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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten
Autoren: Linda Castillo
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Heizgerät um. Hoffnung flackert in mir auf, als sich Petroleum und Flammen über den Holzfußboden ergießen.
    In springe auf die Füße, kicke seinen Mantel in die Flammen. Zwei Meter von mir entfernt schießt Detrick hoch, reißt sich mit wutverzerrtem Gesicht die Hose hoch. Sein Blick schnellt von mir zum Feuer. Ein hysterischer Lacher entflieht meinem Mund, als mir klar wird, dass er nicht weiß, wer oder was die größere Gefahr darstellt.
    Er macht einen Satz auf mich zu. Ich drehe mich um und laufe. Wo habe ich zuletzt die Kimber gesehen? Auf dem Boden? Dem Kaminsims? Ich habe keine Zeit zum Suchen und renne zur Tür, versuche den Knauf mit meinen im Rücken gefesselten Händen zu drehen.
    Da packen seine Hände meine Schultern und ich stoße einen Schrei aus. Er zerrt mich zurück, wirft mich auf den Boden. Hätte ich mich doch nur durchs Fenster gehechtet, ist alles, was ich denken kann.
    Ich trete wild, aber ziellos um mich, lande ein paar Treffer. Er flucht lautstark. Schlägt mit den Fäusten auf meine Beine, doch der Schmerz ist mir egal. Wenn ich aufhöre zu treten, bin ich tot.
    Ich kämpfe wie nie zuvor, nehme vage das kaum einen Meter entfernte Feuer wahr. Rauch und Petroleum steigen mir in die Nase. Sein Mantel brennt neben dem Heizgerät. Der Boden fängt Feuer, Flammen züngeln hoch in die Luft. Der Gedanke, dass jemand den Lichtschein sieht, gibt mir neue Hoffnung.
    Doch die wird umgehend zunichtegemacht, als er sich auf mich wirft. Der erste Schlag trifft mein Kinn. Ich versuche mich zu drehen, wegzurollen, doch er ist zu schwer. Ich trete mit dem rechten Bein, aber der Winkel ist schlecht. Der zweite Schlag trifft mich an der Schläfe. Mein Kopf knallt auf den Boden, weiße Lichter explodieren hinter meinen Augen. Er schlägt mich wieder, und ich höre meinen Wangenknochen krachen. Schmerz brennt in meinen Nasenhöhlen, meine Sicht verdunkelt sich und ich kämpfe gegen eine Ohnmacht an.
    Du musst bei Bewusstsein bleiben! Kämpfe!
    Mein Verstand singt die Worte wie ein Mantra. Ich versuche einen Kopfstoß, doch diesmal ist er vorbereitet. Fluchend knallt er mir die Faust in die Magengrube. Mir bleibt die Luft weg. Ich muss würgen, schnappe nach Luft, doch meine Lunge streikt.
    Dann spüre ich seine Hände um meinen Hals. Er ist unheimlich stark. Ich öffne den Mund zum Atmen, doch er drückt mir die Kehle zu. Panik überkommt mich. Ich drehe und winde mich unter ihm, sehe Sterne am Rand meines Gesichtsfelds. Meine Zunge quillt aus dem Mund, meine Augen treten hervor. Und ich frage mich, ob sich so Sterben anfühlt.
    Dunkle Finger greifen nach mir. Ich höre seine Stimme, verstehe aber nichts. Langsam verliere ich das Bewusstsein. Aber ich will leben. Leben! Und dann wird es dunkel um mich herum und ich stürze in den Abgrund.
    · · ·
    Hätte das Feuer nicht die Fenster erhellt, wäre John an dem Haus vorbeigefahren. Zuerst hatte er es für Einbildung gehalten, dass die Beleuchtung des Armaturenbretts ihm einen Streich spielte. Dann sah er es wieder. Ein gelber Lichtschein durch die scheinbar undurchdringliche Schneewand.
    Autoscheinwerfer? Taschenlampe? Ein Feuer?
    Er machte die Scheinwerfer aus und blieb mit dem Tahoe mitten auf der Straße stehen. Die Sig zog er aus dem Schulterholster, lud sie durch, um eine Patrone schussbereit im Lauf zu haben. Als er die Autotür öffnete, peitschten Schnee und Wind auf ihn ein. Die Sichtweite betrug nur noch wenige Meter. Er kämpfte sich zum Haus vor. Nach zehn Metern sah er wieder Licht aufflackern und wäre fast auf das Auto in der Auffahrt geprallt. Er wusste sofort, dass es Detricks Suburban war. Gleich dahinter stand Kates Mustang, mit einer Abschleppstange daran befestigt.
    John zog sein Mobiltelefon aus der Jackentasche und rief Glock an. »Ich hab sie gefunden.« Er konnte kaum seine Stimme hören, so laut heulte der Wind. »Das leerstehende Haus nahe Killbuck.«
    »Ich bin auf dem Weg.«
    John schob das Telefon zurück in die Tasche. Er hatte keine Ahnung, was ihn da drinnen erwartete. Doch zwei Umstände waren auf seiner Seite: Erstens wusste er, dass Detrick seine Opfer ziemlich lange am Leben hielt. Und zweitens bot der Schneesturm die perfekte Deckung.

36. Kapitel
    Als Erstes wird mir bewusst, dass ich atmen kann. Mein Mund klappt auf. Meine Zunge fühlt sich an wie eine trockene Socke, doch ich sauge die Luft gierig ein. Rauch und Petroleum steigen mir in die Nase. Ich liege auf dem Rücken, meine Hände sind auf dem Rücken gefesselt.
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