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Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Titel: Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)
Autoren: Thomas Schmid
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dem Frühstück klatschte Gelatino aufmunternd in die Hände. »No zwoa Tag und no jede Menge Arbeit!« Er ging auf und ab, zeigte in alle möglichen Richtungen und zählte auf, was er noch alles erledigt haben wollte, bevor sein Onkel Alois aus dem Krankenhaus heimkommen würde. Seine Liste reichte von A wie ›Alle Abfälle abtransportieren‹ bis Z wie ›Zaunpfähle zimmern‹.
    »Noch zwei Tage!«, seufzte auch Giulia. »Und ich hab noch keinen Schluss für meine Seminararbeit.« Sie steckte ihr Notebook an den Solarladeregler.
»Gruppendynamik und Konfliktmanagement«,
sie verdrehte die Augen. »Mein Professor will, dass im Schlussteil was Persönliches kommt!«
    »Schreib doch über uns!«, schlug Bob vor. »Wir sind eine Gruppe und …«
    »Ziemlich dynamisch!«, ergänzte Very.
    »Und wir haben jede Menge Konflikte!«, sagte Enya mit einem ziemlich schiefen Lächeln zu Vroni, das diese mit einem genauso schiefen Lächeln beantwortete.
    »Und mia san Manager!« Gelatino reckte die Arme wie ein Athlet in die Höhe und zeigte auf sich selbst.

    Nach dem Frühstück trieben Vroni und die Bandenkids die Kühe und Ziegen aus dem Stall und machten sich, wie um Gelatino recht zu geben, alle nützlich.
    Die
Grottenolme
schlossen Wetten ab, wer schneller einen Baumstamm absägen und zu einem Zaunpfahl anspitzen könnte – Ole oder Erik.
    Und während die Jungs sägten, hackten und über die gestoppte Zeit stritten, reparierten und putzten Bob und Very den alten Grill aus dem Heustadel und dachten sich Grillsaucen aus, denn zum Mittagessen sollte es die Bratwürstchen geben, die Vroni ebenfalls mit auf die Alm gebracht hatte.
    Lilli hatte sich das Schreinerwerkzeug zusammengesucht und hobelte an der alten Werkbank zwischen Stall und Stadel einige Holzleisten glatt, mit denen sie die Fensterrahmen vom Heustadel erneuern wollte. Wie bei ihrem Vater, wenn er in der Schreinerwerkstatt arbeitete, steckte ein Bleistift hinter Lillis Ohr. Lilli schnappte sich den Meterstab und lief in den Heustadel. Die unteren Fenster hatte sie schon ausgemessen, aber das Lüftungsgitter im Giebel fehlte noch. Lilli lehnte die Leiter an den Zwischenboden und kletterte hinauf. Um das Gitter zu erreichen, rückte sie Strohballen wie eine Treppe an die Bretterwand.
    Plötzlich hörte sie unter sich Schritte und kurz darauf ging die Stadeltür zu. Im ersten Moment dachte Lilli an die
Grottenolme
, die hier irgendeinen neuen Streich aushecken wollten, aber die Stimmen, die zu ihr heraufdrangen, gehörten Enya und Vroni.
    »Und wenn sie mich fragen, bei wem ich wohnen will?«, sagte Vroni. »Ich will in den Bergen bleiben. Aber nicht ohne Mama!« Vroni fing an zu weinen.
    Lilli stand reglos auf ihrer Strohballentreppe und hielt die Luft an.
    »Sch-sch-sch!«, hörte sie Enya. Ein paar leise Sätze verstand Lilli nicht. Sie konnte die beiden auch nicht sehen, aber sie spürte, dass Enya Vroni im Arm hielt und tröstete.
    Schließlich schniefte Vroni und schnäuzte sich. »Du verrätst doch niemandem, dass ich geweint hab?«
    Kurz war es still.
    »Du und deine Eltern …«, sagte Enya, »ihr müsst versuchen, trotzdem eine Familie sein, auch ohne dass die zwei zusammen sind.« Lilli hörte ein Rascheln und dann wieder Enyas Stimme. »Bei mir ist das auch so.«
    »Also ist Freundschaft manchmal besser als Liebe?«, fragte Vroni heiser.
    »Ja«, sagte Enya. »Ganz oft sogar!«
    Die beiden gingen leise hinaus. Lilli stand mit dem Meterstab auf den Strohballen. Durch das Lüftungsgitter strich ein Lufthauch kühl über ihre feuchten Augen.

    Die nächsten beiden Tage vergingen wie im Flug. Alle legten sich ins Zeug und arbeiteten wie die Wilden, um die Hadersdorfer-Alm auf Vordermann zu bringen. Die gewaschenen Vorhänge hingen an der Leine zum Trocknen, das Holz der erneuerten Fensterrahmen hob sich hell von den verwitterten Wänden des Heustadels ab, die frisch gestrichenen Fensterläden leuchteten einladend. Der gesamte Weidezaun war wieder wie neu, die Stube war blitzblank geputzt und aufgeräumt. Nirgends lag mehr Abfall herum.

    Und dann war Sonntag, der letzte Tag auf der Alm. Heute würden die
Wilden Küken
, Gelatino, Giulia und die
Grottenolme
abreisen. Aber noch war es nicht so weit.
    Nach dem Frühstück sortierte Very ihre Rezepte. »Meine Eltern werden Augen machen, dass ich jetzt kochen kann!« Sie lächelte Bob zu. »Na ja, noch längst nicht so gut wie du!«
    Die
Wilden Küken
verzogen sich auf den Dachboden und sahen Bob über die
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