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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)
Autoren: René Menez
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und sah sich, zur Vorsicht mahnend, um.
    Lauschend und umsichtig folgten sie der Fährte.
    Maramir fiel eine große Fichte auf, deren untere Äste, kurz zuvor von Schneelast befreit, noch immer leicht wippten. Woraufhin sie genauer hinsah. – Sie ergriff Kars Hand und zeigte auf eine dunkelhaarige Gestalt, die auf einem der Äste des Baumes saß und sich an den Stamm klammerte. Gebückt, durch niedere Sträucher gedeckt, schlichen sie näher. Ein Rudel von sechs Wölfen tappte aufgeregt unter dem Baum umher. Hungrig belauerten sie ihre bislang unerreichte Beute.
    „Die Ahnen“, flüsterte Kar.
    „Das Spitzgesicht!“, stieß Maramir verblüfft hervor.
    „Sei still!“, zischte Kar und strafte ihre Schwester mit einem mahnenden Blick. „Sollen die Ahnen das Spitzgesicht doch in Stücke reißen!“, raunte sie verächtlich.
    „Ich glaube, die Ahnen wollen seinen Tod nicht! Sie haben uns zu ihm geführt, damit wir ihm helfen!“
    „Was redest du da, Leikika? Sieh hin! Die Ahnen wollen sein Fleisch.“
    Maramir setzte einen Schritt vor. Zugleich packte Kar mit einem festen Griff Maramirs Handgelenk.
    „Bleib hier!“, warnte sie. „Die Ahnen werden dich anstatt des Spitzgesichtes töten!“
    Vor Schreck ließ Kar los, als sie bemerkte, daß die Wölfe sie bereits entdeckt hatten. Geduckt, mit aufmerksam gestellten Ohren, sahen die Wölfe in ihre Richtung. Im nächsten Augenblick sprang Maramir aus ihrer Deckung, gefolgt von Kar, die den Arm ihrer Schwester erneut zu fassen bekommen wollte.
    „Ihr Ahnen, ich bin Maramir, Tochter von Mutter Weißhaar!“, rief sie mit fester Stimme und drängte einige Schritte vor, während Kar versuchte, sie davon abzuhalten.
    „Geht, ihr Ahnen, hier gibt es nichts zu holen! Geht!“, schrie Kar die Wölfe nun an und fuchtelte drohend mit den Armen. Die Wölfe setzten vorsichtig zurück. Mit gestellten Ohren reckten einige abschätzend ihre Hälse. Andere klemmten die Schwänze zwischen ihre Hinterläufe, während sie dabei den Kopf neigten und mit den Schnauzen beinahe den Boden berührten. - Doch der Größte von ihnen fletschte plötzlich gefährlich die Zähne. Es sah so aus, als würde er jeden Augenblick angreifen. In diesem Moment trat Leinocka aus ihrer Deckung hervor. In ihren zierlichen Händen hielt sie einen Speer, den Kar ihr sofort entriss. Drohend trat sie dem Rudel entgegen und schrie: „Geht! Geht fort! Hier gibt es nichts zu holen!“
    Mit aller Kraft, die noch in ihm steckte, schrie auch das Spitzgesicht in seiner fremden Sprache die Rotte an. - Und die Wölfe wichen endlich zurück. Eingeschüchtert trabten sie davon.
    „Siehst du, Kar?“, sprach Maramir mit fester Stimme, überzeugt davon richtig gehandelt zu haben. „Die Ahnen wollen seinen Tod nicht! Sie überlassen ihn uns, damit wir ihm helfen.“
    Kar antwortete nicht, sie beäugte nur argwöhnisch das Rudel Wölfe, von dem sie aus sicherem Abstand beobachtet wurden. Sie erkannte etwas Drohendes in der Art, wie die Wölfe sich bewegten. Ihre stechenden Blicke verrieten ihren Hunger. Sie verlangten nach Fleisch ...
    Völlig entkräftet kletterte das Spitzgesicht vom Baum und sank schließlich am Fuß des Stammes zu Boden. Sofort eilte Maramir zu ihm. Doch der fremde Jäger erhob nicht einmal seinen Kopf um sie anzusehen. Er hielt sich nur die Wunde am Bein und schob den blutgetränkten Fetzen Leder hinunter, den Maramir ihm am Tag zuvor umgebunden hatte.
    Als Kar vor das Spitzgesicht trat, fühlte sie nur Zorn. Verächtlich blickte sie auf ihn hinab. Am liebsten hätte sie den Speer, den sie in ihren zitternden Händen hielt, in seinen Leib gebohrt. Doch dann hob der Fremde seinen Kopf und sah sie an. Seine Züge waren gekennzeichnet von Erschöpfung. - Zögerlich legte Kar den Speer beiseite. Dann wählte sie einen Speer, der zwischen zwei Stoßlanzen und anderen Speeren, die das Spitzgesicht seinen getöteten Feinden abgenommen hatte, neben dem erloschenen Lagerfeuer lag, an dem das Spitzgesicht die Nacht verbracht hatte. Sie lehnte die Waffe schräg an den Stamm des Baumes und zerbrach den Schaft mit einem kräftigen Tritt. Wütend über sich selbst öffnete sie einen Sack, den sie bei sich hatte, zog ein paar lederne Bänder heraus und trat an das Spitzgesicht heran. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, kniete sie nieder und band ihm mürrisch den Stiel an sein Bein, damit es gestreckt blieb und die Wunde nicht bei jeder Bewegung wieder anfing zu bluten.
    „Kann er gehen?“, hörte
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