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Die Zukunft des Mars (German Edition)

Die Zukunft des Mars (German Edition)

Titel: Die Zukunft des Mars (German Edition)
Autoren: Georg Klein
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forderte mich auf, das Rillenmuster der Kugeloberfläche zu studieren und ihr zu sagen, ob mir die labyrinthischen Schlingen und Spiralen, das runde, aber manchmal auch fast technisch eckige Gekurve irgendwie bekannt vorkämen.
    Ich gab mein Bestes, ich zerbrach mir wirklich meinen alten Schädel, um einen brauchbaren Einfall freizusetzen, aber mir fiel nichts ein. Schließlich fuhr ich nur noch mit beiden Zeigefingern über die offenbar organisch gewachsenen Ornamente und bog die Borsten, die ihnen unterschiedlich hoch entwachsen waren, mit den Fingernägeln nach unten, um sie, drahtig elastisch, wie sie waren, wieder emporschnellen zu lassen. Hu lachte und meinte, erneut würde sie schmerzlich bedauern, dass mit dir auch die kalte, schnelle Helligkeit deines Zusammendenkens wie vom Erdboden verschwunden sei. Vielleicht sollten wir beide, sie meinte sich und mich, einen der Muntermacher nutzen, die sie im Kühlschrank des Elektronischen Hospitals gefunden hätte. Eventuell würde ein solches Mittelchen die trägen Gäule unserer Phantasie zum Traben, ja zum Galoppieren bringen.
    Alide zupft mich am Ärmel. Sie hat bemerkt, dass meine Gedanken von dem, was sie berichtet, abgeschweift sind. Verärgert runzelt sie die Stirn. Sie sagt mir, wer bei ihrer Mutter im Unterricht nicht aufpasse, müsse nach vorne kommen und den ganzen Rest der Stunde, mit dem Gesicht zur Klasse, an der Tafel stehen. Ob ich noch mitbekommen hätte, warum nur sie, Elussa und Porrporr durch die schwarze Eisigkeit nach Germania zurückgekommen seien? Sie selber sei daran schuld! Also noch einmal: Das graue Kästchen, das Twitwi mit unter die Schutzdecke genommen hatte, war nach dem Sturm unter dem schwarzen Stoff geblieben. Sie habe dann, weil Kinder bessere Ohren als Erwachsene haben, als einzige das Rattern und Schaben gehört und sei dorthin zurückgerannt, wo die Falte, unter der die Kurbelkiste lag, wild auf- und niederzuckte. Elussa war ihr im Nu, «Vorsicht! Vorsicht!» rufend, hinterhergekommen. Und Porrporr. Der liebe Porrporr auch. Weil der sich nämlich bei der geringsten Kleinigkeit um ihre Mutter Sorgen mache.
    Es sei so ungerecht: Wir beide, die beiden Opas Spirthoffer, hätten ganz viele Zimmer. Oben und unten in unserem Laden, dazu noch riesengroße Schuppen und sogar einen Turm, in dem die Wände wie Lampen leuchten. Elussa und sie wohnten dagegen, seit sie nach Germania umgezogen seien, nur in einer Küche und einer klitzekleinen Kammer. In Novonovosibirsk habe es immerhin ein eigenes Kinderzimmer für sie gegeben.
    Deshalb habe sie ihrer Mutter, als sie zu dritt nach Hause kamen, vorgeschlagen, Porrporr solle in der Badewanne schlafen. Aber Elussa meinte, im Bad sei es jetzt, auf dem Höhepunkt des Winters, viel zu kalt. Also hätten sie sich bei den Nachbarn eine Matratze ausgeliehen und Porrporr ein schönes Bett mit Kopfkissen und einer dicken Decke direkt unter dem Küchenfenster hergerichtet. Der Tisch stehe jetzt einfach dicht am Ofen, was beim Frühstücken und Abendessen sehr gemütlich sei.
    Das Beste an diesem neuen Bett sei aber, dass man vom Kopfkissen durchs Küchenfenster den Mond und alle seine Sternlein sehen könne. Im Schlafzimmer seien immer die dicken, neuen Vorhänge zugezogen. Ob ich verstehe, was sie damit meine. Schließlich sei ihr Geschenk, das beste aller Weihnachtsgeschenke auf der ganzen Welt, von dir und mir gekommen. Ich nicke schnell, obwohl ich nicht begreife, worauf die Kleine nun hinauswill. Du hast sie womöglich längst verstanden. Ich tue erst einmal, als ob.
    Deshalb, wegen der Sternlein, habe sie Elussa gefragt, ob sie nicht auf die Küchenmatratze umziehen dürfe. Natürlich habe sie ihrer Mutter nicht verraten, was sie dort tun wollte. Stattdessen habe sie behauptet, sie sei schon lang zu groß, um noch bei ihr im Bett zu schlafen. Die freche Chang habe erst neulich auf dem Schulhof rundum gefragt, wer noch mit Bruder oder Schwester auf einer Matratze schlafen müsse. Und um ein Haar wäre herausgekommen, dasssie als Einzige kein eigenes Bett besitzt, und dann hätten sie alle ganz bestimmt auf der Stelle fürchterlich ausgelacht. Lüge. Das war gar nicht passiert. Chang hatte nicht danach gefragt. Sie habe Elussa angelogen. Aber wenn sie verraten hätte, dass sie mit ihrem Fernrohr nach den Sternlein gucken will, hätte Elussa nie im Leben erlaubt, dass sie und Porrporr den Schlafplatz tauschten.
    Auch jetzt, wo es geklappt hat, muss sie sehr vorsichtig sein, um nicht erwischt zu
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