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Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte
Autoren: Toby Bishop
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Erkern und Türmen, den gepflegten grünen Parks und den ordentlich gepflasterten
Straßen von Oscham. Sie hatte die Weiße Stadt immer gemocht, besonders jedoch zu der Zeit, als sie für den alten Fürst Friedrich geflogen war. Jetzt, wo Friedrich nicht mehr lebte und Wilhelm den Fürstenpalast bezogen hatte, wirkte die Stadt irgendwie anders, als hätte der düstere Charakter des neuen Fürsten ihre Schönheit geschmälert.
    Soni schlug kräftig und gleichmäßig mit den Flügeln und trug sie in Richtung Akademie. Der Flug verging schnell. Sie hatten Rückenwind, und vor ihnen leuchtete die untergehende Sonne. Soni schwebte über die Mansardendächer der Akademiestallungen hinweg und nahm ohne Philippas Anweisung Kurs auf die Landekoppel. Natürlich spürte sie Philippas Unruhe. Sie landete mit weit aufgespannten Flügeln und trabte dann locker auf die Stallungen zu. Philippa sprang aus dem Sattel, drehte sich kurz um und legte die Wange an Sonis rote Mähne.
    »Ruh dich ein bisschen aus, mein Mädchen«, sagte sie. »Ich komme später wieder, und dann werden wir dich schön bürsten.«
    Das Aushilfsstallmädchen, eine ziemlich dumpfe, untersetzte Frau, kam heraus, um Sonis Zügel entgegenzunehmen. »Ist Rosella noch nicht zurück?«, fragte Philippa abwesend.
    »Nein, Meisterin.«
    »Ach. Gut, sieh zu, dass du Soni abkühlst. Sie kommt mir erhitzt vor.« Als die Frau nichts erwiderte, runzelte Philippa die Stirn. »Hast du mich verstanden, Erna?«
    Erna seufzte, als wäre es ihr zu anstrengend zu antworten. »Ja, Meisterin.«
    »Dann antworte mir, wenn ich mit dir spreche«, versetzte Philippa scharf. »Führ Soni ein bisschen auf der Koppel umher und reib sie trocken!«

    Erna nickte, drehte sich um und stapfte schweren Schrittes mit Soni zur Trockenkoppel.
    Philippa spitzte gereizt die Lippen, beließ es jedoch dabei. Als sie über den runden Innenhof zur Halle eilte, streifte sie ihre Handschuhe ab. Beere, der Oc-Hund, trottete neben ihr her, und Philippa streichelte seinen seidigen Kopf. Die Akademie wirkte verlassen, da die Mädchen und die meisten Lehrerinnen noch nicht aus den Ferien zurückgekehrt waren. Sie ließ Beere im Hof zurück und lief die breite Treppe zur Halle hinauf, wobei sie zwei Stufen auf einmal nahm. Während sie an den gemalten Porträts geflügelter Pferde vorbeischritt, welche die Wände der Eingangshalle säumten, nahm sie die Reitkappe ab und strich die Haare in ihrem Reiterknoten glatt. Sie klopfte kurz an die Tür der Leiterin der Akademie und betrat ihr Büro.
    »Margret«, begann sie ohne Umschweife. »Weißt du, wo wir Eduard finden …?« Sie unterbrach sich, als sie sah, dass Margret Besuch hatte. »Baronin Beeht … ich dachte … Sie wären auf Ihrem Anwesen oben im Norden, mit Hester und Larkyn?«
    Amanda Beeht, eine große, schlanke Frau mit breiten Schultern, drehte sich bei Philippas Eintreten zu ihr um. Als Philippa den düsteren Ausdruck auf ihrem Gesicht bemerkte, fasste sie sich erschrocken an den Hals. »Ist mit den Mädchen alles in Ordnung?«, erkundigte sie sich. Ihre Stimme klang rau vor Angst.
    »Ja, ihnen geht es gut«, erwiderte Baronin Beeht mit der typischen Direktheit, die Philippa immer an ihr bewunderte. Amanda Beehts Charakterstärke spiegelte sich in ihrer Tochter wider.
    Margret Morghen nickte Philippa zu. »Unseren Mädchen geht es gut«, bestätigte sie. »Ich habe sie aufgefordert,
sich um die Pferde zu kümmern und dann in den Schlafsaal zu gehen.«
    »Was ist geschehen?«, fragte Philippa scharf.
    »Es hat einen Angriff gegeben.«
    »Einen Angriff? Wo und auf wen?«
    »Onmarin, ein Fischerdorf in der Nähe unseres Anwesens im Norden«, erklärte Baronin Beeht. »Die Mädchen haben berichtet, dass Kriegsboote die Meeresenge überquert haben.«
    »Die Mädchen!«, schrie Philippa auf. »Sie waren doch nicht etwa dort?«
    »Doch, das waren sie«, bestätigte Baronin Beeht. »Sie haben das Stallmädchen Rosella und ihre Familie besucht. Die Angreifer kamen, während sie dort waren, aber Rosellas Mutter, offenbar eine kluge Frau, hat die Mädchen sofort weggeschickt. Wir sind sofort zurückgekehrt. Meine Jagdkutsche ist ziemlich schnell. Die Mädchen wollten fliegen, aber ich hielt das für zu gefährlich. Ich habe sie in der Kutsche mitgenommen und ihre Pferde folgen lassen.«
    »Aber … aber was ist denn nur geschehen?«
    »Wir wissen es nicht«, erklärte Margret.
    In das offene, breite Gesicht von Baronin Beeht hatten sich tiefe Falten gegraben.
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