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Die Zusammenkunft

Die Zusammenkunft

Titel: Die Zusammenkunft
Autoren: Vampira VA
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Korridor flüchten und entkommen kann«, vollendete Loth die Gedanken seines Bruders in drängendem Ton. »Worauf warten wir?«
    Ein letztes Mal streifte Natans Blick den Köder, den sie der trauernden Elisabeth Stifter hingeworfen hatten.
    Sie hatte ihn nicht angenommen.
    Sie hatte sich auf keinen noch so verführerischen Kontrakt mit den Waisen des Satans eingelassen.
    Natan stieß den Toten mit seiner Schuhspitze an. Jener Tobias Stifter mochte greifbare Illusion, eine unerhörte Gaukelei sein - aber das hätte er nicht bleiben müssen.
    Die Eine unter Millionen hatte es in der Hand gehabt, ihm dauerhafte Existenz einzuhauchen. Sie, die jetzt gen Uruk strebte, hätte nur auf die Forderung der Archonten eingehen müssen. Ein Pakt zwischen ihnen und ihr hätte ihre Liebe neu erschaffen.
    Ihre Liebe, echote es klamm in Natans Geist. Selbst etwas anfangen mit diesem Begriff konnte er nicht - nicht einmal in Bezug auf den höllischen Vater, den er mit seinesgleichen retten wollte.
    Nichts auf dieser Welt ist stärker als ein Abkommen mit dem Urbösen und uns, seinen Vasallen. Aber es muß freiwillig erfolgen. Aus eigenem Willen und Wollen ...
    Hinter seinem Bruder Loth stürmte Natan aus dem Verlies, dessen Tür Elisabeth Stifters besonderen Kräften nicht standgehalten hatte.
    * 
    Kamelhufe wirbelten Wolken von Staub auf, und die Tiere selbst brüllten gequält unter den Tritten, mit denen die Reiter ihre Flanken malträtierten und sie zwangen, verschärft in Richtung Uruk zu galoppieren.
    Die Feste Ophit blieb hinter den Archonten zurück. So weit das Auge reichte, erstreckten sich die Sanddünen wie ein endloser, welliger Teppich vor den beiden Männern, die Elisabeth Stifters Verfolgung aufgenommen hatten.
    Die Sterne am Himmelszelt funkelten in einem eisigen Licht.
    Irgendwann erhellte sich der östliche Horizont, und der Morgen graute.
    Das Zagros-Gebirge war hinter Elisabeth' Jägern verschwunden, und weit voraus tauchten vereinzelte Felsstrukturen auf, die aussahen, als hätte sie jemand achtlos hingestreut.
    Nach vielen Stunden erreichten Natan und Loth den Ort, von dem aus die damals fruchtbare Uferregionen des Euphrat und Tigris einst regiert worden waren.
    Uruk. Das Zentrum des versunkenen Reiches Sumer .
    »Dort!« rief Natan, ohne aufzuhören, sein erschöpftes Kamel anzuspornen. »Sieh nur - da vorne!«
    Selbst wenn Loth dem Hinweis des Bruders nicht gefolgt wäre, hätte er im selben Moment wie dieser gewußt, was er entdeckt hatte.
    Ein unsichtbares Netz verknüpfte die Archonten miteinander - jeder besaß in jedem Moment das gesamte Wissen aller. Und so wußten auch Zoe, Jada und die anderen, die unterwegs zur Feste Ophit waren, längst, daß ihre beiden Brüder Elisabeth Stifter, die Diebin der Zeit, zunächst hatten entkommen lassen .
    . und nun wieder, weit voraus, die Treppe zum Eingang des magischen Korridors hinabsteigen sahen!
    Elisabeth Stifter war den weiten Weg zu Fuß gegangen, und dennoch hatte sie ihr Ziel vor ihren berittenen Häschern erreicht.
    Sie mußte beinahe ebenso erschöpft und am Ende ihrer Kraft sein wie die Tiere, die Natan und Loth getragen hatten. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Sie hatte es geschafft. Sie war wieder dort, von wo aus sie in die Zeit aufbrechen konnte, aus der sie gekommen war. Die Zukunft.
    Aber solange ihr aller Vater tot war, interessierte die Archonten nur die Vergangenheit. Nur dort lag der Schlüssel, den Tod des Teufels zu verhindern .
    Wir schaffen es nicht, raunte es in Natans Hirn. Alles war vergebens.
    Er wußte, daß ihre zehn in die fernsten Winkel der Welt verstreuten Geschwister zur Feste Ophit aufgebrochen waren, um sich dort zu sammeln.
    Zwölf waren sie insgesamt - und zu zwölft hatten sie sich von Elisabeth Stifter an der Hand nehmen lassen wollen, um durch den gefahrenreichen magischen Tunnel zum richtigen Zeitpunkt geführt zu werden. In der Vergangenheit hatten sie die Weichen für eine Zukunft im Sinne Satans stellen wollen.
    Doch nun .
    »Wir haben uns zu sehr darauf verlassen, daß sie bestechlich ist und unser Angebot nicht ausschlagen würde«, erreichte Loths Stimme Natans Ohr.
    Auch der Bruder war vor Enttäuschung am Boden zerstört. Auch er hatte begriffen, daß sie zu spät kommen würden. Aus eigener Kraft würden sie Elisabeth Stifter nicht mehr am Betreten des Korridors hindern können.
    Die Flüchtige war längst ihren Blicken entschwunden, als die Ar-chonten ihre zu Tode geschundenen Kamele vor der Treppe
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