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Die zehnte Kammer

Die zehnte Kammer

Titel: Die zehnte Kammer
Autoren: Glenn Cooper
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war. »Angenehme Ruhe.«
    »Sie haben vorhin von einer Droge gesprochen«, sagte Luc. »Soll das etwa heißen, dass Sie eine Droge aus dem Tee entwickelt haben?«
    »Nicht nur eine. Drei sogar. Wir haben sie seit den 1970er Jahren, aber, wie schon gesagt, es hat bis heute gedauert, um die biologischen Eigenschaften der wichtigsten Verbindung, R-422, wirklich zu verstehen. Schließlich sind die Gene SIRT-1 und FOXO3A erst vor kurzem entdeckt worden. Und ich bin mir sicher, dass die Wissenschaft in Zukunft noch viel mehr entdecken wird. Vielleicht werden wir eines Tage verstehen, was für Wirkungen 422 sonst noch hat. Die anderen Hauptbestandteile des Tees haben wir schon besser erforscht. R-27, zum Beispiel, die Hauptdroge aus dem Mutterkorn, ist ein Halluzinogen, das Sie wirklich high werden lässt, und der dritte Bestandteil, dieses R-220, ist ebenfalls hochinteressant. Es erhöht die Potenz und Libido, was in den späten 1980ern bei uns zu einem kleinen Skandal geführt hat. Wir hatten damals mit einem Universitätschemiker zusammengearbeitet, der keine Ahnung hatte, woher das Zeug kam, und der hat Informationen an einen Kollegen weitergegeben, der beim Pharmakonzern Pfizer arbeitet. Dass daraus Viagra entstanden ist, muss ich Ihnen wohl nicht extra sagen. Daran können Sie übrigens sehen, dass unsere Arbeit durchaus segensreich für die Allgemeinheit ist. Aber unsere Droge, R-220, stellt Viagra bei weitem in den Schatten, was die potenzsteigernde Wirkung angeht. Leider aber hat sie eine unangenehme Nebenwirkung. Sie wirkt sich auf die Agilität der Spermien aus und macht die Männer, die sie einnehmen, auf Dauer zeugungsunfähig.«
    Luc nickte wissend.
    »Wussten Sie das schon?«, fragte Gatinois erstaunt.
    »Ja. Die Gendarmerie hat die Spermaspuren bei den Vergewaltigungsopfern ausgewertet.«
    »Ach so. Aber aus unserer Sicht ist R-422 ohnehin die bei weitem wichtigste Droge, die wir aus dem Tee isolieren konnten. Das ist es, worum sich alles dreht und weshalb Einheit 70 ins Leben gerufen wurde. Stellen Sie sich vor, da werden Menschen zweihundert bis dreihundert Jahre alt, und das bei guter Gesundheit, ohne Herzinfarkt, ohne Krebs. Das ist er, der echte Jungbrunnen! Denken Sie nur daran, was das für die Menschheit bedeutet!«
    »Aber …«, sagte Luc.
    »Richtig, da gibt es ein großes Aber«, stimmte ihm Gatinois zu. »Das ist ja genau das Problem, deshalb müssen wir unsere Entdeckung geheim halten. Die aggressive Gewalt, die als Nebenwirkung auftritt, kann einen Mann zum wilden Tier werden lassen, unter gewissen Bedingungen sogar zum Mörder. Und was ist mit den Langzeitwirkungen auf den Geist und die Persönlichkeit? Mit Pelays Hilfe haben wir die Leute von Ruac fünfundsechzig Jahre lang zu unseren Versuchskaninchen gemacht. Es gibt einen Berg von Daten auszuwerten. Die Epidemiologen nennen das eine Längsschnittstudie. Unsere Wissenschaftler haben alles versucht, der Droge die Nebenwirkungen zu nehmen und die bremsende Wirkung auf den Alterungsprozess zu erhalten, bisher aber leider ohne Erfolg. Wird die aggressiv machende Komponente unterdrückt, ist der Jungbrunneneffekt ebenfalls aufgehoben. Das ist natürlich eine ziemlich laienhafte Darstellung, in Wirklichkeit ist das alles noch sehr viel komplizierter. Verstehen Sie jetzt mein Dilemma?«
    »Ich verstehe, dass Sara und ich für Sie unbequem sind.«
    »Unbequem ist zwar ein gutes Wort, aber irgendwie ziemlich untertrieben«, sagte Gatinois und winkte mit der Hand, in der sich immer noch das blutbefleckte Taschentuch befand. »Ihre Entdeckung der Höhle war für uns ein Desaster, und möglicherweise sogar eines für die gesamte Menschheit. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill? Diese Pflanzen wachsen praktisch überall, und so gut wie jeder kann sich einen Tee aus ihnen kochen. Können Sie sich vorstellen, was geschehen würde, wenn Millionen von Leuten plötzlich anfangen würden, den Tee von Ruac zu trinken? Sie wollen doch nicht, dass die Menschheit im Chaos versinkt, nur, weil Sie unbedingt ein paar prähistorische Höhlenmalereien erforschen müssen, oder? Das wäre doch ein Szenario wie aus einem Horrorfilm, wenn Heerscharen von zugedröhnten, sexuell ausschweifenden und gewalttätigen Monstern überall schreckliche Verwüstungen anrichten würden! Bisher haben wir diese Entwicklung auf Ruac beschränken können, aber stellen Sie sich vor, dieser Geist springt aus der Flasche! Es ist unsere Pflicht, die Welt vor so etwas zu schützen.« Er wurde
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