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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe
Autoren: Carter Brown
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große Preis — der, für den es sich lohnte, einen Mord zu
begehen? Eben hier in diesem Büro — das für den neuen Tempel hereinfließende
Geld. Achtzigtausend, wie Cornelius gesagt hat.«
    »Wenn wir schon von dem
Tempelgeld sprechen«, sagte Lavers scharf, »wo ist es eigentlich?«
    »Ich kann Ihnen sagen, wo es
war, Sheriff«, antwortete ich. »In diesem Safe.«
    Lavers starrte auf den Safe und
dann auf Bennett. »Wo ist es?« schrie er beinahe.
    »Ich weiß es nicht, Sheriff«,
sagte Bennett. »Ich kann das Ganze nicht verstehen. Nur wir beide kannten die
Kombination: ich und der Prophet.«
    »Wo ist dieser verdammte
Prophet?« brüllte Lavers und stürzte auf die Tür zu.
    »Er ist verschwunden«, sagte
ich sanft. »Er hat sich mit dem Sonnengott vereinigt.«
    Lavers erstarrte. Er drehte
sich langsam und unheildrohend um. »Wheeler?«
    »Sir?«
    »Ich bin ein toleranter Mensch.
Nun — antworten Sie mir! Wo ist dieser Bursche, der Prophet?«
    »Er ist verschwunden«, sagte
ich hilflos. »Ich habe gesehen, wie er verschwunden ist. Und außer mir etwa
zweitausend Leute. Plötzlich tauchte eine Art Rauchvorhang vor ihm auf und als
der Rauch verzogen war, war der Prophet verschwunden — spurlos verschwunden.«
    Lavers fuhr sich langsam mit
der Zunge über die Lippen. »Ich bin von Kretins und Irren umgeben«, vertraute
er uns an, ohne sich an einen Bestimmten zu wenden. »Wheeler, niemand
verschwindet einfach. Er muß irgendwohin gegangen sein — und Sie tun gut daran,
mir nicht mehr zu erzählen, er habe sich mit dem Sonnengott vereinigt.«
    »Es tut mir leid, Sheriff«,
sagte ich. »Er ist einfach verschwunden.«
    »Und hat achtzigtausend Dollar mit
sich genommen!« schrie Lavers. »Verdammt, Wheeler, ich wußte doch, daß dies
geschehen würde! Gleich von Anfang an habe ich gesagt, Ihre Aufgabe bestünde
darin, es zu verhindern.«
    »Und außerdem sollte ich zwei
Morde aufklären«, erinnerte ich ihn. »Ich habe zwei Mörder — sie sind wichtiger
als das Geld!«
    »Wer sagt das?«
    »Diese achtzigtausend sind
lediglich Geld, daß irgendwelchen Trotteln aus der Nase gezogen wurde«, sagte
ich. »Jeder, der sein Geld dafür hergibt, damit ein Tempel zum Gedächtnis an
den Sonnengott gebaut wird, der seinen Propheten zu sich berufen hat, sollte
nicht mehr frei herumlaufen dürfen.«
    »Achtzigtausend Dollar!«
stöhnte Lavers. »Das wird man mir bei der Wahl nicht vergessen!«
    »Ich glaube doch«, sagte ich in
tröstendem Ton. »Morgen werden die Betroffenen spätestens erfahren haben, daß
man sie um ihr Geld gebracht hat. Wer erinnert sich hinterher schon noch gern
an Zeiten, in denen er zum Narren gehalten wurde.«
    Die Bürotür fuhr auf, und
Polnik kam hereingestürzt. Er schlitterte durch den Baum und kam mit
rotfleckigem Gesicht unmittelbar vor mir zum Halten. »Lieutenant!« Sein Atem
fuhr zischend durch die Zähne. »Ich habe überall nach Ihnen Ausschau gehalten!
Wo sind Sie gewesen?«
    Ich überlegte. »Da«, sagte ich
vorsichtig.
    »Etwas Schreckliches ist
passiert!« sagte er und schluckte geräuschvoll.
    Lavers packte ihn am Arm. »Was
denn?« fragte er dringlich. »Sprechen Sie, Mann!«
    Polnik schüttelte hilflos den
Kopf und schnappte dann nach einer gigantischen Portion Luft. »Es ist
entsetzlich!« sagte er in lautem Flüsterton. »Ich muß es Ihnen sagen,
Lieutenant — Sheriff.«
    »Dann sagen Sie es uns endlich,
Mann!« heulte Lavers wie ein entmannter Wolf.
    »Der Prophet«, verkündete
Polnik mit einem plötzlichen Verzweiflungsgebrüll, »er ist verschwunden!«
    Seine Stimme ertrank in dem
noch lauteren Verzweiflungsgebrüll des Sheriffs.
    »Irre und Kretins!« bellte
Lavers zur Decke. »Von Irren und Kretins bin ich umgeben!« Er fuhr herum und
sah mich an. »Bleiben Sie mir ja für die nächsten achtundvierzig Stunden aus den
Augen, Wheeler. Ich fürchte, ich laufe Amok, wenn ich Ihr Gesicht allzufrüh wiedersehe.«
    »Ja, Sir«, sagte ich beglückt.
    »Und sorgen Sie dafür, daß er
ebenfalls außer Sichtweite bleibt!« Lavers wies mit zitterndem Finger auf
Polnik. »Sonst wird ein neuer Mordfall auf Sie warten, wenn Sie ins Büro
zurückkehren!« Er stampfte aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
    Polnik blickte mich an. »Habe
ich was Falsches gesagt?«
    »Sie hätten ihm ebensogut von Abraham Lincoln erzählen und ein paar
aktuelle Neuigkeiten über ihn mitteilen können«, sagte ich.
    »Was?«
    »Machen Sie sich keine
Gedanken«, sagte ich. »Gehen Sie nach Hause
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