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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten
Autoren: Linda Castillo
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Sie nichts über den Fall sagen dürfen.«
    »Danke, Mona, weiter so.«
    Ich blicke zurück über die Schulter und sehe Glock aus seiner Arbeitsnische auf uns zukommen. Er ist keiner, der viel lächelt, doch ich sehe ein Grinsen in seinen Augen. »Wie geht es Ihnen, Chief?«
    »Besser«, bringe ich heraus.
    Pickles taucht hinter ihm auf. »Wow, da holt mich doch glatt der Teufel. Welch schöner Anblick, und das ist wirklich nicht ironisch gemeint, Chief.«
    »Bringen Sie mich nicht zum Lachen«, sage ich. »Dann reißen die Fäden.«
    »Da müssen Sie sich echt was einfallen lassen, wo wir alle hier heilfroh sind, Sie zurückzuhaben«, erwidert Pickles.
    Ich schüttele beiden Männern und Mona die Hand. »Es ist schön, wieder hier zu sein.«
    Die Vertrautheit ist Balsam für meine Seele, ich genieße sie und hoffe, dass ich nicht in Tränen ausbreche.
    »Wir haben erfahren, was im Farmhaus passiert ist«, sagt Glock.
    »Wenn Sie irgendetwas brauchen«, fügt Mona schnell hinzu.
    »Sagen Sie es uns einfach«, vollendet Pickles den Satz.
    Ich lächele sie an. »Ich möchte nur nicht wie ein Invalide behandelt werden, okay?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?« Pickles lacht. »Das würden wir niemals tun.«
    Glock traut sich schließlich, die Frage zu stellen, die allen unter den Nägeln brennt. »Und wie sind Sie darauf gekommen, Detrick unter die Lupe zu nehmen?«
    »Das hat gedauert. Aber in einem war ich mir ganz sicher, nämlich dass Jonas Hershberger kein Mörder ist.«
    »Wie konnten Sie das wissen?«, fragt Mona.
    »Kätzchen.«
    »Kätzchen?«
    Ich erzähle ihnen von dem Wurf, den Jonas gerettet hat, als wir Kinder waren. »Ich glaube, die meisten Soziopathen werden so geboren und nicht dazu gemacht. Nur wenige entwickeln durch Lebensumstände ein soziopathisches Verhalten.«
    »Tomasettis Täterprofil hat genau auf Detrick gepasst«, sagt Pickles.
    »Anscheinend haben solche Profile durchaus einen Sinn«, erwidere ich.
    »Aber wenn Sie nicht –«, beginnt Mona, doch ich unterbreche sie.
    »Rechnen Sie es mir nicht zu hoch an, okay?« Ich denke an Daniel Lapps Überreste im Getreidespeicher. »Ich verdiene es nicht.«
    Weil das Telefon klingelt, komme ich um eine Erklärung herum. Mona eilt zu ihrem Schreibtisch, um den Anruf entgegenzunehmen, und ich gehe in mein Büro, wo ich überrascht feststelle, dass mein Schreibtisch aufgeräumt ist. Als ich das letzte Mal daran gesessen habe, war der Inhalt der
Schlächter
-Akte darüber verteilt. Mona oder Lois scheinen ihn für mich aufgeräumt zu haben.
    Ich habe mich kaum daran niedergelassen, als das Telefon klingelt. Das Display zeigt Monas Nebenstelle an, und ich drücke die Lautsprechertaste.
    »Chief, ich hab gerade einen Anruf gekriegt, dass draußen auf der Dog Leg Road wieder Kühe frei rumlaufen.«
    Ich muss an das letzte Mal denken, als wir einen Anruf wegen Stutz’ Tieren bekamen, und lächele. »Schicken Sie Skid hin, ja? Und sagen Sie ihm, diesmal soll er Stutz vorladen. Er hatte genug Zeit, den Zaun zu reparieren.«
    »Verstanden.«
    Ich lege auf und lehne mich auf dem Stuhl zurück. Von meinem Platz aus höre ich Glock und Pickles das Pro und Kontra von Täterprofilen diskutieren, das gelegentliche Klingeln von Monas Telefon und das Kratzgeräusch des Funkgeräts. Hier zu sein, in diesem Büro, fühlt sich gut an. Ich gehöre hierher, zu meinen Mitarbeitern. In diese Stadt.
    Ich werde weiterhin mit meinen Geheimnissen leben, es gibt schlimmere Schicksale, das weiß ich jetzt. Ich denke an meine Neffen, Elam und James, an Sarah und das Baby in ihrem Bauch. Ich denke an Jacob und die hässlichen Auseinandersetzungen mit ihm. Und ich denke an das isolierte Dasein, das ich führe, meine Unfähigkeit, Anschluss zu finden, und mir wird bewusst, dass es an der Zeit ist, den ersten Schritt zu tun. Sie sind meine Familie, und ich will, dass sie zu meinem Leben gehören.
    Ich denke an John, zum x-ten Mal heute, und frage mich, wo er ist und was er tut. Und ob er genauso oft an mich denkt wie ich an ihn.
    Mein Telefon klingelt wieder, ich sehe auf dem Display die Ortsvorwahl 614 und die Buchstaben » BCI «. Schon beim Abnehmen antizipiere ich den Klang seiner Stimme. »Ich hab mich schon gefragt, wann du mal anrufst«, sage ich.
    »Ich hab gehört, du bist wieder eingestellt.«
    »Sie waren gestern bei mir und haben gebettelt.«
    »Ich hoffe, du warst nicht zu leicht zu haben.«
    »Ich hab eine Gehaltserhöhung rausgeschlagen.«
    »Das ist gut.« Er hält
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