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Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Titel: Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)
Autoren: Frank W. Haubold
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sich später dafür würde entschuldigen müssen.
    Auf den ersten Blick waren die Angaben lücke nlos. Zwischen Miriams letztem Studiensemester auf New Harvard und ihrem Eintritt in die ALLFOR-Akademie auf Tharsis Base lagen nur drei Monate, von denen allein zwei für den Transfer erforderlich waren. Von da an war es das Dossier einer Musterschülerin und -soldatin. Nach vier Jahren Masterabschluss und Offizierspatent, sechs Monate Patrouillendienst in der Unruheregion um Spanish-Harlem und nach weiteren drei Jahren Graduierung zum PhD und Beförderung zum Captain. Ihr Entschluss, sich für zehn Standardjahre nach Pendragon Base versetzten zu lassen, hatte an der Akademie Unverständnis und Bedauern ausgelöst; schließlich war Miriams wissenschaftliche Karriere damit beendet. Die Begründung war zudem mehr als dünn: »Sammlung militärischer Erfahrungen, Sicherung der territorialen Integrität der Föderation etc.«
    Wie konnten sie ihr nur einen derartigen Bockmist abkaufen? fragte sich Farr  kopfschüttelnd, aber er wusste natürlich auch, dass die Außenbasen dringend auf ordentlich ausgebildetes Fachpersonal angewiesen waren. Für Pendragon Base war eine Technikerin mit Miriams Qualifikation mehr als ein Glücksgriff. Und für ihn seit gestern Abend erst recht ...
    Das hinderte Farr allerdings nicht daran, das Do ssier akribisch durchzuarbeiten. Er folgte jedem Querverweis und öffnete Dutzende verlinkter Dateien, ohne zunächst jedoch auf etwas Auffälliges zu stoßen. Wie bei sämtlichen Personaldossiers des Militärs begannen die Aufzeichnungen auch in Miriams Fall erst mit dem vollendeten 18. Lebensjahr des Betroffenen – eine Folge des McAllen-Fung-Actes, der seit einigen Jahrzehnten für formelle Chancengleichheit beim Eintritt in die Allianz-Streitkräfte sorgte. Wie die meisten Vorschriften, die der Streitkräfteausschuss auf Betreiben der Politik verabschiedet hatte, war auch diese Regelung vollkommen realitätsfern, weshalb Verstöße um so unnachsichtiger geahndet wurden. Ohne ausreichende Verdachtsmomente war eine diesbezügliche informelle Anfrage bei den Sicherheitsbehörden aussichtslos.  Und bis jetzt gab es keinerlei Indiz dafür, dass Captain Miriam Kasuka tatsächlich etwas zu verbergen hatte ...
    Dass Colonel Farr am Ende doch auf eine Spur stieß, verdankte er einem Überwachungsvideo, das die Ankunft der Neulinge auf dem Raumflughafen zei gte. Welchem Zwecke die Aufzeichnung diente – außer dem Amüsement der Stammbesatzung – und weshalb man sich überhaupt die Mühe gemacht hatte, das Video den einzelnen Dossiers zuzuordnen, blieb rätselhaft. Tatsache war aber, dass Captain Kasuka bei ihrer Ankunft neben dem obligatorischen Seesack zwei Reisetaschen trug, was Farr kaum aufgefallen wäre, wenn da nicht Miriams angespannte Haltung gewesen wäre, die für ein ganz erhebliches Gewicht ihres Gepäcks sprach. Natürlich gab es Soldaten, die ihre Unterkünfte mit allen möglichen Utensilien und Andenken aus ihrem früheren Leben voll stopften. Die spartanische Ausstattung von Miriams Apartment sprach allerdings dagegen. Was also hatte sie damals mitgeschleppt, und wie war sie damit durch die Sicherheitskontrollen gekommen?
    Das Check-In-Dossier war schnell gefunden, und wieder kam Farr sich wie ein Voyeur vor, als er die Aufzeichnung des Nacktscanners durchlaufen ließ, die ihn mit der Zwangsläufigkeit Pawlowscher R eflexe erregte. Danach folgten die ebenfalls unauffälligen 3D-Scans ihres Seesacks und einer Reisetasche. Einer Reisetasche! Farr spürte, wie seine Kehle trocken wurde, aber noch war er nicht sicher. Erst die protokollarische Zusammenfassung brachte endgültig Gewissheit: ALLFOR-Captain Miriam Christina Kasuka, 31 Jahre, 1,68 m, 55,2 kg, keine Implantate, Piercings oder sonstige Auffälligkeiten, Transfer-Gepäck: Standard-Seesack 28,3 kg, Reistasche 12,8 kg, kein Hinweis auf Waffen, Sprengstoff, Nuklearmaterial, Drogen, Gifte oder brennbare Flüssigkeiten, Check-In-Status: Grün.
    »Schön wär‘s«, murmelte Raymond Farr, von e iner düsteren Vorahnung erfüllt, die er  hütete, in Worte zu kleiden. »Das Standardgepäck, okay, und zusätzlich ein verdammt schweres Kuckucksei ...«
    Als er zwei Stunden später seine Diensträume ve rließ, lag ein knappes Dutzend verschlüsselter Anfragen versandfertig in seiner Ausgangsbox. Adressaten waren unter anderem die ALLSEC-Zentrale auf Tharsis-Base, die Sicherheitsbehörden in New Harvard, die Leitung der Militärhistorischen
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