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Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Titel: Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)
Autoren: Frank W. Haubold
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ausg esucht?« Die Frau biss sich auf die Lippen, aber der Colonel schien den falschen Zungenschlag nicht registriert zu haben.
    »Vermutlich hatte er seine Gründe. Vielleicht wusste er ja um die besondere Veranlagung des Ju ngen. Sie wissen doch sicher, weshalb der Admiral Balinas Urteil vertraute?«
    »ESP, nicht wahr? Dieser Balinas war ein M utant.«
    »Das ist die offizielle Lesart, jawohl.«
    »Aber Sie glauben nicht daran, Colonel Farr?«
    »Kein Kommentar.« Farrs Blick Richtung Decke verriet eine Spur Ungeduld, aber Miriam begriff sofort. Sie würden das Gespräch erst fortsetzen, wenn Kameras und Mikrofone ausgeschaltet waren und weder die KIs der Abwehr noch die Dienstau fsicht die Datenströme nach verdächtigen Inhalten durchkämmen konnte.
    Das überfällige Revanche-Match war ein fast pe rfekter Vorwand ...
     
    »Sie haben heimlich geübt, Colonel«, sagte die Frau. Hinter den weißen Nebelschwaden, die die Dampfgrotte erfüllten, zeichnete sich ihr nackter Körper nur schemenhaft ab. Die Anerkennung in Miriams Stimme schmeichelte Farr, aber er durfte sich nicht ablenken lassen.
    Sie waren allein, und das einzige Überwachungsg erät im Raum war der Sensor, der die Dampfzufuhr regelte. Die Enge des Raumes und der heiße Dampf, der auf ihrer Haut brannte, schufen eine Vertrautheit, die anderenorts kaum denkbar war.
    »Nicht heimlich«, korrigierte er. »Aber ich gebe zu, dass ich nur ungern verliere.«
    Dankbar registrierte er, dass das Naheliegende: »Und schon gar nicht gegen ein Frau.« ausblieb. Es hätte ihre Unterhaltung in eine Richtung gelenkt, die nur allzu vorhersehbar war.
    »Balinas war kein Mutant, nicht wahr?«, fragte die Frau statt dessen. Der alles verhüllende Dampf machte die Antwort einfacher.
    »Nein, er verschwand exakt zu dem Zeitpunkt, an dem die Angels den Kontakt zur Föderation abbrachen. Es spricht einiges dafür, dass er einer ihrer Gestaltwandler war.«
    »Haben Sie ihn getroffen?«
    »Ja, natürlich. Immerhin war ich einige Jahre lang Sporks Stellvertreter. Am Tag vor seinem Verschwinden bin ich ihm das letzte Mal begegnet.«
    »Hat er mit Ihnen über die Burgons gesprochen?«
    »Man konnte mit Balinas keine Gespräche führen, wie wir sie gewohnt sind. Ein Treffen mit ihm war wie der Gang zu einem Orakel. Und schon die kla ssischen Orakel waren berühmt dafür, ihre Antworten in Rätsel zu kleiden. Balinas liebte Rätsel über alles.«
    »Also keine Informationen zu den Burgons ?« Ihre Enttäuschung war trotz des betont sachlichen Tonfalls unüberhörbar.
    »Doch, aber stets mit dem Vorbehalt der eigenen, möglicherweise fehlerhaften  Interpretation. Trot zdem bin ich zum Beispiel überzeugt, dass Balinas die Burgons nicht als eine eigene Spezies im Sinne einer evolutionären Entwicklung ansah.«
    »Also keine Drachen ...«
    »Balinas sprach von ›elternlosen Streitrössern‹ ...«
    Farr hörte, wie die Frau die Luft ausstieß. Als sie antwortete, klang ihre Stimme heiser: »Also biolog ische Raumschiffe, in Klontanks gezeugt.«
    »In jedem Fall Wesenheiten, die ausschließlich dem Willen ihrer Schöpfer folgen.«
    »Aber wer ...?«
    »Ich bitte Sie, Captain. Sie haben doch Militärg eschichte studiert. Soviel bleibt doch gar nicht übrig, wenn wirtschaftliche, machtpolitische und religiöse Motive ausscheiden.  Immerhin wissen wir, dass keine der zerstörten Städte vorher besetzt oder geplündert wurde.«
    »Hass?« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flü stern.
    »Oder Rache, die klassischen Motive. ›Der ve rstoßene Sohn mit dem Haupt der Medusa‹, wie es Adjutant Balinas auszudrücken beliebte. Er hatte eine Schwäche für die griechische Mythologie.«
    »Und das bedeutet?«
    »Wenn wir das Unmögliche ausschließen – also die außerirdischen Fabelwesen –, dann bleibt im Grunde nur eine Gruppierung übrig, die für diesen Vernichtungsfeldzug in Frage kommt.«
    »Die Goleaner? Sie glauben tatsächlich, dass Menschen dafür verantwortlich sind?« 
    »Menschen haben schon Schlimmeres getan, ohne von ihresgleichen verfolgt und ausgestoßen worden zu sein. Nach dem Golea-Ultimatum blieb ihnen wohl gar nichts anderes übrig, als in die Diaspora zu gehen. Aber auch das ist heute nur noch von akad emischem Interesse. Entscheidend ist eine andere Frage ...«
    »Und welche?«
    »Was werden sie als Nächstes tun ¬– und wann.«
    »Sie meinen ...« Die Frau brach ab, als sie begri ffen hatte. Sie wusste jetzt, worauf der Colonel wartete – seit mehr als zwei
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