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Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Titel: Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)
Autoren: Thomas Schmid
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ein Glas Honig aus ihrem Rucksack. Als sie es Lilli in die Hand drückte, bemerkte Lilli den silbernen Ring an Fannis Finger.
    »Danke, Fanni!«, sagte Lilli.
    »Danke, Lilli«, antwortete Fanni leise und marschierte davon. Steil bergauf Richtung Schraderhütte.

    Ambrosia, Zenzi, Walli, Resi und Kunigunde sowie Milli und alle namenlosen Ziegen begleiteten die Bandenkids, Giulia und Gelatino bis ans äußerste Ende der Weide. Dort streckten sie ihre gehörnten Köpfe über den erneuerten Weidezaun und muhten und meckerten zum Abschied.
    Als Gelatino die mit Reisetaschen, Rucksäcken und Giulias Koffer vollgepackte Lastenseilbahn nach unten schickte, wandte Lilli sich noch einmal um. Die Hadersdorfer-Alm inmitten der Bergwiesen, das Gipfelkreuz auf dem Hausberg, der Felsenkamm und die in der Ferne glänzenden Schneegipfel, die dunklen Wälder und der Bergsee, den Ole ihr geschenkt hatte. Alles war, wo es hingehörte. Und sie würde alles hier zurücklassen und doch mitnehmen als Erinnerung.

    Unten am Staigerhof räumten sie ihr Gepäck in Gelatinos Kleinbus. Die Luft im Auto roch noch immer nach Stinkbombe. Vroni stand auf einem der Balkone des Staigerhofs und winkte. Schließlich stiegen alle ein und Gelatino startete den Motor.
    »Noch ein paar Stunden«, sagte Bob zu Lilli. »Dann kann dein Brüderchen auf die Welt kommen!«
    Alle stöhnten auf.
    »
Scusi
, tut mir leid«, murmelte Bob. »Ich wollte es nicht verraten!«
    »Ich weiß das doch schon längst.« Lilli lachte. »So oft, wie ihr euch alle
fast
verplappert habt!«

Lilli lag in ihrem Bett, ihrem eigenen Bett! Auf ihrem Fransenteppich kauerte Sneaker und japste fröhlich. Lillis Vater und Luisa saßen auf der Bettkante. Lilli streichelte über Luisas Babybauch, wünschte ihrem Brüderchen eine Gute Nacht und umarmte ihre Eltern.
    Luisa und Stefan lehnten die Tür nur an. Lilli schaltete ihren gelben Lampenstern aus und lauschte auf die vertrauten Geräusche des Hauses.

    Am nächsten Morgen kamen Very, Bob und Enya zu Lilli. Sie frühstückten auf der Terrasse, bewunderten Luisas wirklich runden Bauch und fingen schließlich Bussi, Birdie, Flocke und Ines ein, die während ihrer Abwesenheit ja im Gewächshaus gewohnt hatten. Sie setzten die Hühner in Lillis Fahrradanhänger. Gewissenhaft schloss Lilli die Plane, ließ aber links und rechts einen Spalt frei, damit die Hühner im Anhänger auch genug Luft bekamen. Dann radelten die
Wilden Küken
los.
    Schon auf der Landstraße kamen ihnen die
Grottenolme
auf ihren Fahrrädern entgegen und eskortierten sie bis an die Weiherwiese.
    Lilli schob ihr Fahrrad mitsamt dem Hühneranhänger durchs hohe Gras. Am Hühnergarten angekommen, holte sie ein Huhn nach dem andern aus dem Anhänger und setzte es in den Freilauf. Sie klappte die Gitterdeckel darüber und lief Richtung Steg. Ihr Herz hüpfte beim Anblick der
Mystery
, die wie immer abenteuerlustig und doch fest vertäut auf dem Weiher dümpelte.
    Lilli beschleunigte ihre Schritte. Hinter ihr auf der Weiherwiese schrien ihre Freundinnen alle gleichzeitig auf: »Nicht, Lilli!«, »Vorsicht, Oberküken!«, »Attenzione!«
    Lilli fragte sich, warum, aber als der Boden unter ihren Füßen nachgab und sie in die Tiefe plumpste, wusste sie es. Mit den Armen durch die Luft rudernd, landete sie auf platzenden Ballons. Duftwasser spritzte ihr ins Gesicht und ein jäher Schmerz schoss ihr vom Fußgelenk bis in die Wade.

    Mit vereinten Kräften hievten
Olme
und
Küken
Lilli aus der Fallgrube.
    »Wer andern einen Grube gräbt …«, sagte Lilli und biss sich vor Schmerz auf die Lippe.
    »Fällt selbst hinein!«, ergänzte Mitch.
    »Ich kann nicht auftreten.« Lilli sackte in die Arme ihrer Freundinnen.
    »Ich ruf deine Eltern an!« Ole zückte sein Handy.
    Lilli spürte, wie ihr das Wasser in die Augen stieg. Vor Schmerz, Wut und Ärger. Bei all ihren Abenteuern in den Bergen hatte sich niemand eine ernsthafte Verletzung zugezogen – nicht einmal bei Enyas Absturz und Rettung. Aber jetzt, hier daheim, mitten auf der Weiherwiese, musste sie so dumm sein und … tosender Schmerz unterbrach ihre Gedanken.

    Keine Viertelstunde später hielt Luisas roter Kleinwagen oben am Feldweg. Stefan stieg aus und rannte zu Lilli. Er nahm sie hoch und trug sie zurück zum Auto, dessen Beifahrertür Luisa aufhielt. Stefan setzte Lilli auf die Rückbank, Luisa schnallte sie an, setzte sich neben sie und strich ihr über die schweißnassen Locken. »Du riechst aber gut!«

    An der Klinik
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