presste ich die Lippen aufeinander.
    »Was denn? Keine bissige Entgegnung?«, neckte er mich und rutschte ein Stück näher.
    Kritisch beäugte ich den winzigen Raum, der noch auf der Couch zwischen uns geblieben war. »Du hast doch gestern schon angemerkt, dass ich viel fluche.«
    Gelassen erwiderte er, während er noch näher rückte: »Ich habe es lediglich festgestellt – mich stört das nicht.«
    Er beugte sich vor und ich rechnete fest damit, dass er mich küssen würde. Doch er schnupperte lediglich an meinem Hals und betrachtete mich danach fasziniert. Als ich ihm entgegen kam, mit der festen Absicht meine Lippen auf seine zu pressen, wich er mir aus. Seine Hand legte sich um meine Schulter und hielt mich auf Abstand. Meine Augenbrauen zogen sich zusammen. Eingeschnappt wischte ich seine Hand weg – schon allein, weil sie heiß genug zu sein schien, um meine Haut zu verbrennen.
    War ich gestern Nacht etwa süchtig geworden? Die Erinnerung an den grandiosen Orgasmus stieg in mir auf.  
    »Ich beurteile gerade noch dein Angebot«, stellte er ruhig fest.
    »Was gibt es da groß zu beurteilen?« Betont langsam ließ ich mich in das Polster der Couch sinken.
    »Du redest so gut wie gar nicht – zumindest im
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