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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten
Autoren: Linda Castillo
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viel und hat keine Zeit, zu kochen oder sauber zu machen. Deshalb beschäftigt er mich weiter.«
    »Verstehe.« Der Zeitpunkt des Auszugs von Detricks Frau und Kindern entging John nicht. »Hat er ein Arbeitszimmer oder ein Büro hier im Haus?«
    Sie sah ihn verwundert an, offensichtlich überrascht von der Frage. »Warum in aller Welt wollen Sie sein Büro sehen?«
    »Ich muss herausfinden, wo er hingefahren ist. Vielleicht hat er hier irgendwo Unterlagen darüber. Aufzeichnungen seiner üblichen Streifentouren.«
    »Würde er so was nicht im Sheriffbüro aufbewahren?«
    »Zeit ist von großer Bedeutung, Ma’am. Wenn Sie mir einfach sein Büro zeigen könnten?«
    »Also gut. Das geht wahrscheinlich in Ordnung. Ich sehe nur nicht, wie das helfen soll.« Die Hand auf den Bauch gepresst, ging sie den Flur entlang. »Suchen die anderen Deputys auch nach ihm?«
    »Jeder verfügbare Mann.«
    »Wie lange wird er schon vermisst?«
    »Seit ungefähr zwei Stunden. Wir können ihn weder auf dem Handy noch über Funk erreichen.«
    »O nein, lieber Himmel, das ist nicht gut.«
    Er folgte ihr durch den Flur, in dem Dutzende gerahmte Fotos hingen. Detricks Kinder, dachte er und fragte sich, wie ein Vater, ein Polizist, so ein dunkles Doppelleben führen konnte.
    Sie stieß eine Tür auf und machte das Licht an. John blickte in ein Arbeitszimmer mit Schreibtisch und Bankerleuchte und einem raumhohen Regal voller Bücher und Nippes, der für den Rest des Hauses wohl nicht gut genug war. An den Wänden hingen Auszeichnungsplaketten von Polizeidienststellen.
    »Was genau suchen Sie denn?«, fragte Lora.
    John ignorierte die Frage und ging schnurstracks zum Schreibtisch. Verschlossen. Doch er war an einem Punkt, wo es kein Zurück mehr gab. Er sah die Haushälterin an. »Wo ist der Schlüssel?«
    »Ich verstehe nicht, warum Sie in seinen Schreibtisch sehen müssen. Das hat doch keinen Sinn. Wofür soll das gut sein?«
    Er nahm einen Brieföffner, ging in die Hocke, stieß die Spitze ins Schloss und brach es auf.
    »Was machen Sie da?«,
rief sie.
    Er wühlte in den Schubladen und hatte in wenigen Minuten den ganzen Schreibtisch durchsucht, ohne etwas zu finden. »Wo bewahrt er sonst noch persönliche Dinge und Unterlagen auf?«
    »Was ist hier wirklich los? Wer sind Sie?«, fragte sie.
    »Wir müssen herausfinden, wo er hingefahren ist.« John stemmte die Hände in die Hüften und sah sich um. »Wo bewahrt er seine persönlichen Dinge auf?«
    »Ich finde, Sie sollten jetzt gehen.«
    »Ich fürchte, das kann ich nicht.«
    »Ich rufe die Polizei.«
    »Die Polizei ist gerade unterwegs und sucht Detrick, Ma’am.«
    Das brachte sie zum Schweigen, doch John wusste, dass es nicht lange anhalten würde. »Ich muss wissen, wo er seine persönlichen Dinge aufbewahrt.«
    Als sie nicht antwortete, trat er vor sie, ergriff ihre Arme und schüttelte sie.
»Wo, verdammt nochmal!«,
schrie er.
    Sie starrte ihn an. Ihr Mund zuckte. »Er hat ein paar Sachen auf dem Dachboden.«
    John nahm zwei Stufen auf einmal hinauf in den ersten Stock, konnte nur noch an Kate denken. Die Zeit, die sie miteinander verbracht hatten. Die absolute Gewissheit in ihrer Stimme, als sie ihm von Detrick erzählte.
    Am Ende des Flurs entdeckte er die Tür zum Dachboden. Die Haushälterin folgte ihm. »Hören Sie sofort auf, hier rumzusuchen, und sagen Sie mir, was los ist!«, schrie sie.
    John stieg die schmale Treppe hinauf, öffnete die Tür und machte das Licht an. Eine nackte Birne baumelte vom Dachsparren, erhellte einen kleinen Dachboden voller Kartons, einem verbeulten metallenen Aktenschrank, einem halben Dutzend Klappstühlen und einem zusammengefalteten Tischsonnenschirm für die Veranda.
    »Ich rufe jetzt auf der Stelle Deputy Jerry Hunnaker an«, sagte Lora.
    John drehte sich um und sah sie in der Tür stehen, ein Mobiltelefon in der Hand. »Tun Sie, was Sie für richtig halten.« Er ging zu dem Aktenschrank und zog an der Schublade, doch sie war verschlossen. »Wo ist der Schlüssel?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie tippte eine Nummer ein.
    John sah sich nach einem Gegenstand um, mit dem er das Schloss aufbrechen konnte, entdeckte einen alten Regenschirm und stieß dessen Metallspitze hinein.
    »Was machen Sie da?«, schrie sie wieder.
    Er bearbeitete das Schloss so lange, bis die oberste Schublade herausrollte. Im vorderen Teil waren Akten, dahinter mehrere Tupperware-Behälter und eine Schuhschachtel. Mit den Akten fing er an. Bankauszüge. Rechnungen von
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