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Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Titel: Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)
Autoren: Kodo Sawaki , Kosho Uchiyama
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werden will, bin ich es nicht. Transparenz oder Unbeschmutztheit sind sehr schwer zu verwirklichen. Ich werde das noch einmal diskutieren, wenn ich den fünften Punkt aufgreife: „Zazen ist für nichts gut“.

    Zazen zu üben bedeutet, das Selbst durch das Selbst
    mit dem Selbst zu tun

    Eine lange Zeit empfand ich, dass ich diese Aussage Sawaki Roshis nicht verstanden hatte. Schließlich wurde klar, dass „Selbst durch das Selbst mit dem Selbst zu tun“ oder „mit dem Selbst vertraut zu sein“ bedeutet, die Wirklichkeit des wahren Selbst zu leben. Die Wirklichkeit des wahren Selbst zu leben bedeutet, den Wert des Selbst im Selbst zu erkennen. 1969 besuchte mich ein Amerikaner. Er war Präsident eines Unternehmens. „Ich habe eine gute Familie“, sagte er. „Finanziell bin ich sorgenfrei, doch ich fühle mich zurzeit leer und einsam. Warum nur?“ Ich antwortete: „Das kommt, weil sie nicht wissen, wer sie wirklich sind. Sie werden nicht sie selbst.“
       Normalerweise sieht jemand sich selbst als Elternteil in Beziehung zu seinen Kindern, als Ehemann oder Ehefrau in Bezug zum Ehepartner. Bei der Arbeit definiert man sich über seine Position. Innerhalb deiner Firma bist du untergeordnet in Bezug auf die Vorgesetzten, ein Chef für deine Angestellten. Du bist Verkäufer in Bezug auf deine Kunden. Verglichen mit einem intelligenten Menschen bist du ein Narr. Du bist arm, wenn du dich mit einem Millionär vergleichst. Du entscheidest, wer du innerhalb einer Beziehung oder im Vergleich zu anderen bist, und du glaubst, dass die Figur, die du so schaffst, du selbst ist.
       Der Firmenpräsident hielt sich selbst für einen erfolgreichen Geschäftsmann, doch das war nur ein Bild, das er aufgrund seiner Beziehung zu anderen schuf. Als er versuchte, sich selbst ohne Vergleich zu anderen zu sehen, konnte er nichts Gültiges finden, dass ihn selbst beschrieb, und er fühlte sich plötzlich leer und einsam. Nur dadurch, dass die meisten Menschen sich leidenschaftlich an die Figur hängen, die sie in Bezug auf andere geschaffen haben, vermeiden sie Gefühle von Leere und Einsamkeit.
       Ich hörte neulich eine interessante Geschichte. Während eines Telefongesprächs bat jemand, mit Direktor Tanaka sprechen zu dürfen. Der Empfänger des Gesprächs sagte: „He, Tanaka, dieser Typ will mit Direktor Tanaka sprechen!“ Das hörte der Anrufer. Tatsächlich war Tanaka kein Direktor, nur ein Abteilungsleiter. Dennoch klang Tanakas Stimme recht erfreut, weil der Anrufer ihn Direktor Tanaka genannt hatte. Er missbrauchte eine Position in der Firma für sich selbst. Er glaubte, dass die Beurteilungen anderer wirklichen Wert hätten.
       Wie im Suttanipata geschrieben steht: „Jemand, der sich auf andere verlässt, ist immer ruhelos.“ Solange du dich auf andere verlässt, wirst du von anderen bestimmt. Wenn andere sich bewegen, musst du dich auch bewegen. Nehmen wir an, du hättest ein bestimmtes Ausmaß von Reichtum und erwartest, nach der Pensionierung bequem leben zu können. Der Wert deines Geldes verfällt freilich Jahr um Jahr, selbst wenn du es in der Bank aufbewahrst. Du kannst nicht anders, als beim Gedanken an die Zukunft besorgt zu sein. Wenn du erwartest, dass deine Kinder sich um dich kümmern, wenn du zu alt bist, das selbst zu tun, dann ist doch unsicher, ob sie sich das werden leisten können.
       Es gibt eine Geschichte über Shakyamuni Buddhas letzte Tage. Buddha war sehr alt. Auf seiner letzten Reise wurde er, nur von Ananda begleitet, sehr krank. Buddha sagte: „Ich bin müde, bitte bereitet mir einen Platz zum Ausruhen.“ Ananda machte ein Bett im Schatten eines großen Baumes, und Buddha legte sich hin und ruhte sich aus. Nach einer Weile erholte er sich ein bisschen, stand auf und begann zu laufen. Nach einer kurzen Strecke sagte er wieder „Ich bin müde“ und legte sich erneut hin. Ananda wurde sehr unruhig und wollte andere Schüler herbeirufen, doch Buddha erlaubte es ihm nicht. Als seine letzte Lehre hinterließ Buddha die folgenden Worte: „Nimm Zuflucht im Selbst. Nimm Zuflucht im Dharma. Nimm nicht Zuflucht in irgendetwas anderem.“
       Im Dhammapada lesen wir: „Das Selbst ist der Meister des Selbst. Wer sonst könnte dieser Meister sein? Wenn das Selbst völlig gebändigt ist, erlangt man die höchste Zuflucht, die schwer zu erreichen ist.“ [160] Das Selbst ist die Grundlage von Buddhas Lehre. „Sich im Selbst niederlassen“ wird durch Sawaki Roshi ausgedrückt als
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