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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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kam und legt’ in seine Hand Die Sternenblume gold und blau, Da ward er sterblich wie die Frau.«
    »Sind die Fenster über Leitern erreichbar?« erkundigte sich Gwennis, und Kindra fuhr sie an: »Gut möglich, wenn wir Leitern hätten! Nächste Frage, aber bitte keine dummen mehr! Wir haben genug Zeit, um zu töten, aber so viel Zeit wieder nicht!«
    »Von einem bösen Wahn getrieben Hat Alar Zandru sich verschrieben Und schmiedete in Höllennacht
Ein Schwert mit dunkler Zaubermacht.«
    »Devra und Rima, ihr bleibt hier, und in dem Augenblick, da wir in Sicht kommen, brecht ihr auf. Achtet darauf, daß die Wächter am Tor nicht aufschreien…« Kindra sah Rima bedeutungsvoll an.
    Die dicke Frau legte die Hand auf ihr Messer und nickte grinsend. Kindra fuhr fort: »Camilla, du reitest leichter als jede andere von uns; du nimmst das Kind auf deinen Sattel. Lady Rohana – nein, singt weiter! Ihr reitet neben Melora, für den Fall, daß sie irgend etwas braucht. Wir werden genug damit zu tun haben, Verfolgern auszuweichen und uns derer anzunehmen, die uns vielleicht einholen.«
    Rohana fühlte sich von Entsetzen gepackt und am ganzen Körper geschüttelt wie ein Rabbithorn im Griff eines Wolfs. Ihr versagte die Stimme. Sie versuchte, es mit einem Husten zu bemänteln, und sang entschlossen weiter:
    »Verborgen blieb vor seinem Blick Der Plan, der menschliches Geschick Gestaltete an Halis Strand,
Indem er Gott und Weib verband. Ohn’ einen Laut Camilla fiel…«
    Verdammt, verdammt, schon wieder habe ich zwei ganze Strophen ausgelassen…
    »Sie bot ihr Herz dem Schwert als Ziel, Das Alar hielt in seinen Händen, Um Hasturs Leben zu beenden.«
    »Lori, du befaßt dich mit den cralmacs; du kennst ja ihre Art zu kämpfen. Diese langen Klingen… sonst noch etwas? Leeanne?«
    »Vergeßt nicht, daß die Trockenstädter ihre Schwerter manchmal vergiften. Vernachlässigt nicht einmal einen Kratzer. Ich habe eine Salbe dabei, die ihre stärksten Gifte neutralisieren soll…«
    »Vernichtet war durch ihn ein Leben, Und Hastur hatt’ sein Wort gegeben Dem Herrn des Lichts, daß dann sogleich er heimkehr’ in sein eignes Reich.«
    »Bereiter als jetzt werden wir nie sein«, sagte Kindra leise. »Beende das verdammte Lied, Rafaella, und hol deinen Dolch.«
    Dankbar begann Rohana die letzten Strophen:
    »Die Wolkenwellen in dem See Singen ein Lied von altem Weh, Und in der feuchten Nebel Weben Immer noch die Tränen schweben.«
    Es war ein scheußliches Gefühl zu wissen, daß sie jetzt alle zuhörten, über jeden Ton ungeduldig waren und nur darauf warteten, daß sie zum Schluß kam. Verdammt, nicht ungeduldiger als ich selbst!
    »Für Hasturs Sohn in wildem Land Die königliche Stadt entstand, Und für Camillas Tat ein Mal Errichtete man aus Opal.«
    Sie verzichtete auf das kurze Nachspiel, sprang auf und überließ es Rafaella, die Harfe wegzubringen. Schon am Nachmittag hatte sie die wenigen Gegenstände, die sie auf diese Reise mitgenommen hatte, zu einem kleinen Bündel verpackt. Innerhalb des Zeltes verstauten die Amazonen Lebensmittel und notwendige Ausrüstungsgegenstände schnell und zielstrebig beim Licht einer einzigen abgeschirmten Kerze in ihren Satteltaschen. Rohana sah zu und blieb ihnen aus dem Weg. Devra und die Dicke Rima gingen in Richtung der Stadttore davon, und Rohana erschauerte von neuem: Diese beiden Frauen hatten dafür zu sorgen, daß die Tore unbewacht waren, wenn die anderen in eiliger Flucht zurückkehrten…
    Sei nicht so zimperlich! Die Wachen dort sind Trockenstädter; wahrscheinlich haben sie den Tod dutzendfach verdient…
    Aber sie haben mit keiner von uns Streit! Es müssen ein paar gute Männer unter ihnen sein, die nichts verbrochen haben, als daß sie so lebten, wie ihre Vorfahren jahrhundertelang gelebt haben…
    Ärgerlich auf sich selbst, unterdrückte Rohana den Gedanken. Ich habe Kindras Schar angeworben, um Melora und ihr Kind hier herauszuholen. Habe ich wirklich geglaubt, das könne ohne Blutvergießen geschehen? Man kann keine Falken aus dem Nest nehmen, ohne Klippen zu erklettern!
    Kindra winkte die rothaarige Frau zu sich und flü sterte: »Ich hatte daran gedacht, Euch auch zurückzulassen. Wir werden Euch jedoch brauchen, falls Eure Verwandte Hilfe nötig hat – oder Trost. Kommt mit uns, Lady, nur gebt auf Euch acht, wenn gekämpft wird. Keine von uns wird Zeit oder Gedanken übrig haben, um Euch zu beschützen, und Jalaks Männer könnten Euch für eine von uns halten und
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