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Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Titel: Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)
Autoren: Kodo Sawaki , Kosho Uchiyama
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Individuen oder „einer aus allen“. Dies ist die Natur des Selbst. In Zazen begegnet „Ich“ als „eins aus allen“ dem Selbst, das „alles aus allem“ ist. Das ist die Bedeutung von „das Selbst werden, das eins mit dem Universum ist“. Das ist nicht nur Theorie. Es ist Wirklichkeit. Wie können wir das wirklich erfahren?
       Als ich noch im Antaiji war, richtete einer meiner Schüler ein Blumenbeet her, in das er eine Menge Tulpen pflanzte. Im Frühling wuchsen sie schnell und blühten alle auf einmal in vielen Farben. Es gab rote, gelbe, blaue, schwarze, rosa- und orangefarbene. Alle waren sehr farbintensiv. Sie waren so schön! Eines warmen und friedvollen Frühlingstages schaute ich sie an und dachte: „Wie kommen all diese verschiedenen Farben aus derselben Erde?“ Das war wirklich wundersam. Nach einer Weile fiel mir ein, dass diese Farben nicht nur aus der Erde kamen. Die Tulpen absorbierten Kohlendioxid aus der Luft sowie Licht und Wärme der Sonne. Ich erkannte, dass sogar eine kleine Tulpenblüte aus dem gesamten Universum hervorkam. Seitdem benutze ich den Ausdruck tenchi ippai (voll des Universums). Während dieses Frühlingstages beobachtete ich friedliche Wolken, die am Himmel entlangzogen, und schrieb bewegt folgende Verse nieder:

    Wolken – Ein Gedicht des Lebens

    Wolken –
    plötzlich tauchen sie aus dem Universum auf
    und verschwinden wieder darin.
    Gedankenlos ziehen sie mit einem Lächeln dahin.
    Einige fließen friedvoll und ruhig,
    andere erscheinen gewalttätig und lachen dunkel,
    laden Donner und Grollen ein.
    Frühlingswolken befeuchten die Erde.
    Monsunwolken reinigen mit langdauerndem Regen.
    Die Reue von Schneewolken in tiefer Wintersruhe.
    Hasserfüllte Taifune, die durchdrehen.
    Wolken wirbeln und Stürme blasen
    als ob sie alle Wesen töten wollten,
    und manchmal verschwinden alle Wolken
    und lassen nur den tiefblauen Himmel zurück,
    der keine Hindernisse zeigt.

    Wolken –
    plötzlich tauchen sie aus dem Universum auf
    und verschwinden wieder darin.
    Diese Wolken –
    die ursprüngliche Form aller lebenden Wesen.
    Das ganze Universum ist nichts als Leben.

    Es ist sehr interessant, Wolken zu beobachten. Jede Wolke, die plötzlich auftaucht, hat ihre eigene einzigartige Form des Ausdrucks. Jede von ihnen nimmt eine andere Form an. Wir Menschen sind genauso. Wir sind ganz wie Wolken. Sawaki Roshi sagte einmal: „Jeder in dieser Welt sammelt nur Wolken an.“ Das ist wahr. Geld ist wie Wolken. Menschen wetteifern miteinander wegen Geld und Status, doch früher oder später verschwinden all diese Dinge. Die Menschen sammeln nur Wolken. Wir sollten jedoch verstehen, dass die Grundlage, von der alle wolkenähnlichen Dinge plötzlich auftauchen, das Leben des gesamten Universums ist.
       Ein bisschen später schrieb ich dieses Gedicht:

    Das Herz des Nenbutsu

    Ich esse Nahrung aus dem Garten
    des Universums.
    Ich trinke Wasser von der Quelle
    des Universums.
    Ich atme Luft des ganzen Universums.
    Mein Leben entspringt dem gesamten Universum.
    Angezogen von der Anziehungskraft
    des gesamten Universums
    werde ich rein und klar.
    Das gesamte Universum ist es,
     wohin ich zurückkehre.

    Die Nahrung, die wir essen – Körner, Gemüse, Früchte und Fleisch – alles entstammt dem gesamten Universum. Wir leben das Leben des gesamten Universums. Alles kommt ohne Ausnahme aus dem gesamten Universum. Wir werden sachte von der Anziehungskraft des gesamten Universums bewegt und mit dem gesamten Universum rein und klar. Das gesamte Universum ist es, wohin wir zurückkehren.
       Dieses gesamte Universum wird Amida (Amitabha in Sanskrit) genannt. Amitabha bedeutet unbegrenztes Leben oder unbegrenztes Licht. Nahrung, Luft, Wasser – alles ist ein Geschenk von Amitabha. Wir leben das Leben Amitabhas. Es wird das ursprüngliche Gelübde genannt. Vom ursprünglichen Gelübde beeinflusst, werde ich in Amitabha rein und klar. Im Buddhismus bedeutet der Ausdruck „Glaube“ (shin) , rein und klar zu sein. Von der Anziehungskraft des gesamten Universums gezogen, werden wir mit dem ganzen Universum rein und klar. Das ist Glaube. Wir sagen auch „ namu “ (Skt. namas), was „zum wahren Leben des Selbst zurückkehren“ bedeutet oder „das Selbst, das eins mit dem Universum ist“. Die Grundlage der Übung ist das Selbst, das ständig als Leben des gesamten Universums tätig ist, so wie die magnetische Nadel eines Kompasses immer nach Norden weist.
       Namu Amidabutsu (Zuflucht
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