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Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Titel: Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)
Autoren: Frank W. Haubold
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Vorwand. Ich habe trotzdem eine Anfrage an das Zentralarchiv gestellt. Aber das kann dauern.«
    »Schon gut, Ray.« Sie schien sich etwas gefasst zu haben. »Vermutlich sehe ich schon Gespenster.«
    Er verstand, worauf sie hinauswollte.
    »Die Gänse, nicht wahr? Aber sie haben keine d abei – ansonsten einen halben Zoo, aber ganz bestimmt keine Gänse.«
    »Und wenn es eine Metapher ist?«, fragte sie zwe ifelnd.
    »Es ist mit Sicherheit eine Metapher. Aber worauf sie sich bezieht, werden wir wohl erst erfahren, wenn es soweit ist.«
    »Das klingt nicht unbedingt beruhigend, Ray. Du solltest dir diese Leute zumindest ansehen.«
    »Das werde ich. Morcelli hat mir zwei Logenkarten für die Premiere morgen Abend geschickt. Ich wünschte, du könntest mitkommen.«
    »Ich auch. Ich war noch nie in einem Zirkus. Und jetzt ...« Sie brach ab.
    »Wir werden es nachholen, wenn das alles hier vorbei ist«, versprach Farr. »Glaub mir, wir werden vieles nachholen. – Was macht übrigens das ›Rattenloch‹?«, erkundigte er sich mit gespielter Munterkeit.
    »Es versteckt sich«, erwiderte Miriam, sichtlich dankbar für den Themenwechsel. »Aber wir b ekommen vielleicht eine Chance, wenn Koroljov Wort hält und die KIs den Suchbereich noch einmal eingrenzen können. Wir könnten die Flechette-Batterien umprogrammieren und das Areal mit Miniprojektilen beschießen, die nach einer gewissen Zeit ein Antwortsignal abgeben – oder eben nicht. Man könnte natürlich auch einfache Signalmunition nehmen ...«
    »Prima Idee. Wie wär’s mit einer Leuchtschrift ›Ha llo, wir kommen!‹?«, bemerkte Farr sarkastisch. »Wir sollten vor allem die Ruhe bewahren«, setzte er versöhnlich hinzu.
    »Ich hätte nie geglaubt, dass Warten so schwer sein könnte.« Die Resignation, die in ihren Worten mi tschwang, war unüberhörbar.
    »Erinnerst du dich, was du mich damals gefragt hast, bei unserem ersten Treffen?«
    Das war länger als zwei Jahre her, aber Miriam sah Farrs Gesicht so deutlich vor sich wie damals und das bittere Lächeln, das dabei um seine Lippen gespielt hatte. Niemand hatte länger gewartet als er ...
    »Natürlich, Ray, verzeih mir.«
    »Ich hätte dich nicht allein fliegen lassen sollen.«
    »Es war meine Entscheidung. Und sie ist immer noch richtig!« Erleichtert registrierte er die En tschlossenheit in ihrer Miene.
    »Gut, dann halte dich am besten an die Ortega – dienstlich, meine ich.«
    »Und du flirte nicht mit den Zirkusweibern.«
    »O, sie sind glutäugig und gertenschlank. Und sie tragen goldene Ringe, überall, nicht nur an den O hren.« Er grinste anzüglich.
    »Sie haben Geschlechtskrankheiten«, konterte Mir iam trocken.
    »Rassistin.«
    »Wüstling.«
    »Bis bald.«
    »Na, warte ...«
    Sie trennten die Verbindung beinahe gleichzeitig, halb erleichtert und doch von einer tiefen Bangigkeit erfüllt, gegen die nur äußere Ablenkung half. Mir iam ging zur Kommandantin auf die Brücke, und Farr stauchte ein paar Piloten zusammen, die sich geweigert hatten, Koroljov bei der Programmierung ihrer elektronischen Doubles zu unterstützen.
     
    Die Premiere war ein Ereignis.
    Die meisten Soldaten waren noch nie in einem ric htigen Zirkus gewesen, teils, weil sie im Krieg rekrutiert worden waren, teils, weil sie von Welten stammten, die zu arm für derartigen Luxus waren.
    Und »Mario Morcelli« war ein richtiger Zirkus. Es gab Reiterfrauen in glitzernden Kleidchen, die mit traumwandlerischer Sicherheit auf dem Rücken wild galoppierender Pferde balancierten und dabei dem Publikum Kusshände zuwarfen. Es gab schwa rze Panther, gedrungene Muskelpakete mit tödlichen Reißzähnen, die in ungesicherter Manege durch Feuerreifen sprangen, Elefanten, die auf den Hinterbeinen standen und ihre mächtigen Leiber fast spielerisch auf den Schultern graziler Tänzerinnen abstützten. Es gab Trapezkünstler, die Dutzende Meter frei durch die Luft wirbelten, um dann im letzten Augenblick eine Stange oder die Hand eines Partners zu ergreifen und so den unvermeidlich erscheinenden Sturz zu verhindern. Es gab Feuerschlucker, Jongleure, einen Entfesselungskünstler, der auf rätselhafte Weise aus einem Holzfass entkam, bevor es von Dutzenden Speeren durchlöchert wurde, und einen Zauberer, der sich nach einer Reihe atemberaubender Kunststücke vor den Augen des Publikums buchstäblich in Luft auflöste.
    Kurzum, die Morcelli-Truppe bot ihren Zuscha uern all jene Sensationen, von denen die meisten zwar irgendwann schon einmal gehört
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