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Die Wolkenkinder

Die Wolkenkinder

Titel: Die Wolkenkinder
Autoren: Arthur Hanks
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naiv.
       „Weil man uns da erst gar nicht vor lassen würde, du Witzbold!“ konterte Dietbert barsch und kopfschüttelnd, wie man so etwas überhaupt in Betracht ziehen konnte.
       „Wieso? Es geht doch um ihn. Da muss er doch ein Interesse an unserem Wissen haben. Und außerdem bin ich selber adlig, er muss mich vorlassen!“
       „Das war einmal“, mischte sich Randolf abwinkend ein, „Seit sie deine Eltern umgebracht haben, bist du genau wie wir - ein Nichts und Niemand!“
        „Da hat Randolf leider recht“, stimmte Dietbert zu, ging mit gefalteten Händen auf dem Rücken zu einer Dachluke und starrte nachdenklich, fast geistesabwesend, in den leicht von Wolken verhangenen, blau schimmernden Mond.
     
       Nur wenige Stunden später, die Jungs hatten in der stickigen Schwüle, die unter ihrem Scheunendach herrschte, kaum zur Ruhe gefunden, polterte Otmar die morsche Stiege zum Speicher hoch und drang, wie ihm angewiesen wurde, mit lautem Gepolter in den Verschlag ein, in dem die Jungs untergebracht waren.
       „Raus mit euch, ihr Taugenichtse! Oder muss ich euch erst Beine machen!“ tönte er aus vollem Hals.
       „Mann, halt’s Maul Otmar! Sonst fliegst du die Treppe runter!“ konterte Dietbert reichlich angefressen.
       „Du weißt wohl nicht mit wem du redest! Solche Sprüche könnten dir schlecht bekommen!“
       „Ich weiß schon mit wem ich rede!“ setzte sich Dietbert auf seiner Pritsche auf. „Und du kannst froh sein, dass ich morgens nur langsam auf Touren komme, sonst hätte es schon längst was gesetzt!“
       „Wie du willst, mein Lieber. Was man so hört, hast du es dir eh schon mit Emmerich verschissen. Wenn du so weiter machst, wirst du ganz bestimmt nicht besonders alt!“
       „Was du nicht sagst! Fast hätte ich Angst bekommen!“
       „Dein freches Maul wird dir mit Sicherheit noch vergehen! Wenn unser Bund erst einmal ...“ Otmar hatte sich provozieren lassen und hätte um ein Haar sein Geheimnis, das eigentlich keins mehr war, ausgeplaudert.
       „Was wolltest du gleich sagen?“ fasste Dietbert mit spitzer Stimme nach.
       „Ach nichts! Gar nichts! Schon gut!“ faselte Otmar schnell. „Und nun aber mal raus mit euch! Ihr kommt heute ins Salz, da sind uns in letzter Zeit einige Leute abhanden gekommen – Wölfe wahrscheinlich, könnten auch Strauchdiebe gewesen sein. Was soll’s? Nicht schade drum! – Jetzt seid ihr dran!“
       „Schätze eher Emmerich und Konsorten stecken dahinter!“
       „Wie meinst du das?“
       Schnell warf sich Randolf dazwischen, denn er wollte auf keinen Fall, dass Emmerich auch nur den leisesten Hinweis darauf bekommen würde, dass man über seine Gruppe Bescheid wusste: „Nun hör’ schon auf! Du hast zwar Emmerich von seiner schlechteren Seite kennen gelernt, aber du musst jetzt nicht meinen, dass er an allem und jedem Schuld sei!“
       Dietbert verstand den Ellenbogenschubs und die hochgezogenen Augenbrauen und war augenblicklich still.
       Otmar war sich seiner Sache nicht ganz sicher, seine Augen flogen hin und her. Letztendlich konnte er sich jedoch nicht vorstellen, dass durch seine Bemerkung irgendein Rückschluss auf den Geheimbund möglich gewesen sein sollte. In Zukunft wollte er aber auf jeden Fall vorsichtiger sein.
       Eine halbe Stunde später saßen Randolf und seine Gefährten bei Helmine, der Köchin, an einem grob gezimmerten Tisch, der eigentlich nichts weiter als eine kräftige Holzbohle auf Böcken war, kauten an einer Selleriestange und aßen ihr  frisches Fladenbrot dazu. Sie staunten still über die Fingerfertigkeit, die Helmine beim Enthülsen der Erbsen entwickelte, zumal die Küche im Untergeschoss lag und durch die kleinen, mit Ölpapier notdürftig verglasten Scheiben, nur wenig Licht eindrang.
       „Seht zu“, riet sie kleinlaut, sodass es nur die Jungs hören konnten, „dass ihr euch heute noch mal so richtig stärkt, die nächsten Tage und Wochen könnten schwer für euch werden!“
       Randolf nickte mit dankbaren Augen und vollen Backen.
       Dietbert, der trotz der ganzen Drohungen in letzter Zeit von seiner angeborenen Angriffslust keinen Jota eingebüßt hatte, maulte launisch: „Wenn es mir hier zu bunt wird, verschwinde ich einfach. Vorher aber verpasse ich der kleinen Kröte“ – er meinte natürlich Emmerich – „einen Denkzettel, der sich gewaschen hat!“
       „Und dann ziehst du glorreich hinaus in den sicheren Tod!“ merkte
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