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Die Zusammenkunft

Die Zusammenkunft

Titel: Die Zusammenkunft
Autoren: Vampira VA
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unweigerlich unerwünschtes Interesse in der Umgebung und womöglich auch seitens der Medien geweckt.
    Darin erschöpfte sich zumindest Glory Ansons Wissen über Highgate Hall auch schon. Devan Daridov dagegen schien mehr zu wissen. Das lag zum einen sicher daran, daß er schon seit längerem im Dienst der »Firma« stand; zum anderen aber ging Anson auch seine Bemerkung im Zusammenhang mit Milton Banks nicht aus dem Sinn .
    Sie fragte ihn ohne Umschweife. Geheimniskrämerei mochte zwar zu ihrem Job gehören - nach außen hin, nicht aber untereinander. »Was wissen Sie über Highgate Hall, was ich nicht weiß?«
    »Genug, daß man mich in die Verbannung schicken würde, wenn die richtigen Leute davon wüßten.« Devan Daridov grinste abermals auf die für ihn so typische Weise.
    »Und woher wissen Sie mehr als andere?«
    »Weil ich mich einmal sehr für Highgate Hall interessiert habe.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Weil Milton Banks hierher gebracht wurde -«, antwortete Daridov, und nach kurzem Zögern ergänzte er, leiser und ernst, »- nachdem ich den verdammten Bastard erwischt hatte. Endlich - und doch viel zu spät ...«
    Anson musterte ihn lauernd. »Was meinen Sie damit?«
    Devan Daridov wich ihrem Blick aus. Sein Gesicht schien versteinert, nur ein nervöses Zucken seines Augenlids verriet Leben. Seine Stimme klang kalt und knirschend wie brechendes Eis.
    »Wir hatten Milton Banks lange gejagt. Aber ich schnappte ihn erst, nachdem er meine damalige Partnerin ermordet hatte. Als ich sie fand, fehlten ihre - Nieren .«
    »Das ... das tut mir leid, Daridov.«
    Sekunden waren vergangen, ehe Glory Anson etwas auf Daridovs Eröffnung erwidern konnte. Und selbst dann stockte sie noch. Der Tonfall ihres Partners, seine Miene - all dies verriet ihr, daß er damals mehr als nur eine Kollegin verloren hatte .
    »Keine Sorge, seitdem passe ich besser auf meine Partnerinnen auf«, versuchte Daridov die Situation locker zu überspielen. Aber die Tatsache, daß er Glory Anson dabei nicht ansah, sagte ihr, daß ihm das Erlebnis von damals noch immer zusetzte - und es immer tun würde.
    Was für ein Tiefschlag mußte es für ihn sein, daß Milton Banks jetzt allem Anschein nach aus Highgate Hall entkommen war? Er mußte erschüttert sein; Zorn, Haß und Schmerz mußten in Daridov fressen wie hungrige Ratten - »Milton Banks ließ mich wünschen, die Todesstrafe wäre niemals abgeschafft worden«, sagte er, als habe er Ansons Gedanken gelesen.
    Sie waren weitergegangen, näherten sich dem ersten der Gebäude. Wie eine steingewordene Drohung ragte es vor ihnen auf, finster und so hoch, als sei es zu dem Zweck erbaut worden, den Himmel selbst am hellichten Tage zu verdunkeln.
    Devan Daridovs Blick war starr auf das bruchsteinerne Mauerwerk fixiert, als er weitersprach: »Ich war dagegen, daß man ihn nach Highgate Hall brachte, und ich war gegen die Art der Behandlung, die ihm hier zuteil wurde.« Er zuckte die Schultern. »Aber natürlich konnte ich meine Bedenken nicht laut äußern. Schließlich hätte ich damit verraten, daß ich in geheimsten Akten und Dateien herumgeschnüffelt hatte. Also mußte ich so tun, als wüßte ich nur, daß Milton Banks aus dem Verkehr gezogen worden war und in einem Hochsicherheitsgefängnis irgendwo in England schmorte.«
    Der Gedanke an sein damaliges Stillschweigen schien Devan Dari-dov noch heute Magendrücken zu verursachen. Er zog ein Gesicht, als habe er Zitronen gefrühstückt.
    Glory Anson konnte sich eines Fröstelns nicht erwehren. Das lag zum einen an dem, was Daridov (noch) nicht ausgesprochen hatte, an der tatsächlichen Wahrheit zwischen seinen Worten; und zum anderen daran, daß von den düsteren Gebäuden, die in ihrer Gesamtheit Highgate Hall darstellten, etwas wie ein jenseitiger Hauch ausging - Glory Anson glaubte sich von totenklammen Fingern berührt und zugleich von kalten Blicken seziert, als würde sie aus jedem der dunklen Fenster ringsum beobachtet und als könnten die imaginären Unsichtbaren bis in ihre Seele hinabsehen.
    »Was ist Highgate Hall?« fragte sie schließlich, aus echtem Interesse und um sich von ihren eigenen bedrückenden Phantasien abzulenken. »Und was geschah hier mit Milton Banks?«
    Seite an Seite stiegen sie die fünf Stufen der Freitreppe zum doppelflügeligen Portal hinauf. Das Knirschen ihrer Schritte klang in der Stille um sie her wie zischende Warnlaute. Ohne sich absprechen zu müssen, zogen sie synchron ihre Pistolen aus der
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