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Die Zarin der Nacht

Die Zarin der Nacht

Titel: Die Zarin der Nacht
Autoren: Eva Stachniak
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Begräbnis war die erste Demonstration seines festen Entschlusses, die Erinnerung an seine Mutter und ihr Vermächtnis auszulöschen. Anfangs weigerte Paul sich, seiner Mutter überhaupt ein Staatsbegräbnis auszurichten, gab dann aber nach, als er darauf hingewiesen wurde, dass eine solche Entscheidung die Monarchie untergraben würde. Er ließ den Leichnam Peters III . exhumieren und in einer postumen Zeremonie krönen. Anschließend stellte er dessen Sarg im Winterpalast zwei Tage lang neben dem von Katharina aus. Später wurden die beiden Särge in der Peter-und-Paul-Festung aufgebahrt, bevor sie nebeneinander in der Peter-und-Paul-Kathedrale begraben wurden. Auf der Inschrifttafel standen keine Todesdaten, wodurch der Eindruck erweckt wurde, beide hätten gemeinsam regiert.
    Ein weiterer Beweis für Pauls Hass ist sein Besuch bei dem polnischen General Tadeusz Kościuszko. Paul entschuldigte sich für das, was seine Mutter Polen angetan hatte, und entließ ihn und andere politische polnische Gefangene aus der Haft. Paul schickte auch Boten nach Grodno und lud den polnischen König Stanislaw August Poniatowski ein, als Gast des Kaisers in Sankt Petersburg zu leben; als offiziellen Wohnsitz bot er ihm den Marmorpalast an. Der König starb am 12. Februar 1798 als gebrochener Mann.
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    Alexander, der 1812 als Alexander I . Napoleon Bonaparte bezwingen wird, bezahlte teuer dafür, dass er nicht bereit oder willens gewesen war, den Wunsch seiner Großmutter zu erfüllen und ihr als Kaiser zu folgen. Er musste zusehen, wie die Regentschaft Pauls I . immer wahnsinniger wurde, und entschloss sich zu einem Palastaufstand, der mit Pauls Ermordung endete, einer Tat, die er sich nie verzieh. Einer seiner Mitverschwörer war – nach der verrückten Logik der Geschichte – ausgerechnet Platon Subow, Katharinas letzter Liebhaber.
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    Adam Czartoryski, der Freund, dem der junge Alexander seine Ideen über Russlands Rolle in der europäischen Politik offenbarte, blieb sein Freund. Nachdem Alexander Zar geworden war, machte er Czartoryski zu Russlands Außenminister. Von Alexander ermutigt, gestand Adam dessen Frau Elisabeth seine Liebe, eine Liebe, die Elisabeth teilte und die ein Leben lang hielt. Nach Alexanders Tod 1825 kehrte Prinz Adam Russland den Rücken und nahm am polnischen Aufstand von 1831 teil. Als Prinz Adam Czartoryski schließlich 1861 in Frankreich starb, ein ungekrönter König Polens im Exil, war seine Pariser Residenz, das Hôtel Lambert, längst ein Zentrum politischen und künstlerischen Lebens. Unter anderem gab Frédéric Chopin dort häufig seine Konzerte, und George Sand las dort aus ihren Romanen.
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    Alexandrine oder Großfürstin Alexandra Pawlowna hörte nie mehr etwas von Gustav Adolf. Drei Jahre nach dem Tod ihrer Großmutter heiratete sie einen österreichischen Erzherzog und starb 1803 im Alter von siebzehn Jahren, als sie eine totgeborene Tochter zur Welt brachte.
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    Gustav IV . Adolf, seit 1792 König von Schweden, heiratete Friederike von Baden und wurde 1809 zur Abdankung gezwungen, da man ihn für unfähig und unberechenbar hielt.
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    Konstantin, der einst dazu ausersehen war, als Kaiser eines neuen Byzanz in Konstantinopel zu regieren, misshandelte weiterhin seine Frau Anna Fjodorowna, bis sie 1799 vor ihm floh. Es gab mehrere Versuche, die beiden wieder zu versöhnen, doch Anna (die wieder ihren Mädchennamen Juliane Henriette Ulrike von Sachsen-Coburg-Saalfeld angenommen hatte) weigerte sich, nach Russland zurückzukehren, und lebte als geschiedene Frau bis zu ihrem Ende in Deutschland.
    Konstantin heiratete in zweiter Ehe die polnische Bürgerliche, Joanna Grudzinska. Alexander machte ihn zum Gouverneur Polens, und er lebte in Warschau, wo häufig nachts der junge Frédéric Chopin zu ihm gerufen wurde, um Klavier zu spielen und Konstantin zu beruhigen, wenn er einen seiner berüchtigten Wutanfälle bekam. Er starb 1831.
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    Anjetschka oder Anna Stepanowna Protasowa galt noch lange nach Katharinas Tod am Hof als bemerkenswerte und geschätzte Persönlichkeit. Sie wurde zur Vertrauten von Maria Fjodorowna und bot ihr in den schwierigen Jahren nach Pauls Ermordung ihre Unterstützung an. Anjetschka starb 1826 im Alter von einundachtzig Jahren.
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    Wischka oder Maria Sawischna Perekusichina, Katharinas Hofdame und eine ihrer vielen Spioninnen,
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