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Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Titel: Die Witwen von Paradise Bay - Roman
Autoren: Random House
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Tommy, Tante Eileen und Onkel Ted, der Arzt meiner Mutter, Dr. Ferguson, und mein Lehrer aus der zehnten Klasse, Mr. Newman. Bald schon hat sich ganz Paradise Bay versammelt, redet und lacht, die Gespräche sind so laut, dass ich mich anstrengen muss, wenn ich etwas verstehen will. Ständig fällt der Name meiner Mutter, und jedes Mal wird er von Gelächter begleitet. Die Stimmung im Raum reißt mich mit, ich grüße alte Freunde und Familienmitglieder. Es ist eine Feier des Lebens, und genau das sollte es sein. Ich beobachte, wie Georgia den Kopf nach hinten wirft und über etwas lacht, was Fred ihr ins Ohr flüstert. Dass Georgia innerhalb der Mauern eines Beerdigungsinstituts lachen kann!
    Charlie sonnt sich in den Komplimenten für den Sarg. Er gibt sogar mehreren Verwandten und Nachbarn seine Telefonnummer. Ich weiß nicht, was schlimmer ist: sich bei einer Aufbahrung nach einem geeigneten Sarg umzusehen oder auf der Beerdigung seiner eigenen Mutter auf Kundenfang zu gehen. Doch ich verkneife mir einen Kommentar, denn ich habe schon genug über Charlies Vorhaben geschimpft, und er hat sich das Lob redlich verdient.
    »Da bist du ja«, sagt Tante Sade und umarmt mich stürmisch. »Wie schlägst du dich?« Sie sieht wie meine Mutter aus, nur etwas kräftiger und mit einer anderen Haarfarbe.
    »Mir geht es gut, Tante Sade.« Ich lächle und frage mich, was meine Mutter zu ihrer Totenwache sagen würde, zu all den Menschen, die ihr die letzte Ehre erweisen.
    »Ich finde es nur traurig, dass Mom das nicht mitbekommt. Es ist wirklich schade, dass sie nicht sehen und hören kann, wie wir uns alle um sie herum versammeln. Das hätte sie bestimmt sehr genossen.«
    »Woher willst du das so genau wissen?«, fragt Tante Sade sanft, und ich zwinge mich zu einem Lächeln.
    Jedenfalls zieht der selbstgebaute Sarg, den sich Mom aus ganz praktischen Gründen gewünscht hatte, die meiste Aufmerksamkeit auf sich. »Der Sarg ist wundervoll«, sagt Tante Sade, als könnte sie meine Gedanken lesen, und einen Moment lang glaube ich, dass sie wirklich übersinnliche Fähigkeiten hat. Dann holt sie eine Kamera aus der Tasche und beginnt, Bilder von Moms Leichnam zu machen, wie die Spurensicherung an einem Tatort. Bei jedem Blitz bete ich, dass es der letzte ist, obwohl sich niemand außer mir daran zu stören scheint. Tante Sade stammt noch aus einer anderen Generation, die niemals ohne Kamera zu einer Beerdigung gegangen wäre. Meine Mutter hat beim Begräbnis meines Großvaters einen ganzen Film verschossen und die Bilder sogar in das Fotoalbum zu unseren Schulbildern und Urlaubsfotos geklebt. Aber ironischerweise geht die ältere Generation mit der Zeit, Tante Sade löscht drei Aufnahmen meiner toten Mutter von der Speicherkarte. Irgendwie finde ich das befremdlich, denn Mom hat ja nicht weggeschaut oder vergessen, in die Kamera zu lächeln. Als Tante Sade mich mit meiner Mutter fotografieren will, tue ich ihr den Gefallen, wenn auch widerwillig. Ich weiß nicht, ob ich auf den Leichnam meiner Mutter oder in die Kamera schauen, ob ich trauernd aussehen oder lächeln soll.
    Howie beobachtet mich von weitem und wirft mir angesichts meiner Beklommenheit und Verlegenheit ein Lächeln zu. Ich lächle zurück. Ein kurzer, intimer Moment. Als er sich einen Weg durch die Menge bahnt, wird Tante Sade kreidebleich. Sie sieht Howie ebenso schockiert wie fassungslos an, während sich mir der Magen umdreht und ich verzweifelt nach einer Erklärung suche, bei der ich nicht allzu schrecklich dastehe.
    »Alles in Ordnung, Tante Sade?« Ich lege ihr eine Hand auf den Arm, um sie zu beruhigen.
    »Er wacht über dich.«
    »Wer?«, frage ich verwirrt.
    »Dein Mann«, sagt Tante Sade in ernstem Tonfall. »Er ist hier. Ich hatte gerade eine Vision. Ich habe ihn ganz deutlich gesehen.«
    Ich lächle. »Ich weiß. Ich spüre seine Gegenwart auch.«

Kapitel 41
    Lottie
    Eine Woche ist es nun her, dass ich die schönste Nachricht meines Lebens erhalten habe, und ich hatte noch immer keine Gelegenheit, meine Freude zu teilen. Ich platze vor Stolz, seit ich weiß, dass wir Geld für WIHP bekommen. Aber wann soll ich die Neuigkeiten verkünden? An Weihnachten war es nicht möglich, nicht nachdem uns Georgia mit ihrer Schwangerschaft überrascht und Prissy meine Krippe zerstört hat. Und das Beerdigungsinstitut und Claras Totenwache waren auch nicht der richtige Ort und Anlass, es zur Sprache zu bringen.
    Doch die Zeit drängt, ich muss es Prissy und Georgia
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