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Die Wilden Hühner

Die Wilden Hühner

Titel: Die Wilden Hühner
Autoren: Cornelia Funke
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zischte Melanie. »Blöder Kerl.«
    Die andern wichen verlegen zurück.
    Sprotte aber stand auf, legte das Foto zurück und machte den Truhendeckel zu. Dann steckte sie den schwarzen Schlüssel in das Schloss und ließ es wieder einrasten. 
    »Kommt«, sagte sie. »Wir gehen wieder nach oben.« 
    »Willst du nicht noch in die Koffer gucken?«, fragte Trude vorsichtig.
    Sprotte schüttelte den Kopf und ging zurück zur Leiter. »Das geht uns nichts an«, sagte sie. 

20. Kapitel

    Sprotte fühlte sich komisch, seit sie die Truhe geöffnet hatte. Und das Gefühl verschwand auch nicht, als Oma Slättbergs Geheimnis wieder unter dem Küchenteppich verborgen war. Kaum ein Wort kriegte sie raus. Ihr Kopf war voll von wirren Gedanken über das Hochzeitspaar auf dem Foto. Sie schämte sich. Sie schämte sich für die beiden, dass so viele fremde Augen sie angestarrt hatten. Ganz verrückt machte sie das. Dauernd sah sie die fremde junge Frau vor sich, aus der auf rätselhafte Weise Oma Slättberg geworden war.
    Die andern merkten, was mit ihr los war. Kein Wort mehr verloren sie über den vermeintlichen Schatz. Nicht mal Torte. Sie räumten den Tisch ab, wuschen das Geschirr - und ließen die schweigende Sprotte am Küchentisch in Ruhe. Die Jungs verschwanden bald, um alles für die Feier vorzubereiten. »Denn feiern tun wir doch, oder?«, fragte Fred. »Auch ohne Schatz.«
    »Ja, klar«, sagte Melanie und alle sahen Sprotte an. 
    »Ja, klar«, murmelte sie.
    Dann fuhren Melanie und Trude zum Mittagessen nach Hause und Frieda und Sprotte waren allein. 
    »Willst du nicht zu Hause essen?«, fragte Sprotte. 
    Frieda schüttelte den Kopf. »Wenn du nichts dagegen hast, bleib ich hier.«
    »Okay«, sagte Sprotte. »Ich wär jetzt sowieso nicht gern allein.« Nachdenklich sah sie Frieda an. »Weißt du, auf dem Foto sieht sie so anders aus, irgendwie ...« Sprotte zuckte die Schultern.
    »Nett«, sagte Frieda. »Sehr nett sieht sie aus. Überhaupt nicht verbiestert.«
    »Ja.« Sprotte nickte und stand auf. »Komm, wir holen Eier und Kartoffeln und machen uns was zu essen.« 
    Gemeinsam liefen sie durch den Garten zum Hühnerstall. Dank Freds Pflanzen sahen die Beete wieder richtig gut aus.
    »Meinst du, wir werden auch mal so wie meine Oma?«, fragte Sprotte, als sie sich vier Eier aus den Nestern holten. Die Hennen kamen gackernd aus dem Auslauf herein und bettelten um Futter.
    Frieda zuckte die Achseln und strich einer Henne über die Flügel. Sonderbar hart fühlten die sich an. 
    »Na, ich hoffe nicht!«, seufzte Sprotte und dann machten sie sich in Oma Slättbergs Küche Bratkartoffeln mit Spiegeleiern und frischem Schnittlauch.
    Als Sprotte und Frieda zum Baumhaus der Pygmäen kamen, waren Melanie und Trude schon da. Friedlich baumelten ihre Beine neben denen der Jungs. Laute Radiomusik dröhnte durch den Wald.
    »He!«, rief Sprotte, als sie und Frieda die wackelige Leiter hochkletterten. »Wird das nicht 'n bisschen eng da oben, wenn wir auch noch dazukommen?«
    Am Leiterende erschien Fred, in der einen Hand eine riesige Chipstüte, in der andern eine Cola. »Quatsch«, sagte er. »Oder glaubst du, wir haben unser Hauptquartier kleiner als deinen Hühnerstall gebaut?«
    »Ganz schön hoch!«, stellte Sprotte fest, als sie oben stand. Ihr wurde ein bisschen schwindelig, als sie runterguckte. Vorsichtshalber machte sie erst mal einen Schritt zurück und setzte sich auf die Bank, die die Jungs um den Baumstamm herumgezimmert hatten. Wie die andern da so einfach am Rand sitzen und mit den Beinen baumeln konnten, war ihr schleierhaft. Zum Glück ging es Frieda nicht besser und sie setzte sich neben sie.
    »Wollt ihr nicht mal die tolle Aussicht genießen?«, fragte Melanie und drehte sich zu ihnen um. »Ich mach gern Platz.« »Nein, danke«, sagte Sprotte, Frieda schüttelte den Kopf.
    »Haha, den beiden ist schwindelig, wetten?« Torte schüttelte sich vor Lachen.
    »Naja, Hühner haben ja auch auf Bäumen eigentlich nichts zu suchen!«, kiekste Steve.
    »Hört schon auf!«, brummte Fred und hielt Sprotte seine Chipstüte unter die Nase. 
    »Nee, danke!«, sagte Sprotte.
    »Willst du Schokolade?«, fragte Fred. »Oder Gummikrokodile? Haben wir auch. Die schmecken total pervers. Vor allem die roten!«
    Sprotte schüttelte nur den Kopf. »Nee, wirklich. Vielleicht später.« O Gott, war ihr schlecht. 
    »Ich hätte gerne so 'n Gummikrokodil«, sagte Frieda. 
    »Klar!«, sagte Fred. »Klar, kommt sofort. He, Steve,
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