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Die Zukunft des Mars (German Edition)

Die Zukunft des Mars (German Edition)

Titel: Die Zukunft des Mars (German Edition)
Autoren: Georg Klein
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erhebt sich unsere Sonne. Euch muss die Mutter unseres Planetensystems, wenn Ihr Abbildungenihrer hiesigen Erscheinung betrachtet, lächerlich klein und in ihrem schmutzigen Orange recht schäbig vorkommen. Prächtig purpurrot, dann goldgelb, schließlich platinweiß steigt sie, das habe ich aus den Heiligen Büchern gelernt, bei Euch in einen sich nicht weniger großartig wandelnden, nicht selten sogar wolkenlosen Himmel. Smosmo hat als Knäblein auf dem Schoß einer Greisin gesessen, die behauptete, noch aus dem Mund einer alten Siedlerin gehört zu haben, wie auf Erden, mit Donnern und Brausen, in einer Symphonie aus Schrecken und Wohlgefallen, die dort so viel näher liegende Sonne aufgeht.
    Klein wird unsere Sonne immer bleiben. Ihr Farbenspiel hat allerdings bereits begonnen, Fortschritte zu machen. Denn die Atmosphäre, in der sich ihr Licht bricht, nimmt allmählich an Dichte zu. Unsere Lungen sind nicht feinfühlig genug, um den genauen Verlauf dieser Veränderung zu registrieren. Doch unsere ehrenwerten Mockmock-Beobachter besitzen einen untrüglichen Maßstab, um die Verbesserung der Luft zu messen. Längst ist erwiesen, dass unser Ernährer, der gute Mockmock, unendlich langsam und doch in steter Beschleunigung auf dem Weg zur Oberfläche des Planeten ist. In den von uns gegrabenen Gängen und in den vulkanischen Gaskaminen haben die Mockmock-Beobachter Markierungen angebracht, aus denen sich auf das Tempo dieses Aufstiegs schließen lässt.
    Das Große Palaver erzählt uns, wie schwierig es uranfangs, in der Siedlerzeit, gewesen ist, bis zu den Kavernen vorzudringen, in denen Freund Mockmock damals gedieh. Mich und die anderen Kinder meines Jahrgangs hat Smosmo, als er noch lehrender Nothelfer war, auf einer dreitägigen Wanderung vom Kugelturm, dem Unterrichtsgebäude, hinaus in die Südebene und dann hinab in das legendäre erste Stollensystem geführt, das unsere Vorfahren für die Mockmock-Ernte gegraben hatten. Seine Stimmebebte vor Ehrfurcht, während er uns die Mühsal des anfänglichen Bergbaus beschrieb. Noch heute gebe ich ihm ohne Einschränkung recht. Wahrscheinlich sind nur wahre Pioniere fähig, sich mit einer Unermüdlichkeit, für die, wenn ich dies recht verstanden habe, bei Euch die Ameisen berühmt sind, in Gestein hineinzukratzen. Grimmig grinsend stelle ich mir die Gesichter dieser vielbeinigen Winzlinge vor. Und zur ameisenhaften Beharrlichkeit brauchte es hier bei uns noch einen Erfindungsreichtum, wie ihn, vielleicht selbst auf der märchenhaft artenreichen Erde, allein der Mensch im Kampf mit seinen Nöten beweist.
    Tief unten angekommen, beguckten wir Kinder uns damals das Wenige, was von der Urzeit zeugte. Wie Smosmo strichen wir über die Kerben und Kratzer, die das erste selbstgebastelte Grabungsgerät in den Wänden hinterlassen hatte. Wie unser Lehrer klopften wir mit den Fingerknöcheln gegen Stützsäulen, die von den Siedlern aus Grausteinblöcken errichtet worden waren, um die Decke dort zu sichern, wo es durch bedenklich sandige Schichten geht. Ganz zuletzt führte uns Smosmo in einen Seitenstollen, so niedrig, dass er seinen damals noch dichten Schopf bis auf die Höhe unserer kindlichen Scheitel senken musste. Der Gang endete in einer kreisrunden Kaverne, gerade groß genug, um uns allen bequem Platz zu bieten.
    An der gewölbten Decke und auf den Wänden klebten einige Mockmock-Kugeln im Ruhezustand. Ihre Schalen reflektierten das Licht unserer Steinschmalzlämpchen. Smosmo hieß uns im Kreis antreten, rund um ein großartiges Artefakt, um ein rares, erhebend nobles Überbleibsel. Bis auf wenige Schrauben war es hier unten, an Ort und Stelle, aus uraltem, rötliche Salzkristalle ausscheidendem Mockmock zusammengefügt worden. Von unseren eigenen Schnitzübungen wussten wir, wie schwierig dieses spröde, sehr harte, aber jäh splitternde Material zu bearbeiten ist. Sogar daserstaunlich regelmäßige Rad der niedrigen Schubkarre war aus kunstvoll verkeilten Schalensegmenten gefertigt.
    Allein unseren Mockmock-Beobachtern ist erlaubt, Kugeln vom Gestein zu lösen. Nur sie erkennen, wie rissig der Rand des Mockfußes bereits geworden ist, wie leicht sich dieser abdrehen lässt, wie nahe der Augenblick ist, in dem die Kugeln auf dem Höhepunkt ihrer Muße von allein abfallen. Smosmo ließ jeden von uns so viel herabgeplumpsten Mockmock aufladen, wie er sich zutraute. Und ich weiß noch, wie mir die Arme zitterten, nachdem ich mit meiner Fracht, fünf kleinen, gerade mal
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