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Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Titel: Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)
Autoren: Ursula Steen
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eingestellt hatte und damit zur Geschäftsführerin avanciert
war, kam sie seiner Vorstellung von einem ehrbaren Job schon ein gutes Stück
näher. Da taten sich Tendenzen auf, die ihn auf mehr hoffen ließen. Vielleicht
würde sie bald noch mehr Personal führen und dabei auf den Geschmack kommen.
Gut möglich, dass sie doch noch die Kurve kratzte und über ein oder zwei Umwege
in die Führungsetage eines renommierten Zoos aufstieg. Wenn sie nicht gleich
den Chefsessel erklomm. Marie-Luise Wagner, die Frau der Tiere. Wobei das mit
den Tieren unwichtig war. Hauptsache, sie scheffelte jede Menge Geld und hatte mit
Dingen wie Marketing, Management und öffentlichkeitswirksamen Auftritten zu
tun. Vielleicht machte sie auch eine Karriere als Verhaltensforscherin,
Tierfilmerin und Buchautorin, wie weiland Bernhard Grzimek.
    „So schön hab ich es mir nicht vorgestellt“, sagte
Sybille irgendwann, und das hörte Marie gern. Deshalb verzichte sie auch darauf
zu sagen: „Du solltest mich mal im Winter hier sehen. Da ist Schluss mit
lustig. Dann zieh ich, bis zur Unkenntlichkeit in Vlies und Gummi gehüllt, mit
den Hunden um den Stichelburger See. Das ist hart.“
    Gegen drei Uhr sammelten sie die Hunde wieder
ein, sperrten sie in die Transportboxen und verteilten sie an ihre Besitzer.
    Anschließend fuhren sie gemeinsam zur Wohnung
und saßen dort bis zum Abend gemütlich zusammen. Marie wollte kochen, aber dann
überlegte sie es sich anders und bestellte Pizza. Sybille und Hilmar aßen sie
mit Lust und Wonne. Sie schienen sich überhaupt sehr wohl zu fühlen. Die
angebotenen Faltmatratzen lehnten sie dann aber doch ab. Sie wollten lieber in ihrer
Nobelherberge nächtigen. Angeblich ihren Knochen zuliebe.
    Am Samstag verlebten die vier ein paar
unbeschwerte Stunden in der Innenstadt. Alles war gut. Alles war schön. Bis
Sybille irgendwann vorschlug: „Kinder, mir ist heute nach Feiern zumute. Können
wir nachher nicht irgendwo tanzen gehen? Das haben wir so lange nicht mehr
gemacht.“
    „Eine grandiose Idee, meine Liebe“, sagte
Hilmar.
    Auch Jonas war gleich Feuer und Flamme.
    Nur Marie warf bange Blicke um sich und sagte:
„Damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Ich hab dazu überhaupt keine Lust.“
    „Nun sei doch nicht so verklemmt“, sagte
Sybille und sah sie verständnislos an. „Man könnte meinen, dass du Angst vorm
Tanzen hast.“
    „Hat sie auch“, sagte Jonas.
    „Hab ich auch“, sagte Marie. „Dieses Gehibbel
und Gewibbel macht mich wahnsinnig. Außerdem ist es Gift für meine Gelenke.“
Zur Demonstration beugte sie sich vor und drückte wie wild an ihrer Kniescheibe
herum.
    Da Hilmar heute sehr aufgeräumter Stimmung war,
lachte er nur und sagte: „Jonas, wenn du Marie-Luise bedrohen willst, stellst
du dich vor sie hin und fragst: Darf ich bitten? Oder du fragst, ob sie einen
Tanzkurs mit dir belegen will. Salsa, Merengue, Calypso …“
    „Ich will nicht in die Disko, wehe, ihr
schleift mich da hin!“, sagte Marie laut. Am liebsten hätte sie geschrien und
um sich geschlagen wie eine Piratin, die von ihrer eigenen Besatzung entführt
und am Ausguck aufgeknüpft werden sollte. 
    „Wir können ja abstimmen“, sagte Jonas, und
damit waren bis auf Marie alle einverstanden.
    Also entschieden sich mit drei zu einer Stimme
für einen Besuch im Manhattan . Hilmar schlug vor, dass sie auch Rita und
Jonas’ Vater Bernhard dazu einladen sollten. Marie wusste, warum. Er wollte
Jonas weiter auf den Zahn fühlen und sein Umfeld abchecken. Aber letztlich
hoffte sie natürlich auch, dass ihre beiden Elternpaare sich gut verstanden,
und dazu mussten sie einander kennenlernen. In diesem Fall war es sogar
besonders wichtig, denn zwischen ihren Lebenswirklichkeiten klafften nicht
Welten, sondern Galaxien.
    Auf Sybilles Drängen hin rief Marie auch noch
Bulli an und fragte ihn, ob er Lust habe mitzukommen.
    Es kam, wie es kommen musste: Gegen neun Uhr
abends standen sie zu siebt an der Holzbalkentheke des Manhattan , tranken zur Einstimmung einen Aperitif und
sah sich im Saal um. Rund um sie flimmerte, dröhnte und johlte es.
    Dann die Überraschung: Eine blutjunge Frau,
fast noch ein Mädchen, betrat den Saal, kam durch das Gewühl auf sie zu und sah
sie lächelnd an.
    „Die kommt mir irgendwie bekannt vor“, sagte
Jonas. „Ich hab aber keine Ahnung, wo ich sie schon mal gesehen hab.“
    Dieses elfenhafte Wesen mit der zierlichen
Figur und den zarten Gesichtszügen ging auf Bulli zu, gab ihm
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