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Die zehnte Kammer

Die zehnte Kammer

Titel: Die zehnte Kammer
Autoren: Glenn Cooper
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Spezialeinheit sind Sie?«, fragte sie mit leicht grollendem Unterton.
    Gatinois nickte. »Seit fünfundsechzig Jahren untersuchen wir nun schon den Tee von Ruac, Professor Mallory, und es ist wirklich bemerkenswert, dass Sie innerhalb kürzester Zeit mehr über dieses erstaunliche Gebräu herausgefunden haben als unsere Leute in über sechs Jahrzehnten. Offenbar hat die Wissenschaft in letzter Zeit dramatisch an Wissen über die sogenannten Langlebigkeitsgene und die Serotoninrezeptoren dazugelernt.«
    »Haben Sie Fred deshalb umgebracht?«, fragte sie wütend. »Weil er zu viel wusste?«
    »Nun, wir hatten leider keine andere Wahl«, erwiderte Gatinois mit einem Schulterzucken.
    »Dann waren Sie es, der das Labor in England in die Luft gejagt hat!«, rief Luc aus. »Mehr als vierzig Menschen sind dabei ums Leben gekommen, und das in einem vom Staat befohlenen Terrorakt!«
    Gatinois seufzte. »Terror ist ein schlimmes Wort, Professor Simard. Wir haben die Aufgabe, Frankreichs größtes Geheimnis zu hüten, und sind über unsere Methoden niemandem Rechenschaft schuldig. Weiter oben weiß man gar nicht, dass es uns gibt, und nichts, was wir tun, ist von höherer Stelle abgesegnet. Offiziell gibt es uns gar nicht.«
    Luc spürte, wie seine Angst wuchs. Dieser Mann hatte ihm eindeutig schon zu viel erzählt, und das würde mit Sicherheit Konsequenzen haben.
    Dennoch war Lucs Drang, die ganze Wahrheit zu erfahren, einfach zu groß. »Haben Sie Bonnet meine Leute umbringen und den Mordanschlag auf mich und Professor Mallory in Cambridge verüben lassen?«, fragte er.
    Gatinois lachte. »Guter Witz! Haben Sie das gehört, Marolles? Nein, Professor, das haben wir Bonnet nicht befohlen. Bonnet wusste nicht mal, dass es uns gab. Keiner von denen, außer Pelay hier. Pelay war unser Mann. Unser Informant. Giraud und de Gaulle haben ihn nach dem Krieg rekrutiert, als de Gaulle Staatspräsident wurde. Sie gaben ihm Geld. Sie verliehen ihm geheime Orden und die Anerkennung, die er unter Bonnets Knute nie bekommen hat. Sie haben ihm Honig ums Maul geschmiert und dann damit gedroht, dass sie Bonnet erzählen würden, wer sein Geheimnis verraten hat. Er wusste, dass Bonnet ihn in Stücke reißen und an Duvals Schweine verfüttern würde. Das war seine größte Angst, und wir haben davon profitiert. Aus Angst vor Bonnet hat uns Pelay fünfundsechzig Jahre lang mit Informationen versorgt. Jedes Mal, wenn einer der Dorfbewohner zu ihm kam, bekamen wir eine Probe von seinem Blut, Urin-und Stuhlproben und was es sonst noch alles gibt. Weitere Verbindungen hatten wir nicht nach Ruac. Mit Bonnet hatten wir nichts zu tun. Für seine Morde und alles andere ist allein er verantwortlich.«
    »Aber Sie haben ihn gewähren lassen!«, schrie Sara. »Also sind Sie auch verantwortlich!«
    Gatinois zuckte mit den Achseln. »Vielleicht im juristischen Sinn, wer weiß? Dennoch wird das nie vor ein Gericht kommen. Was wir machen, ist streng geheim. Wahrscheinlich kommen Sie eher an die Abschusscodes der französischen Atomwaffen als an die Informationen über unsere Abteilung.«
    Sara machte einen Schritt auf ihn zu und schrie: »Sie verdammter Mistkerl!« Sie ging auf Gatinois los, wobei ihr das Bettlaken von den Schultern glitt und sie auf einmal nackt dastand. Trotzdem ließ sie nicht ab und versuchte, Gatinois ins Gesicht zu schlagen. Der General war zu überrascht, um sich zu verteidigen, aber zwei seiner Leute packten Sara und zerrten sie weg, während Marolles Luc mit seiner Pistole in Schach hielt.
    Luc war erstaunt über Saras wilde Hemmungslosigkeit. »Tun Sie ihr nicht weh!«, schrie er die beiden Soldaten an.
    Gatinois wischte sich mit einem Taschentuch das Blut von der Wange, wo Sara ihn gekratzt hatte. »Da haben Sie ein gutes Beispiel dafür, was diese Droge aus den Menschen macht, Professor. Diese Aggressionen treten etwa eine Stunde oder zwei nach dem Abflauen der sexuellen Euphorie auf. Ich habe mir sagen lassen, dass das von der Wirkung auf die 5-HT2A-Rezeptoren kommt.« Er lachte schallend. »Da hat dieser Job mich doch glatt zum Wissenschaftler gemacht. Ist das nicht spaßig, Marolles?«
    Sein Berater schmunzelte und sagte den Männern, sie sollten Sara Hand-und Fußschellen anlegen, bedecken und sie dann zum Auto bringen, bis sie sich wieder beruhigt hätte. Sara brüllte sie an und fluchte, während Luc nicht einschreiten konnte, weil Marolles und die anderen ihre Waffen auf ihn richteten.
    »Gut«, sagte Gatinois, als Sara fort
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