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Die Wolkenkinder

Die Wolkenkinder

Titel: Die Wolkenkinder
Autoren: Arthur Hanks
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Lothar höhnisch auf.
       „Paperlapap!“ stieß Dietbert hervor. „Ich bin jahrelang in Wallensteins Tross umhergezogen und habe überlebt. Links und rechts neben mir sind sie an allerlei Krankheiten krepiert, vorne und hinten wurden unsere Leute niedergemacht und grausam verstümmelt, aber ich habe mich immer aus der Affäre gezogen! Ihr seht ich bin diese Zeiten gewohnt, mich bringt so schnell nichts um!“
       „Hätte gar nicht gedacht, dass du das Schlachtgetümmel dermaßen vermisst“, stichelte Randolf.
       „Das nicht, aber ...“
       „Dann halt auch jetzt deinen Rand. Du bringst uns alle in Schwierigkeiten. Sei doch froh, dass du einigermaßen untergekommen bist. Irgendwann muss dieser Krieg ja zu Ende sein, dann können wir immer noch ein besseres Leben führen. Bis dahin wäre es allerdings klug, wenn wir uns in der momentanen Situation arrangieren würden.“
       Lothar starrte still ins offene Feuer, das unter dem bauchigen Kessel züngelte und seitlich an ihm hochleckte. Sein Blick wanderte an diesem alten, schwarz verkohlten Monstrum hoch und beobachtete das blubbernde Wasser, das zu einer kräftigen Suppe werden sollte. Er hörte, wie Randolf von besseren Zeiten sprach und verlor sich in Gedanken an seine schöne Kinderzeit, als er vergnügt mit Hunden im Schlosspark spielte, seine Schwestern mit allerlei Streichen neckte und freudig den Vater empfing, wenn dieser mit großem Halali, reich beladen, von der Jagd nach Hause kehrte. Was für eine fantastische Zukunft hatte man ihm in die Wiege gelegt und nun war er hier gestrandet und musste um sein täglich’ Brot fürchten. Irgendwann, so tröstete er sich, würde er an die Ruinen des elterlichen Hofes zurückkehren und ihn mit Hilfe seines vergrabenen Schatzes wieder aufbauen; er würde seiner Familie ein riesiges Mahnmal setzen, sich die Schönste der Schönen zur Frau nehmen und eine neue Dynastie aufbauen.
       „Da seid ihr ja!“ polterte Emmerich die schwere Holztür herein und riss Lothar augenblicklich in die Gegenwart zurück. „Sitzen hier gemütlich herum und stopfen sich auf meine Kosten den Magen voll!“
       „Wusste gar nicht, dass du über Nacht zum Bauern geworden bist“, blieb Dietbert keine Antwort schuldig. „Soweit ich weiß essen wir das Brot deines Vaters und der wiederum weiß warum er uns bei Kräften hält.“
       „Halt dein freches Schandmaul und scher dich hier raus, bevor ich die Rute hole! Und ihr anderen ebenfalls! Der Ochsenkarren muss angespannt und beladen werden ...“
       „Ist ja schon gut“, murrte Randolf und erhob sich demonstrativ schleppend von der Bank.
     
       Als Dietbert schnalzend den träge dahinrumpelnden Ochsenkarren durch den Sandsteinbogen, der dem Gehöft als Hauptpforte diente, steuerte, hatten die Jungs eine mehr als einstündige Plackerei hinter sich. Wie immer hatte Emmerich nur hämisch grinsend Aufsicht geführt und mit ständigen Sticheleien und Gemeinheiten die Arbeit der Jungs kommentiert. Schließlich aber war er es leid geworden, zumal seine Opfer schlau genug waren, ihm keine Reaktion zu gönnen – er wandte sich ab, kommandierte zwei seiner Knechte mit Pferden herbei und ritt mit ihnen wild voran.
       Endlich konnten sich Randolf und Lothar ein wenig ausruhen und machten es sich zwischen der Ladung einigermaßen bequem. Die Fahrt würde bis in die späten Mittagsstunden dauern, denn die Ochsen, die den doppelspännigen Leiterwagen zogen, waren mit ihrem schaukelnden Trott nicht die Schnellsten. Den Jungs konnte es nur recht sein, hatte man doch so die Gelegenheit, die vorbeiziehende Landschaft, den ein oder anderen Wanderer, Mühlen und kleine strohgedeckte Hütten oder auch die Schnitter beim Heumachen zu beobachten.
       Randolf lies sich die Morgensonne ins Gesicht lachen, atmete die schwer nach aufgebrochener Erde schmeckende Luft ein und dachte bei sich: „Man kann auch den übelsten Zeiten gute Seiten abgewinnen!“

Zweites Kapitel
     
       Einen dichten, schwer nach Harz duftenden Bergwald weiter, kamen sie auf einer weitläufigen, in der prallen Nachmittagssonne liegenden, Hochebene an.
       Die Ochsen hatten sich die letzten Meter schwer getan, denn nicht nur der steiler werdende Anstieg, sondern auch immer häufiger werdende Felsplatten im Weg, machten den Schritt der  mächtigen Tiere mühselig. Emmerich und seine Knechte, die ihre Pferde rücksichtslos die Hänge hochgejagt hatten, erwarteten seit längerem ungeduldig die
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