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Die zehnte Kammer

Die zehnte Kammer

Titel: Die zehnte Kammer
Autoren: Glenn Cooper
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sich zusammenfallen lassen würden. Tausende Tonnen würden hinab in den Fluss rutschen und die gesamte Höhle mit sich reißen.
    Die Höhle, die seinem Dorf das Leben gebracht hatte und es nun mit dem Tod bedrohte, würde für immer verschwinden, und wenn Pelay seinen Job richtig gemacht hatte, würde auch Simard für immer verschwinden. Danach konnte sich Bonnet in Ruhe um Sara Mallory kümmern.
    Er drehte die hölzerne Kurbel am Detonator, aus dem ein knarzendes Geräusch zu hören war. Wenn er die Kurbel nicht mehr weiterdrehen konnte, war der Detonator scharf, und Bonnet musste mit seinem dicken Daumen nur noch auf den Kopf drücken, neben dem »ZÜNDEN« stand.
    Hinter sich hörte er auf einmal Schritte, dann rief eine laute Stimme: »Halt!«
    Luc war zehn Meter von ihm entfernt und näherte sich langsam dem auf der Erde kauernden Bonnet, der über einen kleinen Kasten gebeugt war.
    Luc richtete die Flinte auf ihn.
    Bonnet schaute auf und grunzte nur: »Zum Teufel mit Ihnen!«
    Da hörte Luc ein knarrendes Geräusch.
    Das Knarren hörte auf, und Bonnet bewegte seine Hand.
    In diesem Augenblick befand sich Lucs Kopf genau im Fadenkreuz von Pelays Infrarot-Zielfernrohr.
    Pelay kauerte im niedrigen Dickicht und stützte die Hand am Gewehrlauf auf einem seiner Knie ab. Für einen Mann seines Alters zitterten seine Hände kaum.
    »Lassen Sie meine Höhle in Frieden!«, schrie Luc Bonnet an.
    Pelay hörte den Schrei und sah durch sein Zielfernrohr, wie sich Lucs Lippen bewegten. Das Fadenkreuz war direkt auf seine Schläfe gerichtet.
    Pelays Zeigefinger krümmte sich langsam um den Abzugshebel.
    Luc wirbelte herum, als er den Schuss von hinten hörte.
    Er hatte erwartet, einen brennenden Schmerz zu spüren, aber er war unverletzt.
    Er drehte sich wieder zu Bonnet. Der alte Mann war jetzt nur noch fünf Meter von ihm entfernt.
    Bonnet blickte in die Mündung von Lucs Flinte. »Pelay!«, schrie er. »Beeil dich!« Sein Daumen lag auf dem Zündknopf.
    Luc fing an zu schreien, aber es waren keine Worte, sondern ein primitives Gebrüll, ein aus seinem tiefsten Inneren aufsteigender Todesschrei.
    Das Mündungsfeuer der Schrotflinte erleuchtete die Dunkelheit, und Luc konnte hören, wie die Schrotkörner sich in Holz, Stein und menschliches Fleisch gruben.
    Langsam trat er ein paar Schritte nach vorn und strengte seine Augen an, um in der Dunkelheit etwas zu erkennen.
    Bonnet lag auf der Seite und blutete im Gesicht. Sein Blick war starr auf den Detonator gerichtet, an dem sein rechter Daumen noch immer auf den Zündknopf drückte. Mit der linken Hand tastete er nach einem Elektrokabel, das der Schrot vom Kasten abgerissen hatte.
    Er packte es und führte es an den Kontakt des Detonators. Es war nur noch einen Zentimeter davon entfernt.
    Luc hatte keine Zeit, um nachzuladen. Er hatte auch keine Zeit mehr, Bonnets Kopf oder seinen Arm mit einem Stoß des Gewehrkolbens zu zertrümmern.
    Es war vorbei. Er hatte verloren.
    Da ertönte ein weiterer Schuss.

SIEBENUNDDREISSIG
    Luc hatte jegliche Orientierung verloren.
    Sein Hemd fühlte sich nass an. Instinktiv tastete er den Stoff ab und spürte warmes Blut und Stücke von etwas Gelatineartigem.
    Männer, die automatische Waffen auf ihn richteten, kamen aus allen Richtungen auf ihn zu und schrien ihn an, er solle sein Gewehr fallen lassen.
    Eine Kugel hatte Bonnets Kopf zur Hälfte weggerissen, seine Hand mit dem Zündkabel lag einen halben Zentimeter vom Detonator entfernt.
    Luc ließ die Flinte auf den Kies fallen.
    Aus dem Kreis der Männer trat einer auf ihn zu. Er war groß und unbewaffnet und trug dunkle Zivilkleidung.
    »Professor Simard?«, fragte er. Seine Stimme hatte einen gepflegten Oberklassenakzent. »Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wann wir uns begegnen würden.«
    Luc musterte ihn kurz. Er war sicherlich nicht aus dem Dorf. »Wer sind Sie?«
    »General André Gatinois.«
    Luc schaute zweifelnd. »Von der Armee?«
    »In etwa«, lautete die rätselhafte Antwort. Gatinois kam näher und untersuchte die Leiche des Bürgermeisters. »Bonnet hat lange Zeit sein Unwesen getrieben. Irgendwann musste es auch für ihn zu Ende gehen.«
    »Sie haben ihn umgebracht«, sagte Luc.
    »Erst, nachdem Sie es nicht geschafft haben.« Gatinois deutete auf die Wunden, die Lucs Schrotladung in Bonnets Körper hinterlassen hatte. »Mit Vogelschrot kann man keinen Menschen töten.«
    »Es war alles, was ich hatte. Er war dabei, meine Höhle in die Luft zu jagen.«
    Zwei Männer
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