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Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Titel: Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)
Autoren: Frank W. Haubold
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mächtigen griechischen Reeder-Dynastie bot sie Künstlern aus allen Kulturkreisen ein komfortables Auskommen und eine Stätte ungestörter Selbstverwirklichung. Die mediterran gestaltete Kulturlandschaft auf der Oberfläche eines ehemaligen Asteroiden lehnte sich bewusst an antike Vorbilder an. Die terrassenförmige Anordnung der winzigen weißen Villen innerhalb weitläufiger Oliven- und Zypressenhaine verlor für die glücklich Auserwählten schon bald alles Kulissenhafte und schuf eine eigene Wirklichkeit, die vollkommene Unabhängigkeit suggerierte. Tanita Kasuka, eine erfolgreiche japanische Bildhauerin, lebte seit Jahren dort, und so war Miriam zusammen mit ihren beiden Brüdern in einer Idylle aufgewachsen, nach der sie sich ihr Leben lang zurücksehnen sollte. Ihr Vater Christian Rilke, ein deutscher Lyriker, der seinen Lebensunterhalt mit Lesereisen verdiente, war ein gern gesehener Gast im Haus der Kasukas, mehr aber wohl nicht. Später sollte sich herausstellen, dass er auch anderenorts heimisch gewesen war.
    Miriams Mutter arbeitete die meiste Zeit über in ihrem Atelier am Fuß eines Marmor-Steinbruchs, wo sie das Material für ihre Skulpturen selbst aus dem Gestein schnitt. Neben einem künstlichen Flusslauf fand sich dort auch ein ausgedehntes Sy stem unterirdischer Höhlen, die gelegentlich Schauplatz für Musikabende oder Theateraufführungen der Pegasos-Gemeinde waren. Für die Kinder waren sie – trotz elterlichen Verbots – ein begehrter Abenteuerspielplatz, Ort für ausgedehnte Versteck- und Räuber-und-Gendarm-Spiele.
    Auch am Tag des Angriffs spielten Miriam und ihr kleiner Bruder Matsuto zusammen mit einem Dutzend zumeist älterer Nachbarskinder im Höhle ngelände, während ihr großer Bruder Rainer ihrer Mutter im Atelier zur Hand ging. Beide verbrannten zusammen mit ihrem Vater, der gerade auf dem Weg zum Raumhafen war, und sechshundert anderen Familien im Feuersturm der Burgons, der Pegasos Forest innerhalb weniger Minuten in eine Aschewüste verwandelte.
    Es dauerte sechs endlose Tage, bis ein Rettung skreuzer der Leandros-Gruppe den Unglücksort erreichte und die überlebenden »Höhlenkinder von Pegasos Forest« bergen konnte. Miriam war eines von ihnen, aber für ihren Bruder Matsuto kam die Rettung zu spät. Er starb in ihren Armen, und die Ärzte an Bord der »Asklepios« mussten ihr erst ein krampflösendes Mittel spritzen, bevor sie den starren, kalten Körper losließ.
    Die Schlagzeilen und Bilder verblassten mit der Zeit. Es gab neue, schlimmere Massaker, die Hu nderttausende Opfer forderten und die Anteilnahme der Öffentlichkeit auf sich zogen, doch die Überlebenden von Pegasos Forest verloren sich nie aus den Augen. Die Burgons hatten ihnen alles genommen: ihre Eltern, Geschwister, Freunde und die traumverlorenen Stätten ihrer Kindheit. Es durfte nicht sein, dass etwas so abgrundtief Böses weiterexistierte, und es würde nicht sein. Der Sieg der Armada bei Joyous Gard war eine Lichtblick, aber er linderte den Schmerz nicht und übertönte auch nicht die Stimmen der Toten, die jede Nacht nach ihnen riefen.
    Von der Existenz ihres Halbbruders Christoph – das angehängte »er« war eine Erfindung  angloph oner Medien – erfuhr Miriam erst nach dessen Tod, aber sie war eine der wenigen, die wussten, weshalb er zum Märtyrer geworden war. Christoph hatte den Tod seines Vaters gerächt, und sie würde es ihm gleichtun, wenn die Zeit gekommen war ...
    Es war schwer, darauf etwas zu entgegnen, fast unmöglich. Farr versuchte es dennoch. Er war immer noch der Kommandant und konnte nicht zulassen, dass jemand – aus welchen Gründen auch immer – eine derart gefährliche Waffe auf seinen Stützpunkt schmuggelte. Das hatte etwas mit militärischen Hierarchien und Disziplin zu tun, aber auch etwas mit Verantwortung. Zweitausendfünfhundert Menschen würden sterben, wenn sie aus Versehen oder gar absichtlich gezündet wurde ...
    »Sie ist nicht mehr hier«, versetzte Miriam unbeei ndruckt.
    »Wo dann?«
    »In der Nähe eines ziemlich unbedeutenden Sterns der Spektralklasse M2. Relativ weit von Pendragon Base entfernt – aber nicht zu weit .«
    »Die hiesige Sonne? Das ist lächerlich!«
    »Die Generalprobe war es nicht.« Ihre Stimme klang kalt und vollkommen beherrscht. »Du solltest dir ein paar Aufnahmen und Radiogramme des HIP 1612 Systems besorgen. Ich glaube, ein paar Leute waren deshalb ziemlich aus dem Häuschen.«
    Farr spürte, wie sich die Härchen in seinem N acken
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