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Die zweite Nacht

Die zweite Nacht

Titel: Die zweite Nacht
Autoren: Natalie Rabengut
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der Kaffee kalt war.
    Wieder grummelte es hörbar aus meinem Bauch heraus und Frederik musterte mich eingehend. »Hast du heute schon was gegessen?«
    »Nein, Mama«, erwiderte ich genervt. »Aber ob du es glaubst oder nicht, das war keine Absicht.«
    »Okay, zieh dir was an«, wies er mich knapp an und sah sich suchend um. Schließlich fand er mein Telefon, das er offenbar gesucht hatte und wählte eine Nummer.
    »Was wird das, wenn es fertig wird?«, wollte ich von ihm wissen, die Arme vor der Brust verschränkt.  
    »Ich bestelle Pizza, ist Margherita okay?« Seelenruhig sah er mich an.
    Ich biss mir auf die Unterlippe und dachte nach. »Wenn wir jetzt zusammen Pizza essen, fällt das unter Vorspiel?«
    Sein fassungsloses Mienenspiel zu beobachten, machte mir richtiggehend Spaß. Leider hatte er sich schnell wieder im Griff. »Wir werden sehen«, lautete seine rätselhafte Antwort.
    Bevor ich mir die Mühe machte, in normale Kleidung zu schlüpfen, ging ich zu meinem Computer. 38 Seiten? Du meine Güte, demnächst würde ich mir einen Wecker stellen, bevor ich noch am Schreibtisch zusammenbrach. Nicht zum ersten Mal erinnerte mich das leise Stimmchen in meinem Hinterkopf daran, dass meine Familienmitglieder vielleicht recht haben könnten, wenn sie sagten, dass ich zu viel arbeitete.  
    Aber mein Job lenkte mich so wunderbar von allem anderen ab. Vorsichtig schielte ich über meinen Bildschirm. Zum Beispiel von diesem attraktiven Mann, der gerade in meiner Küche stand. Was ich davon halten sollte, wusste ich noch nicht genau. Moment – fehlte da ein Leerzeichen? Ich beugte mich näher zu dem Computer und kniff konzentriert die Lider zusammen.
    Das Räuspern ließ mich aufblicken. »Arbeitest du immer so viel?« Seine blauen Augen lagen forschend auf mir. Verlegen richtete ich mich auf und bemerkte dabei, dass der Gürtel meines Bademantels gerade seinen Job aufgab und der Stoff langsam auseinander glitt. Schnell raffte ich ihn zusammen und bewegte mich rückwärts auf die Schlafzimmertür zu. »Meistens.«
    Dann drehte ich mich um und warf die Tür hinter mir zu. Was sollte ich jetzt eigentlich anziehen? Mir war nach Jogginghose und einem viel zu großen T-Shirt, andererseits wollte ich noch Sex, also vielleicht lieber etwas weniger Entspanntes.  
    Unschlüssig stand ich vor dem Schrank. Ich konnte mich ja nicht wieder in dieses kleine Kleid von gestern werfen und ein BH würde vermutlich auch nicht schaden. Ich ärgerte mich über meine Unentschlossenheit, so war ich doch sonst nicht. Eigentlich wollte ich nur eine lockere Affäre mit meinem sexy Nachbarn und keine pompöse Hochzeit. Nachdem ich mir dieses Ziel gesteckt hatte, ging es mir viel besser.  
    Überhaupt war ich wesentlich gelassener, wenn ich genau wusste, was ich wollte. Wenn ich morgens an die Arbeit ging, legte ich vorher die Wortzahl fest, die ich schaffen wollte. Bei einer Laufrunde wusste ich vorher, wie viele Kilometer ich zurücklegen wollte – ich würde nie auf die Idee kommen, einfach so loszulaufen. Mein Bruder nannte das »verkrampft«, ich hingegen bevorzugte das Wort »organisiert«.
    Letztendlich entschloss ich mich für mein Standardoutfit aus schwarzem Shirt und schwarzer Jeans. Im Sommer tauschte ich Shirt gegen Tanktop und im Winter trug ich eine Strickjacke darüber, stets das perfekte Outfit – egal, wie viele Witze meine Mutter über Trauerkleidung machte.
    Erleichtert trat ich aus dem Schlafzimmer und beobachtete irritiert, dass Frederik munter in meinen Küchenschränken herumwühlte. Er hatte tatsächlich den Tisch gedeckt – natürlich für zwei, was auch sonst?
    Um mich zu sammeln blieb ich im Türrahmen stehen und lehnte mich dagegen. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Frederik unseren Sex anders interpretiert hatte als ich. Also räusperte ich mich. »Du wolltest reden?«
    Er setzte sich auf den Küchenstuhl, den eigentlich ich bevorzugte. Ob er das absichtlich machte?  
    »Ja, ich bin mir nicht sicher, was das gestern war. Ich bin gerade erst hier eingezogen und will nicht direkt irgendein Drama provozieren.«
    Leise lachte ich. »Das hättest du dir vielleicht vorher überlegen sollen.« Widerwillig setzte ich mich auf den freien Stuhl. Aus dieser Perspektive sah meine Küche ganz anders aus.  
    »Zu meiner Verteidigung: Ich habe sehr wohl Einspruch erhoben.« Er fuhr sich durch die dichten Haare und löste damit in mir das Verlangen aus, das Gleiche zu tun.
    »Stimmt, daran kann ich mich
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