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Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte
Autoren: Toby Bishop
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ließ.
    Bei Kallas Fersen, was konnten sie bloß wollen? Was besaß Onmarin, das die Barbaren begehrten?
    Sie wandte ihr Gesicht ab und rief Tup zu: »Schneller, Tup, flieg schneller!«
    Der junge Hengst reagierte, schlug kräftiger mit den Flügeln und streckte den Hals weit vor.
    Lark konzentrierte sich darauf, das Gleichgewicht zu bewahren, und drückte die Waden fest an Tups Bauch. Sie atmete tief die kalte Luft ein und kämpfte gegen die Übelkeit an, die ihr der Anblick der Grausamkeiten bereitete, derer sie soeben Zeuge geworden war. Wie zerbrechlich der Frieden doch war! Die Sicherheit, die sie noch vor einer Stunde für selbstverständlich gehalten hatte, war von einem Augenblick auf den anderen dahin!
    Verzweifelt biss sie die Zähne zusammen und betete zu Erd, dem Kriegsgott des Nordens, dass er Rosella und den Bewohnern von Onmarin zu Hilfe kommen möge.

Kapitel 2
    P hilippa Winter strich die Handschuhe glatt, während sie den Blick durch den runden Saal schweifen ließ. Die achtunddreißig Edlen des Rates thronten auf prachtvoll geschnitzten Sesseln, die in absteigenden Reihen angeordnet waren. Jeder hatte eine Sekretärin an der Seite sowie einen Diener hinter sich. Ihre Ehefrauen saßen auf der Empore; sie funkelten nur so vor Edelsteinen an ihren Kappen und den goldenen Gürteln, mit denen ihre Wämser geschnürt waren. Die Herbstsonne strahlte durch die Fenster, und der Geruch von Duftwässern war geradezu überwältigend.
    Philippa war froh, dass sie nicht sitzen musste. Sie schritt unruhig durch über den Außengang und blickte über die Köpfe der Edlen hinweg hinunter auf das Podium. Dort räkelte sich Fürst Wilhelm in seinem Thronsessel und strich sich träge das weißblonde Haar glatt. Seine Frau, Fürstin Constanze, kauerte schüchtern in dem kleineren Thron neben ihm und wirkte in ihrem Wams aus schwerem Brokat fast ein wenig verloren. Sie hatte eine lange Perlenkette um den Hals geschlungen, die ihr bis zur Hüfte reichte. Es sah aus, als werde die arme Frau von ihr stranguliert.
    »Durchlaucht«, setzte einer der Edlen an. Philippa blieb stehen und beugte sich vor, um zu sehen, um wen es sich handelte. In diesem Augenblick hob Wilhelm den Blick und entdeckte sie. Seine funkelnden schwarzen Augen
musterten sie auf eine Art, die ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Die Feindseligkeit zwischen ihnen war von Jahr zu Jahr heftiger geworden. Da die Akademie bei der gegenwärtigen Klage sein Gegner war, ging sie davon aus, dass sie sich noch weiter verschlimmern würde.
    Lord Carden hatte das Wort ergriffen; neben ihm stand seine Sekretärin mit den Notizen in der Hand. »Durchlaucht«, wiederholte er und zwang den Fürsten, ihm seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. »Der frühere Zuchtmeister hat Widerspruch gegen seine Amtsenthebung eingelegt.«
    Wilhelm hob eine blasse Braue. »Tatsächlich?«, sagte er. »Und auf welcher Grundlage widerspricht er Unserer Entscheidung?«
    Lord Carden war ein alter Mann, der schon viele Ratssitzungen miterlebt hatte. Ein anderes Ratsmitglied hätte unter dem düsteren Blick des Fürsten, der für seine Rachsucht bekannt war, vielleicht herumgedruckst und gestammelt, doch Lord Carden ließ sich von Wilhelm nicht beeindrucken. Der Fürst konnte ihm und seiner Familie nichts anhaben. Er stand so aufrecht, wie es einem Mann seines Alters möglich war, und nahm von seiner Sekretärin einen Brief entgegen. »Eduard Krisp schreibt, dass der neue Zuchtmeister für das Amt ungeeignet und er selbst zu Unrecht seines Postens enthoben worden sei. Er habe das Amt ebenso ehrenhaft ausgeübt wie vor ihm bereits sein Vater und sein Großvater.«
    Während der Inhalt des Briefes wiedergegeben wurde, beobachtete Philippa Wilhelms Gesicht, doch sie konnte darin weder aufkommenden Ärger noch ein Zeichen der Empörung entdecken. Wilhelm wirkte, wie bereits die ganze Ratssitzung hindurch, vollkommen gleichgültig.
    Lord Cardens Stimme wurde etwas tiefer. »Durchlaucht,
Eduard Krisp hat eine schwere Beschuldigung gegen den Palast vorgebracht.«
    »Weil er seine Arbeit verloren hat?«, fragte der Fürst gedehnt. »Ich glaube kaum, dass es gerechtfertigt ist, die Edlen des Rates damit zu behelligen.«
    »Nein, Durchlaucht«, erwiderte der alte Lord. »Er beschuldigt Sie, die Blutlinien verletzt zu haben.«
    Philippa schnappte nach Luft, und damit war sie nicht die Einzige. Der Schock unter den anwesenden Ratsmitgliedern war deutlich zu spüren. Selbst die Damen auf der Empore
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