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Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel
Autoren: Robert Leeson
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und eine Stupsnase zu sehen, bevor ein paar starke Finger mich
bei der Nase nahmen und meinen Kopf wieder nach vorn drehten.
    „Sitz still, Herr Naseweis“,
sagte eine Mädchenstimme. So saß ich still, während Betsy ihre Arbeit beendete,
Salbe auf die Blutergüsse strich und wieder hinausging. Einen Augenblick später
wurde mir ein sauberes Hemd über den Kopf gestreift.
    „Der Squire wünscht dich zu
sehen, komm.“
    Ich stopfte hastig das Hemd in
die Hosen, die zwar dreckig, aber wenigstens in einem Stück waren, und folgte
Betsy. Sie war groß und trug ein langes weißes Kleid, das in der Taille
zusammengehalten war und sich über ihren Hüften bauschte. Sie hatte einen
weichen, schwingenden Gang und blickte sich nicht um, um zu sehen, ob ich ihr
folgte. Sie ging auf einem teppichbelegten Flur voran und schob mich durch
einen offenen Eingang. Es war ein großes Bibliothekszimmer, das Bücherregale an
allen vier Wänden hatte, auf denen oben Büsten standen. Als die Tür sich hinter
mir schloß, sah ich Dr. Livesey mit der Pfeife in der Hand und der weißen
Perücke auf den Knien an einem hellen Feuer sitzen. „Nun, Squire, da ist unser
junger Feinschmecker, mit Essen und Medizin versehen. Geht es Euch besser,
Sir?“ fragte er mich. Ich nickte, hielt es für das Beste, nichts zu sagen und
schaute mich um. Auf der anderen Seite des Feuers saß ein riesiger Mann, sechs
Fuß groß, von breiten, oder man könnte sagen, fetten Ausmaßen. Sein gerötetes
Gesicht, in das die Abenteuer vieler Reisen ihre Kerben und Falten gegraben
hatten, war eine Spur violett. Sein Haar blickte grau unter der Perücke hervor,
und seine weißen Augenbrauen standen borstig in die Höhe, als wollten sie ein
rasches und erregbares Temperament anzeigen. Ein Grund für hitziges Temperament
lag offen zutage — ein Glas Portwein zu seiner Linken und ein geschwollenes,
verbundenes Bein, das auf einem Kissen ruhte.
    „Komm her“, befahl er. Ich
zögerte keinen Augenblick. „Wie heißt du?“
    „Tom Carter, Sir.“
    „Woher?“
    „Aus —“
    „Wo liegt das?“
    „Östlich von Bridgewater, Sir.“
    „Hm“, brummte er, als ob das
das Ende der Welt wäre. Er winkte mich näher heran. „So, und du bist also ein
Feinschmecker?“
    „Des Doktors Scherz, Sir“,
sagte ich respektvoll. Er hielt mir sein Glas hin.
    „Was hältst du davon?“
    Ich schnupperte an dem Wein.
„Gut und alt.“ Dann fiel mein Blick auf sein Bein, und mir entschlüpften die
Worte: „Zu alt für Euer Wohlergehen, Sir.“
    Das Gesicht des Squire wurde noch violetter. Von der anderen Seite des
Feuers kamen ein Schnauben und ein Knacken, als der Doktor seine Pfeife
zerbrach.
    „Ihr mögt lachen, Livesey, und
Euern unverschämten Naseweis mit Euch fortnehmen.“
    „Verzeiht Sir“, begann ich und
ging schnell zur Tür zurück, aber der Doktor hielt mich auf.
    „Geschieht Euch recht,
Trelawney. Der Junge hat die Wahrheit gesprochen. Vielleicht ist das der Grund,
warum sein letzter Meister ihn so sehr geschlagen hat.“
    Der Squire knurrte und murrte,
ließ sich aber schließlich wieder in gute Laune versetzen.
    „Schön, Tom Carter, kennst du
dich mit Bier ebenso gut aus wie mit Portwein und Käse?“
    „Ich hoffe, Sir“, antwortete
ich.
    „Und du möchtest angestellt
werden?“
    Ich nickte. Der Squire blickte
mich durchdringend an. „Du bist kein weggelaufener Lehrling, Junge?“
    „Nein Sir“, antwortete ich, was
der Wahrheit so nahe kam, wie ich riskieren konnte, denn obwohl fortgelaufen,
war ich kein Lehrling.
    ,. Also gut, es gibt gerade eine
Stelle für einen Jungen mit deinen Fähigkeiten. Kennst du hier in der Gegend
das Gasthaus ,Zum Admiral Benbow’?“
    Ich wollte antworten, hatte
aber kaum den Mund geöffnet, als unsere Unterhaltung heftig unterbrochen wurde.
    Die Tür wurde aufgerissen, und
eine junge Dame stürzte in den Raum.

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5 .
Lady Alice tritt auf
     
     
    Als die junge Dame
hereinstürmte, stülpte der Doktor sich hastig die Perücke über, in der Eile
verkehrt herum, und stand auf. „Lady Alice... ein Vergnügen.“
    Aber er wurde nicht für seine Höflichkeit
belohnt, sie würdigte ihn nicht einmal eines Blickes. Ihre ganze Aufmerksamkeit
galt dem Squire, obwohl sie ihm auch nicht willkommen war.
    Er sank in sich zusammen, seine
ganzen sechs Fuß, ein schwaches Grinsen auf dem Gesicht.
    „Alice...?“
    „Ich werde es nicht dulden“,
sagte sie.
    Der Squire saß mit offenem
Munde da. Der Doktor setzte
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