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Die Zusammenkunft

Die Zusammenkunft

Titel: Die Zusammenkunft
Autoren: Vampira VA
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Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen«, erklärte Daridov, ohne seine Kollegin anzusehen. Sein Blick war starr auf die beiden Toten gerichtet, denen sie mittlerweile nahe genug waren, um das Blut auf ihren Körper sehen zu können - und Daridov meinte sogar, es riechen zu können.
    Ungerührt fuhr er fort: »Die Leute bekommen eine Abfindung, die hoch genug ist, damit sie irgendwo ein neues Leben anfangen können - weit weg von Highgate Hall. Und außerdem wird dafür gesorgt, daß sie Highgate Hall vergessen - und alles, was sie hier gesehen und erlebt haben.«
    »Das klingt -«, begann Anson.
    »- wie der blanke Irrsinn«, fiel ihr Daridov ins Wort. »Ich weiß. Und treffender kann man es kaum bezeichnen. - Meine Güte, sehen Sie sich diese Schweinerei an.«
    Sie hatten die beiden Leichen erreicht.
    Devan Daridov ging in die Knie, holte dabei ein Paar dünner Gummihandschuhe aus seiner Tasche und streifte sie über. Dann berührte er den männlichen Toten, zog die blutdurchtränkte und mittlerweile rostfarbene Kleidung vor dessen Brust auseinander - und schluckte hart.
    Glory Anson würgte hörbar.
    »Großer Gott, was -«, keuchte sie.
    »Das Herz«, sagte Daridov tonlos. »Man hat ihm -«, er warf einen kurzen Blick auf die Frauenleiche und korrigierte sich, »- man hat ihnen das Herz aus dem Leib geschnitten.«
    »Aber ... wer tut so etwas?«
    »Milton Banks.«
    Daridov erhob sich schwerfällig. Die gläsernen Blicke der beiden Toten schienen ihm zu folgen, und er hatte das irrationale Gefühl, etwas wie stumme Anklage darin zu spüren.
    »Es ist nicht meine Schuld«, flüsterte er. »Ich habe getan, was ich konnte. Ich habe meine Pflicht getan.«
    Glory Anson vermied es, die Leichen anzusehen. Ihr Blick hing wie gebannt an Daridov.
    »Was reden Sie da?« fragte sie verwirrt.
    »Milton Banks«, wiederholte Daridov. Er klang müde, beinahe erschöpft wie von einem langen, harten Kampf. »Sagt Ihnen der Name etwas?«
    Sie hob zögernd die Schultern, überlegte und sagte schließlich: »Banks war ein Serienmörder, wenn ich mich recht erinnere. Einer von der ganz üblen Sorte. Er hat seine Opfer gegessen, oder jedenfalls Teile von -« Wie magisch angezogen fiel ihr Blick auf die klaffenden Brustwunden der beiden Leichen. Ihr Magen revoltierte von neuem.
    »Wollen Sie damit sagen ...?« wandte sie sich an Devan Daridov. Ihr ohnedies stets blasses Gesicht wirkte grau.
    Daridov nickte und sah sich um. »Milton Banks war einer der Insassen von Highgate Hall. Und der Appetit scheint ihm nicht vergangen zu sein.« Er grinste verunglückt. »Irgendeine Zeitung hat damals Banks' Rezepte veröffentlicht.«
    Noch während er sprach, drehte sich Daridov um und setzte sich in Richtung der Hauptgebäude in Bewegung.
    »Haben Sie mal eines nachgekocht?« wollte Glory Anson wissen. Sie versuchte Daridovs Grinsen zu kopieren, während sie sich ihm anschloß, aber ihr Versuch fiel noch kläglicher aus.
    »Nein. Meine Kochkunst hört bei Spaghetti auf.«
    »Kein Wunder, daß Sie mich noch nicht zum Essen eingeladen haben.«
    »Oh, mein Frühstück ist grandios«, gab Daridov anzüglich zurück.
    Glory Anson bog das Thema ab; vielleicht deshalb, weil sie nichts dagegen einzuwenden gehabt hätte, würde Devan Daridov sie zum Frühstück einladen. Er war - nett. Er sah nicht schlecht aus. Und Glory Anson hatte lange keinen Sex mehr gehabt - jedenfalls nicht zu zweit .
    »Was ist hier nur passiert?« fragte sie leise, wie im Selbstgespräch. Ihre Stimme klang belegt - wie nach einer langen Nacht. Ihre Augen irrten hierhin und dorthin, ohne auch nur den Ansatz einer Antwort auf die eigene Frage zu finden. Nirgends regte sich etwas, und nirgends lag etwas, das weiteren Aufschluß hätte geben können.
    Die Informationen, mit denen »die Firma« sie nach Highgate Hall geschickt hatte, waren dürftig.
    In der Nacht zuvor war die Satellitenverbindung zur entfernt gelegenen Zentrale unterbrochen worden - angeblich wegen Wartungsarbeiten, wie eine entsprechende Nachfrage auf Highgate Hall ergeben hatte. Spätere Kontaktversuche waren ergebnislos geblieben; auf Highgate Hall hatte sich niemand mehr gemeldet.
    Woraufhin man Devan Daridov und Glory Anson in Marsch gesetzt hatte, damit sie vor Ort nach dem Rechten sahen. Ohne Aufse-hen zu erregen, wie es in der Order geheißen hatte. Deshalb hatte man auch nur ein Zweiergespann losgeschickt. Denn Highgate Hall unterlag höchster Geheimhaltung, und jeder größere Truppenaufmarsch hätte
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