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Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Titel: Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)
Autoren: Frank W. Haubold
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besondere Bedeutung bei, oder sie hatte sich perfekt unter Kontrolle. Farr wusste es nicht, und das verunsicherte ihn. Die Antwort gab er trotzdem, falls das, was ihm Balinas am Vorabend des Rückzugs der Angels aus der menschlichen Einflusssphäre entgegnet hatte, überhaupt eine Antwort gewesen war:
    »Er sagte etwas Seltsames: ›Achtet auf die Gänse des Kapitols.‹«
    »Ich kenne die Geschichte«, sagte Miriam Kasuka nach einer Weile. »Aber das hilft mir  nicht weiter.  Möchtest du darüber sprechen?«
    »Nein«, sagte Farr und zwang sich zu einem L ächeln. »Vielleicht ein anderes Mal. Ich bin ein wenig müde.«
    »Das glaube ich nicht«, lächelte die Frau und beugte sich zu ihm hinüber. Mit einem seidigen R ascheln glitt der Kimono von ihren Schultern.
    Sie behielt recht.
     
    Am nächsten Tag widmete sich Colonel Farr in g ewohnter Weise seinen dienstlichen Obliegenheiten. Er sprach mit den Geschwaderkommandeuren, koordinierte Dienstpläne und inspizierte eines der Munitionsdepots. Später aß er im Offizierskasino zu Mittag und beteiligte sich mit ein paar belanglosen Bemerkungen am allgemeinen Smalltalk. Der Nachmittag gehörte den Berichten der Flugaufklärung und der Fernortung, die nichts Erwähnenswertes enthielten. Im Grunde war es ein Tag wie jeder andere, und doch lag über allem, was er wahrnahm oder selbst tat, ein Hauch von Unwirklichkeit.
    Vielleicht war er tatsächlich nur übermüdet, aber das war er schon häufiger gewesen, ohne dass es seine Dienstauffassung beeinträchtigt hätte. Mit M iriam hatte dieses Gefühl nur insoweit zu tun, dass das Gespräch mit ihr vielleicht der Auslöser war.
    Farr hatte ihretwegen kein schlechtes Gewissen, obwohl sexuelle Beziehungen zu Untergebenen im Offizierscorps nicht gern gesehen wurden. Aber er stens waren alle weiblichen Militärangehörigen auf dem Stützpunkt seine Untergebenen, und zweitens arbeiteten Miriam und er nicht direkt zusammen, was eine Interessenkollision ausschloss. Es gab glücklicherweise noch keine Vorschrift, die die sexuellen Aktivitäten der Offiziere auf die Angebote der einschlägigen Dienstleisterinnen beschränkte. Ein paar Mal hatte Farr deren Dienste tatsächlich in Anspruch genommen, aber allein des Bewusstsein, dass ihre Hingabe beruflicher Natur war und nicht etwa seinem persönlichen Charme geschuldet, hatte ihn – zumindest im nachhinein – zutiefst deprimiert.
    Was ihn letzte Nacht bis in die Morgenstunden wachgehalten hatte, waren allerdings weniger B etrachtungen über die moralischen Aspekte sexueller Aktivitäten gewesen als vielmehr das Gefühl, gegen Windmühlen anzukämpfen. Wenn Balinas recht behielt – und das hatte er bislang immer – dann gab es keine Möglichkeit, den Angriff der Burgons vorherzusehen oder ihm gar zuvorzukommen. Die Gänse des Kapitols standen für einen glücklichen Zufall, nicht für den Erfolg planvollen Handelns.  Welchen Sinn hatte es dann überhaupt noch, die Systeme der Fernortung zu perfektionieren oder den Aufklärern Erkundungsflüge zuzumuten, die Pilot und Maschine bis an die Leistungsgrenze forderten?
    Mit Miriam würde er darüber sprechen können, doch bevor er sich ihr anvertraute, musste er etwas tun, das ihm zutiefst widerstrebte ...
    Ein Viertelstunde vor Dienstschluss ging Farr hinüber zum Labor, klingelte Dr. Simmons heraus und übergab ihm ein Plastiktütchen mit einer Haarprobe.
    »Genetische Identifikation, Doc, im Doppelblin dverfahren, wenn ich bitten darf«, ordnete er ärgerlich über Simmons‘ anzügliches Grinsen an. »Die Ergebnisse bitte verschlüsselt in meinen Homebereich!«
    Dr. Simmons salutierte, was ohne Kopfbedeckung albern genug aussah, und schlug zu allem Überfluss die Hacken zusammen: »Jawohl, Sir!«
    »Achten Sie auf Ihre Zähne, Simmons!«, knurrte Farr martialisch, musste dann aber doch grinsen.
    »Schön, dass so was auch anderen Leuten pa ssiert«, konterte der Laborarzt unbeeindruckt, verschwand dann aber so behände in der Sicherheitsschleuse wie ein Frettchen in seinem Bau.
    Beim Öffnen von Captain Kasukas erweitertem Personal-Dossier kam sich Farr fast noch schäbiger vor als in der Nacht zuvor, als er in Miriams Bad ezimmer die Haare aus ihrer Toupierbürste gezupft hatte. Dennoch blieb ihm keine andere Wahl. Als Kommandant des Stützpunktes war er für zweitausend Soldaten und Offiziere und fünfhundert Zivilangestellte verantwortlich. Unter diesen Umständen musste der Schutz der Privatsphäre zurückstehen, auch wenn er
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