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Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Titel: Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)
Autoren: Frank W. Haubold
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vorgehen?« Ihr Pragmatismus b eeindruckte ihn einmal mehr.
    »Ich habe das Zentralarchiv gebeten, uns das g esamte Bildmaterial zu kopieren, das damals aufgezeichnet wurde. Eine derartige Datenmenge ist mittels Dirac-Transfer nicht zu bewältigen, also werden sie ein Kurierschiff schicken. Und deine Freunde sollten dafür sorgen, dass noch etwas anderes mit an Bord sein wird.«
    Die Frau sah ihn an, lange, und als sie zu einer Entscheidung gekommen war, spielte ein versonn enes Lächeln um ihre Lippen.
    »Einverstanden – unter einer Bedingung.«
    Farr fragte nicht nach. Er hatte ohnehin nie Zweifel an Miriams Entschlossenheit gehabt. Es schmerzte dennoch.
    »Das hängt nicht nur von uns ab«, erwiderte er schließlich.
    »Von wem sonst?«
    »Von den Gänsen natürlich – den Gänsen des K apitols ...«
     
    Am Abend gingen sie zum ersten Mal gemeinsam aus. Sie besuchten ein italienisches Weinlokal, von dessen Terrasse aus man die Sterne sehen konnte. Sie tranken Chianti, gereift unter einer fernen Sonne, der wie Blut in den Gläsern schimmerte.
    »Ob sie uns sehen können?«, fragte Miriam i rgendwann, den Kopf an seine Schulter gelehnt.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte er, jedes Wort a bwägend. »Aber wir sind ihnen nichts schuldig.«
    »Danke«, sagte sie nach einer Weile, aber als er seinen Arm um sie legte, zitterte ihr Körper wie u nter einem Hauch von Frost.
     
    Zwei Standardjahre später, drei Monate nach seinem Aufbruch, erreichte der Flottenverband unter dem Kommando von Lieutenant Colonel Ortega die Region von Joyous Gard. Die Theaterstadt war natürlich nicht mehr dort. Sie war mit Spendenmitteln instandgesetzt und rekonstruiert worden und pendelte, besetzt von einem Schauspieler-Ensemble und Hunderten freiwilliger Statisten, zwischen den äußeren Kolonialplaneten und der alten Welt. Das einzige Stück in ihrem Repertoire – eine  aufwendige Neuinszenierung der »Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke« – füllte das riesige Amphitheater noch immer bis zum letzten Platz und war inzwischen längst zum erfolgreichsten Theaterstück aller Zeiten avanciert.
    Dort, wo die alte Stadt einst in Flammen aufg egangen war, erhob sich ein riesiges Monument – eine holographische Version des Kampfes des heiligen Georg gegen den Drachen. Ringsum hatten Wallfahrer und natürlich der Orden der Heiligen Madonna der letzten Tage ihre Spuren hinterlassen: Dutzende holographischer Kreuze und Madonnendarstellungen zwischen Tausenden ewiger Kerzen, die das Monument wie eine leuchtende Aureole umgaben.
    »Pathetischer Quatsch«, war alles, was Roberta Ortega dazu zu sagen hatte. Miriam war allerdings nicht entgangen, dass sich die Kommandantin b ekreuzigt hatte, als die »Santa Esmeralda«, das Flaggschiff des Ersten Geschwaders, das Monument passierte.
    Das Verhältnis zwischen den beiden so unte rschiedlichen Frauen war dennoch erstaunlich entspannt, fast vertraulich. Falls Miriams Sonderstatus – Farr hatte sie als »wissenschaftliche Beraterin« praktisch außerhalb der militärischen Hierarchie gestellt – die Kommandantin verdross, dann ließ sie sich das zumindest nicht anmerken. Von Miriams eigentlicher Mission wusste sie, zumindest offiziell, noch nichts. Die Instruktionen für die finale Angriffsoperation lagen in einem versiegelten Umschlag, der erst nach Ortung und Sicherung des »Rattenlochs«, wie der Codename des hypothetischen N-Raum-Tunnels zum Burgon -System lautete, geöffnet werden durfte.
    Nur einmal hatte es einen Missklang gegeben, als die Sprache auf Colonel Farr gekommen war. Mir iam hatte auf die entsprechende Frage der Ortega hin zugegeben, dass sie ihn vermisste, worauf die resolute Spanierin sich zu einer abfälligen Bemerkung hinreißen ließ: »Wenn er ein Mann wäre, hätte er dich nicht allein fliegen lassen.« Miriam hatte nicht direkt widersprochen, aber ihr Gesichtsausdruck war offenbar eindeutig gewesen, sonst hätte sich die Kommandantin nicht später bei ihr entschuldigt. Von da an galt das Thema als tabu, was die beiden Frauen nicht hinderte, sich gelegentlich gemeinsam über die Eigenheiten einiger männlicher Besatzungsmitglieder zu amüsieren.
    Die Gelegenheiten dazu wurden allerdings bald seltener. Der Flottenverband manövrierte inzw ischen in unmittelbarer Nähe jenes Raumsektors, in dem seinerzeit mehr als sechzig Schiffe/Wesen der Burgon -Flotte spurlos verschwunden waren. Die Zahl stammte von Koroljovs KIs, die in monatelanger Arbeit sämtliche
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