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Die Wildnis

Die Wildnis

Titel: Die Wildnis
Autoren: Chris Golden , Tim Lebbon
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den sie nur als Archie kannten, seinen Whisky hinunter und knallte das Glas auf den Tisch. Einer seiner Begleiter sagte etwas, und Archie lachte mit einem raubtierhaften Grinsen im Gesicht. Was auch immer so witzig gewesen war, es musste etwas besonders Gemeines gewesen sein, das sah man am Funkeln in seinen Augen. Erhatte sie wegen des dichten Qualms und der schummrigen Beleuchtung noch nicht bemerkt. Sogar jetzt, als sie ihn alle anstarrten, bekam Archie nichts mit.
    Seine Aufmerksamkeit galt voll und ganz den zwei jungen Männern an seinem Tisch.
    Junge Männer ist gut, dachte Jack, das sind doch noch Jungen. Fast noch Kinder.
    Sie waren neu hier, natürlich, die Gier nach Gold stand ihnen noch deutlich ins Gesicht geschrieben, zusammen mit dem Stolz, von solch harten Kerlen wie ihresgleichen behandelt zu werden. Jack musterte die Gesichter der anderen Männer an Archies Tisch. Er kannte zwar keinen, aber er kannte den Typ sehr wohl. Sie waren Raubtiere wie Archie und William. Eine Kugel in den Rücken hatte Archie nicht umgebracht, und der Anblick des leibhaftigen Wendigos war nicht furchtbar genug gewesen, um ihn von seiner Gier abzubringen.
    Als Jack klar wurde, was er mit diesen beiden Jungen vorhatte – dass er immer noch andere versklavte, um sie für ihn nach Gold schürfen zu lassen –, stand der große, haarige Dreckskerl auf, klopfte den beiden auf die Schulter und forderte sie auf mitzukommen. Jack wusste nicht, was er ihnen versprochen hatte. Bei dem Kneipenlärm konnte er nichts verstehen. Doch die beiden Jungen schienen begeistert zu sein. Sie standen auf und gingen mit Archie mit, gefolgt von einem der anderen am Tisch, und zu viert drängten sie sich ohne einen Blick zurück durch die Menge nach draußen, wo die Dunkelheit der Nacht und ein bitteres Los auf sie warteten.
    Jack stand auf und wollte folgen.
    Merritt packte seinen Arm. Jack wirbelte herum und starrte seinen Freund an.
    »Sag mir bloß nicht, ich soll mich nicht einmischen.«
    Merritt stand die Zornesröte im Gesicht. »Nie im Leben. Ich will bloß nicht, dass du vor mir da bist.«
    »Ich auch nicht«, stimmte Hal zu.
    Jack fixierte ihn mit einem stählernen Blick. »Nein. Du bleibst hier.«
    Der Junge brauste auf. »Niemals.«
    »Sei nicht bescheuert«, erklärte Jack. »Merritt und ich werden Dawson morgen verlassen – das hoffe ich wenigstens, Merritt?«
    Merritt nickte zustimmend. »Tut mir leid, mein Freund, aber Jack hat recht. Du hast dir hier ein Leben aufgebaut. Du hast deinen Job bei der Zeitung, und dieses Mädchen, wo du schon rot wirst, wenn man nur den Namen nennt. Wenn du mit uns da rausgehst, musst du morgen mit uns kommen, sonst bringen sie dich um, sobald wir weg sind.«
    Hal sah aus, als wollte er weiter protestieren, doch dann begriff er, dass sie recht hatten, und gab auf. »Dann gehe ich jetzt an der Bar was trinken. Kommt wieder, wenn es vorbei ist und wir essen gehen.«
    »Abgemacht«, erwiderte Jack und ging mit Merritt hinaus.

    Auf dem Weg nach draußen kamen sie direkt an Archies Spießgesellen vorbei, die sie keines Blickes würdigten. Sie traten auf die dunkle Straße, der Mond hing sichelförmig am Himmel über ihnen und spendete nur ein gespenstisch goldenes Licht. Archie und seine Kumpane hatten die Jungen nach links geführt, Richtung Fluss, weg von der Stadt. Jack sah ihnen hinterher und fragte sich, womit er die beiden wohl gelockt hatte. Mädchen? Gold? Eine Unterkunft? Egal. Sie würden von Archie nichts bekommen außer einen Schlag aufden Hinterkopf und ein kurzes, brutales Leben voll Leid und harter Arbeit.
    »Los, komm«, sagte Jack leise.
    Er rannte los, die Revolver in seinem Halfter schlugen ihm an die Hüften, sein dicker Mantel wog schwer. Er hörte Merritt direkt hinter sich, zog einen seiner Revolver und reichte ihn ihm.
    »Ich will ihn nicht«, keuchte Merritt, der viel zu lange in der Kneipe gehockt hatte, um gleich so loszulegen.
    »Du sollst damit nur den anderen in Schach halten«, erklärte Jack.
    Dann hatten sie keine Zeit mehr zu reden. Archie und die anderen hatten sie bemerkt. Im schummerigen Mondlicht, das sie alle wie Gespenster aussehen ließ, drehten sich die beiden Sklaventreiber und ihre jungen Opfer nach ihren Verfolgern um.
    Archie, der kaum mehr als ein großer, drohender Schatten war, griff nach seiner Waffe, als Jack und Merritt sie eingeholt hatten.
    Jack zog seinen zweiten Revolver und spannte den Hahn. Archie erstarrte.
    »Wir haben nichts zum Klauen!«, rief
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