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Die Zusammenkunft

Die Zusammenkunft

Titel: Die Zusammenkunft
Autoren: Vampira VA
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stoppten, die zu einem Phänomen führte, das sich jedem Erklärungsversuch entzog. Herzzerreißend röchelnd brachen die Tiere zusammen, nachdem Natan und Loth aus den Satteln gesprungen waren. Die Herzen der Archonten rührte es nicht. Sie hetzten auf die Treppe zu und die Stufen hinab.
    »Elisabeth Stifter!« schrie Natan, als er abrupt vor der Schwelle anhielt, vor der er schon einmal gestanden hatte.
    Sein Ruf schien in der schrecklichen Weite des Korridors zu verhallen, der aus purer Zeit und aus nichts anderem zu bestehen schien.
    »Elisabeth Stifter - komm zurück!«
    Jenseits der Schwelle lag das Kleid, das die Verfolgte getragen hatte, als sie in der Feste Ophit eingekerkert gewesen war.
    Von der knabenhaft schlanken Frau selbst war nichts mehr zu sehen. Nicht das geringste.
    Dafür nahte etwas anderes.
    Das groteske Gespenst, das schon den Vampir Tyk verschlungen hatte, als er auf Natans Geheiß in den Korridor getreten war .. . 3
    *
    »Wo ist sie? Hast du ihr etwas angetan?« »Wem?«
    »Der Frau, die gerade in den Tunnel gegangen ist!« »Hier ist keine Frau.«
    Die Stimme, die Loths Fragen antwortete, klang, als wehe sie aus einem tiefen Schacht herauf - dabei trennten die albinoiden Archon-ten rein optisch nur wenige Schritte von der schattenhaften Gestalt hinter dem Tor, deren Konturen nicht fest, sondern in ständiger Bewegung befindlich waren, gerade so, als drohte sie zu zerlaufen.
    »Du lügst!« Natan trat neben seinen Bruder. »Du mußt sie bemerkt haben! Nennst du dich nicht Wächter dieses Tores? Und wachst du nicht aufmerksam?«
    »Ich bin der Wächter«, bestätigte der verschwommene Schemen emotionslos. »Bleibt nicht draußen stehen, kommt herein. Wir können über alles reden. Ihr seid ... sonderbar. Ich habe Mühe, euch zu erkennen. Wer seid ihr? Was wollt ihr? Kennt ihr die Erlöserin? Seid ihr ihre Vorboten?«
    Nach einer »Erlöserin« war schon Tyk gefragt worden.
    Und wer erlöst uns? dachte Loth abstrakt.
    »Wir kennen deine Erlöserin nicht«, sagte er, ohne sich den Kopf über mögliche Folgen zu zerbrechen. »Hilf uns, die Frau zu finden, die wir suchen, und wir erlösen dich, ganz gleich, wie der Fluch beschaffen sein mag, der auf dir liegt!«
    »Ihr wißt nicht, was ihr redet. Ihr seid nicht die Erlöserin.«
    »Wenn du Elisabeth wahrhaftig nicht bemerkt hast, bist du ohnehin wertlos für uns«, sagte Natan. »Solltest du hingegen lediglich lügen, könnten wir ins Geschäft kommen. Nenn uns den Lohn, den du für deine Hilfe verlangst, und wir werden ihn dir geben. Was immer es ist.«
    Der Schemen rückte ein wenig von ihnen ab. Zunächst sah es aus, als wollte er in die endlose Weite des Tunnels entfliehen. Da wurde Natan zum ersten Mal bewußt - und parallel dazu auch seinem Bruder -, daß der Korridor von diesem Toreingang aus betrachtet nur schnurgerade in eine Richtung verlief: in die Vergangenheit.
    Wie hatte Elisabeth überhaupt in eine Richtung gelangen wollen, die es dem Anschein nach gar nicht (oder noch nicht) gab? Oder existierte sie doch schon und war nur von hier draußen aus nicht zu erkennen?
    Das Phänomen, das Mos Iranshars Leute hier am Rande der unter Sandmassen begrabenen Überreste einer einst stolzen Stadt freigeschaufelt hatten, war mit dem Verstand nicht zu greifen, erst recht nicht zu begreifen. Welche Macht mochte dies erschaffen haben? Und wozu?
    »Ihr dürftet mich nicht erlösen, selbst wenn ich wollte«, sagte die Stimme aus dem Tunnel in diesem Moment. »Meine Arbeit ist noch nicht vollbracht. Und wer sollte an meiner statt hier wachen und warten, bis die wahre Erlöserin kommt?«
    »Wie lautet der Name dieser . Person?« fragte Loth.
    Wieder herrschte eine lange Weile Stille. Dann sagte das gespenstische Ding auf der anderen Seite: »Lilith.«
    Der Name als solcher war den Archonten nicht unbekannt. Aber es war viel zu unwahrscheinlich, daß sie ein und dieselbe Frau meinten.
    »Du wirst weiter auf deine Lilith warten müssen - vielleicht noch eine Ewigkeit«, sagte Natan. »Es sei denn, du übergibst uns die Frau, die kurz vor uns hier eintraf. Sie muß den Gang betreten haben! Halte uns nicht zum Narren! Fange sie für uns ein, wo immer sie sich gerade aufhalten oder verbergen mag. Und sobald du sie uns ausgeliefert hast .«
    »Was dann?«
    »... wird sich dein größter Wunsch erfüllen: Die Erlöserin wird dir erscheinen!«
    Der Schemen gerann kurz zu einer bis dato nicht erlebten Schärfe. Die Umrisse einer perfekt gewachsenen
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