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Die Zukunft des Mars (German Edition)

Die Zukunft des Mars (German Edition)

Titel: Die Zukunft des Mars (German Edition)
Autoren: Georg Klein
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Sprechen nur unvollkommen erlernt haben und dazu elend mickrige Kerlchen sind. Wären sie nicht bereits im ersten Unterrichtsjahr durch ein besonderes Talent für Zahlen und deren rechnerische Verknüpfung aufgefallen, hätte nicht einmal Smosmo, ihr nachsichtiger Lehrer, die Knaben über kurz oder lang, spätestens nach dem frühen Tod ihrer Mutter, vor dem Dampf des Purpurspalts bewahren können. Bevor Twitwi die beiden Dickschädel anforderte, waren sie in den Altgutkammern als Merker eingesetzt. Unser Altmaterialwart, ein strenger und gewissenhafter Mann, wusste ihr Vermögen, sich die Größe und den Regalort jedes Schräubchens, die Stärke und die Form jedes Blechstücks zu merken, durchaus zuschätzen, dennoch war er wohl froh, ihr blödes Glotzen und das halb verständliche, von komischen Schmatzgeräuschen durchsetzte Gebrabbel, mit dem sie sich verständlich machen wollen, wieder loszuwerden.
    Damals, als die dickköpfigen Brüder den Notrufempfänger brachten, suchte ich das Gespräch mit ihnen. Sie wirkten erfreut über meine Neugier und ließen zu, dass ich die Box prüfend in den Händen wog. Das Kästchen ist erstaunlich schwer. Wenn ich die beiden richtig verstanden habe, rührt dies daher, dass es neben allerlei kostbarem Altmaterial auch einen Brocken besten orangen Warmsteins enthält. Damit muss zusammenhängen, dass die beiden unter unserer Altarplatte, die zur Gänze aus dem bislang größten Warmsteinfundstück besteht, den richtigen Standplatz für das Gerät ausfindig machten. Nur dort glomm das Lämpchen, dessen Glas sich neben dem Antennenstummel aus dem Aluminiumdeckel wölbt, zu vollem Rot auf und leuchtet seitdem ohne das kleinste Flackern.
    Mein Verstehenwollen hatte Feuer gefangen, und ich versuchte Genaueres aus den beiden herauszubekommen. Sie waren nicht unwillig, aber je mehr sie sich mühten, mir etwas über das Zusammenwirken von Altarplatte und dem Inneren des Kistchens zu sagen, umso unverständlicher wurde ihr heiseres, speichelsprühendes Gehaspel. Zuletzt merkten sie wohl, wie wenig sie mir mitteilen konnten, und schauten mich nur noch still an. Vielleicht lag es an der merkwürdigen Leere ihres Gaffens, dass mein hin und her pendelnder Blick die Verbindung mit ihren Augen verlor. Kurz fiel mir noch auf, zu welch ähnlichem Grübelmuster sich die Hautfalten der hohen, walzenartig gewölbten Stirn bei beiden zusammengezogen hatten. Doch dann entdeckte ich, mit nicht geringem Erstaunen, ja mit Erschrecken, ihre Mützchen.
    Es schienen noch immer dieselben zu sein, die sie einst im Unterricht getragen hatten. Bestimmt hatte ihre Mutterdie einfachen Kappen einst angefertigt, um eine besonders hässliche Ausbeulung des Hinterkopfes darunter zu verbergen. Die Farbe der Mützen hatte sich im Lauf der Jahre dem Braun der Haare angeglichen. Zudem saßen sie inzwischen so stramm, als wäre der Schädel passgenau in die ihm angebotene Höhlung hineingewachsen. Twitwis Gehilfen schienen mein Hinschauen zu spüren, denn plötzlich kratzten sich beide gleichzeitig genau in der Mitte ihrer Kopfbedeckungen.
    Ich weiß nicht, ob sie mich damit ablenken wollten. Aber wie sich die dickschädligen Brüder auf mich stürzten, war ich von ihrer Attacke derart überrumpelt, dass ich rücklings auf den Altar kippte. Beide waren über mir, und ihr Zupacken war stärker, als die kindlich dünnen Ärmchen es erwarten ließen. Die schweren Köpfe plumpsten mir auf die Brust, und aus arg großer Nähe musste ich die borstigen Fasern sehen, die aus ihren Kappen sprossen, offenbar hatten besonders starke Haare deren Gewebe durchstoßen. Der Angriff war mir unheimlich. Und er wäre mir sogar bedrohlich vorgekommen, hätten mir die Bewegungen ihrer Hände, die eifrige Arbeit ihrer zwanzig Finger nicht unmissverständlich mitgeteilt, dass es ihnen, dass es Twitwis Gehilfen, dass es Spispi und Hoho, garstig schmatzend und fast dialogisch kichernd, nur darum ging, mich, den neugierigen, aber vorstellungsschwachen Nothelfer, recht kindisch durchzukitzeln.

Dritte Schreibnacht
    D ie Barmherzige Schwester hat mich ins Gebet genommen. Obwohl diese Prüfung jedem Nothelfer regelmäßig widerfährt und während meiner Sonnenhauszeit meist nur eine ernste Ermahnung, allenfalls neun zusätzliche Nächte Bereitschaftsdienst nach sich gezogen hat, kroch mir die Angst mit jeder ihrer Fragen ein wenig tiefer in die Knochen. Ich fürchtete, mich zu verraten. Ich fürchtete, meine noch blutjunge Aufschreiblust könnte
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