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Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Titel: Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)
Autoren: Kodo Sawaki , Kosho Uchiyama
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im Amitabha Buddha nehmen) heißt ein anderes Gedicht, das ich schrieb.

    Namu Amidabutsu

    Amida ist „unbegrenzt“.
    Wo auch immer was auch immer passiert,
    es findet in meinem Leben statt.
    Namu bedeutet „zum Leben zurückkehren“,
    keine Aufmerksamkeit an das zu verschwenden,
    was ich denke oder glaube,
    angezogen von der Gravitationskraft
    der absoluten Wirklichkeit –
    das ist mein Leben!
    Durch Körper, Sprache und Geist,
    immer hier und jetzt,
    tätig als Namu Amidabutsu.
    Das ist Butsu –
    ein entwickeltes menschliches Wesen.

    Amitabha existiert nicht, weil ich denke, dass er existiert. Amitabha Buddha existiert, ohne sich darum zu scheren, ob ich an ihn glaube oder nicht. Unabhängig davon, was ich denke oder glaube, ist Amitabha „voll des Universums“. Von dem ursprünglichen Gelübde angezogen, das die absolute Wirklichkeit des Amitabha bedeutet, agiere ich durch meinen eigenen Körper, meine Sprache, meinen Geist. Das ist Buddha. „Buddha“ bezeichnet einen Erwachsenen, einen wirklich reifen Menschen.
       Jeder lächelt, wenn seine Wünsche erfüllt werden, und beschwert sich, wenn sich Dinge gegen seinen Willen entwickeln. Wenn auch körperlich ausgereift, neigen die Menschen doch dazu, albern wie hungrige Geister zu sein. Spirituell entwickeln sie sich niemals über diesen Zustand hinaus. Ein Mensch, der nur körperlich erwachsen ist, ist ein gefälschter Erwachsener. Buddha ist nichts Besonderes. Buddha ist ein reifes menschliches Wesen. Dogen Zenji machte das im Shobogenzo Hachidainingaku (Acht Bewusstheiten eines Wahren Erwachsenen) sehr deutlich. Übung, wie von Dogen Zenji gelehrt, bedeutet, ein Erwachsener im wahren Sinne des Wortes zu werden.
       Zazen bedeutet: aufhören, irgendetwas zu tun. Wenn wir Zazen machen, sollten wir davon Abstand nehmen, irgendetwas zu tun. Weil wir Menschen sind, fangen wir aber an zu denken. Die Gedanken in unserem Kopf schaffen eine Art Dialog. Als Börsenmakler magst du denken: „Ich hätte sie da verkaufen sollen. Nein! Ich hätte sie kaufen sollen“, oder „Ich hätte eine Weile warten sollen“. Wenn du ein junger Liebhaber bist, taucht vielleicht ständig deine Freundin in Gedanken auf. Wenn du eine Schwiegermutter bist, die mit ihrer Schwiegertochter nicht klarkommt, denkst du vielleicht nur an sie. Die Gedanken werden aus eigenem Antrieb in Abhängigkeit von der Situation, in der du dich befindest, auftauchen, während du Zazen machst. Wenn du bemerkst, dass du denkst – wo du doch nichts tun solltest – und dann zu Zazen zurückkehrst, werden die Gedanken, die vor dir so klar wie Bilder auf einem Fernsehbildschirm erschienen, plötzlich verschwinden, als hättest du den Fernseher abgeschaltet. Nur die Wand bleibt vor dir. Für einen Augenblick ist es das. So ist Zazen. Dann tauchen wieder Gedanken aus sich selbst heraus auf. Wieder kehrst du zu Zazen zurück und sie verschwinden. Wir wiederholen das einfach. Man nennt das kakusoku (Bewusstheit der Realität). Der wichtigste Punkt ist hier, dieses kakusoku Milliarden von Malen zu wiederholen. So sollten wir Zazen üben.
       Wenn wir auf diese Art üben, werden wir bemerken, dass unsere Gedanken nichts anderes als Absonderungen unseres Hirnes sind. So wie unsere Speicheldrüsen Spucke abgeben und unser Magen Verdauungssäfte produziert, so scheidet unser Hirn Gedanken aus.
       Normalerweise verstehen die Menschen das nicht. Wenn wir denken: „Ich hasse ihn!“, dann hassen wir die Person und vergessen, dass der Gedanke bloß eine Ausscheidung ist. Hass besetzt unser Denken und tyrannisiert es. Indem wir die Person hassen, ordnen wir uns ihr wie einem Tyrannen unter. Wenn wir jemanden lieben, werden wir von unserem Haften an dieser Person davongerissen, wir werden von der Liebe versklavt. Am Ende leben alle von uns wie Vasallen dieses Fürsten – des Gedankens. Das ist die Quelle all unserer Probleme.
       Unsere Mägen sondern Verdauungssäfte ab, um Nahrung zu zerkleinern. Wenn zuviel abgesondert wird, könnten wir ein Geschwür oder Magenkrebs bekommen. Unsere Mägen sondern Verdauungssäfte ab, um uns am Leben zu halten, doch ein Übermaß kann gefährlich werden. Heutzutage leiden Menschen unter einem Übermaß an Hirnabsonderungen und gestatten es, von diesen tyrannisiert zu werden. Das ist die Ursache all unserer Fehler.
       In Wirklichkeit sind die verschiedenen Gedanken, die in unseren Köpfen entstehen, nichts als die Szenerie des Lebens selbst. Wie ich früher schon
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